10 Jahre “Tanzen am Kreisel” – ein Interview mit dem Macher


Der 9. November ist nicht nur für die deutsche Geschichte ein wichtiges Datum – an dem Tag fiel die Mauer 1989. Der 9. November wird auch bei der Crew und bei den Partypeople der UBAR und des Mauerpfeiffers in die Geschichtsbücher eingehen. Allerdings 30 Jahre nach dem Mauerfall – 2019! Denn dann steigt das zehnjährige Jubiläum der “Tanzen am Kreisel”-Partys. Ich habe mich mit einem der Macher bzw. dem Kopf des Ganzen im virtuellen Raum zum Plausch getroffen. Guckt mal, was mir Tim Grothe so erzählt hat:

Hi Tim, stell dich den Lesern doch mal kurz vor. Wer bist du? Was ist dein Part bei den Partys? Und was machst du, wenn du nicht gerade im Eventbereich Saarbrückens unterwegs bist?

Eine Frage, die ich irgendwie ja gar nicht mag, denn auch wenn ich als DJ, Betreiber & Inhaber für alles den Kopf hinhalte und verantwortlich für Booking, Personalmanagement etc. bin, ist es dennoch das großartige Team, das hinter dem Club steht und jeder einzelne davon Tag für Tag sein Bestes gibt. Ansonsten bin ich Ehemann und Vater von zwei großartigen Kindern. Außerdem, wenn mir die Zeit dazu bleibt, sitze ich noch ab und zu in meinem Studio und produziere oder lass meiner alten Liebe, dem Zocken von PC-Spielen, ab und zu noch freien Lauf. Ach ja, und aktuell lerne ich dank meiner Tochter und Frau gerade das Reiten. Ist echt anstrengender als ich dachte.


Was war zuerst da: Das Huhn oder das Ei? Oder anders. Was war zuerst da? UBAR oder Mauerpfeiffer?

Mit der UBAR hat alles angefangen. Damals hieß sie aber noch Unsichtbar. Der Mauerpfeiffer kam erst viel später.


Blicken wir doch ein bisschen zurück in die Historie, von 1959 bis 2019. Stichwort “Generalsanierung”, “Baustellenpartys” und “Open-Air-Bereich”.

Uff das wird eine lange Antwort. Die ganze Geschichte der Gebäude von 1959-2009 würde hier wohl auch etwas den Rahmen sprengen. 2009 war das Gebäude jedenfalls so runtergekommen, dass es eigentlich hätte abgerissen werden müssen. Genau dort beginnt aber nun die Geschichte der Unsichtbar. Das Gebäude gehörte damals der Firma, für die mein Freund Jens (bis 2014 auch Geschäftspartner) und ich gearbeitet haben. Wir haben das Gebäude quasi einfach besetzt und wollten dort aus Spaß ab und zu mal eine Party veranstalten. Unsere Kohle war allerdings schon allein durch die Müll- & Schuttbeseitigung direkt verpufft. Die Bude war echt in einem schrecklichen Zustand. Sowohl Mauerwerk und Dach mussten teilsaniert, und Wasser und Elektrik komplett neu gemacht werden. Und ein WC gab es erst gar nicht. Da stand echt Arbeit an, aber das Geld war alle, also haben wir einfach Baustellen-Raves zur Finanzierung dieser Bauarbeiten veranstaltet.

Das ist dann alles etwas aus dem Ruder gelaufen und die ersten Anzeigen und Beschwerden ließen nicht lange auf sich warten. Uns wurde untersagt, Getränke zu verkaufen oder Eintrittsgelder zu nehmen. Also gab es nur noch private Spendenpartys. Mann, das war eine abgefahren Zeit… Jeder durfte spenden, wie viel er wollte – am Einlass oder an der Theke. Die Partys waren wirklich einzigartig. Aber das Gesetz und die Zeit drängte uns, trotzdem alles zu legalisieren und in geordnete Bahnen zu bekommen. Nachdem wir dann auch Teile des Gebäudes für einen symbolischen Betrag übernehmen konnten und nach über einem Jahr die wichtigsten Sanierungsarbeiten plus alle rechtlichen Bedingungen geregelt waren, konnten wir endlich für alle und ganz offiziell eröffnen. Wir haben uns schnell einen Namen gemacht und bald war im Internet unter Unsichtbar fast nur noch unser Content zu finden. Damit kamen dann die nächsten Probleme. Unser Name wurde von einem gleichnamigen Restaurant streitig gemacht. So wurden wir halt zu Uschi & Bärbel und später dann zur UBAR.

2015 kam dann die Gelegenheit, weitere Gebäudeteile zu übernehmen und auch einen Außenbereich zu realisieren. Die Idee Mauerpfeiffer entstand und wurde durch Eigenleistung innerhalb von neun Monaten Dauerbaustelle realisiert. Parallel hierzu lief die UBAR immer weiter. Die UBAR & Mauerpfeiffer sind ja quasi in einem Gebäudetrakt, so konnten wir also bauen und gleichzeitig feiern. 2016 wurde dann der Betrieb der UBAR eingestellt und der Mauerpfeiffer eröffnet. Nach einem weiteren Jahr hat uns die UBAR allerdings so sehr gefehlt, dass wir auch diese wieder aufgebaut haben. Nun existieren zwei Clubs direkt nebeneinander in friedlicher Koexistenz unter der Führung eines Teams. Die UBAR wird aber nur für spezielle Anlässe geöffnet. Wie zum Beispiel für unser Zehnjähriges. Sonst ist die UBAR eher unser privater Partyraum und Back-Back-Back Stage.

Was zeichnet die beiden Locations aus, wie unterscheiden sie sich zu anderen Clubs, und wo liegt der Unterschied “inhouse” zwischen der UBAR und dem Mauerpfeiffer?

Wie wir uns zu anderen Clubs unterscheiden, muss sich wohl jeder selbst ein Bild machen. Bei uns kommt allerdings alles aus eigener Hand und alles wurde von uns so gestaltet, wie wir es am Besten finden. Wir sind Betreiber und Veranstalter zugleich. Fremdveranstaltungen oder Ahnliches gibt es bei uns so gut wie nicht, was ja in der heutigen Zeit wohl leider eher zur Seltenheit geworden ist. Vom Charakter und Flair sind UBAR und Mauerpfeiffer wohl recht ähnlich – und trotzdem irgendwie total anders. Wir haben beim Bau des Mauerpfeiffers die Erfahrung aus der Zeit mit der UBAR einfließen lassen. So gibt es dort einen Backstage-Bereich und eine Toilette hinter dem DJ-Pult auf dem Floor “Ebene Zwo”. Wie oft habe ich das bei langen DJ-Sets in der UBAR vermisst… Ausserdem natürlich der grandiose Außenbereich. Eer ist bei Sommernächten einfach nicht mehr wegzudenken. Akustisch geben wir uns in beiden Läden unser Bestes und suchen immer wieder nach Verbesserungen. Genug ist eben doch nicht genug. Aber die UBAR und der Keller der UBAR werden immer einzigartig bleiben, was auch der Winzigkeit der Floors geschuldet ist.


10 Jahre “Tanzen am Kreisel”. Warum eigentlich Kreisel?

Normal sind Läden wie wir ja eher in Randgebieten oder etwas ab vom Schuss zu finden. Wir jedoch haben unser Platz mitten in der Stadt am größten Verkehrskreisels Saarbrückens gefunden. Wenn jemand nicht weiß wo er uns findet, ist der Ludwigskreisel immer ein guter Tipp.


Am 9. November steigt die große Jubiläumsfeier. Was genau erwartet die Partypeople? Und wie groß ist das Team, das hinter dem Event steckt?

Oha, es wird heftig! Wir öffnen beide Läden und stopfen auf fünf Floors alle Residents und Freunde, die zur Verfügung sind. Auch einen Drum´n´Bass-Floor unserer Partyserie TIEFKLANG wird es geben. Die bekanntesten DJs / Acts an diesem Abend dürften wohl Florian Meindl, Gerald VDH, Pappenheimer, Kerstin Eden und Lukas Stern sein. Unser Team besteht zur Zeit aus 50 bis 60 Mitarbeitern, freien Mitarbeiter, Residents, Künstlern. Aber es gibt auch immer noch unzählige Helfer und „Ureinwohner“, ohne die wir nicht wären wie wir sind.

Wie wichtig ist es heutzutage, finanzkräftige Sponsoren zu gewinnen, um die Durchführung von Partys zu gewährleisten?

Da kann ich nicht wirklich mitsprechen. Es macht das Ganze bestimmt etwas einfacher, denn wirklich sehr oft hängt man mit so einem Projekt echt am finanziellen Limit und weiß oft nicht, wie es weiter geht. Aber ich habe in den zehn Jahren gelernt, dass es immer weiter geht. Manchmal würde uns eine Finanzspritze bestimmt gut tun. Aber wir sind auch stolz, dass wir alles ohne große Kredite und Investoren bisher hinbekommen haben.


Ihr habt Pappenheimer und Kerstin Eden im Line-up. War es schwer, so hochkarätige Namen zu buchen, die ja in den Clubs auf der ganzen Welt spielen?

Kerstin gehört schon lange zu unseren Stamm-DJs. Ich glaub, sie mag unseren Keller ganz gerne. (lacht) Irgendwann hat sie dann mal Pappenheimer mitgebracht, und auch er war direkt Feuer und Flamme. Ein Symbolbild dafür, wie es bei uns lief und auch noch immer läuft. Vieles entsteht einfach von alleine und durch Symbiosen. Agenten überreden ist nicht, und mit astronomischen Gagen locken wir auch nicht. Wenn es passt passiert es einfach. (lacht)


Die Party wird auf fünf Floors gefeiert. Bring doch mal Licht ins Dunkel, wie sich die Areas aufteilen.

Die UBAR hat zwei Floors: einer im Keller (dunkel, brachial und klein). Hier finden wir Kerstin Eden. Der andere klingt wie ein Studio: glasklar und mit einer Menge Druck. Hier gibt es unser DnB-Tiefklang-Showcase. Der Mauerpfeiffer hat eigentlich einen Außenbereich. Im Winter ist hier aber ein Teil zu einer Hütte umgebaut. Hier wird es bunt und wild mit Schnick & Schnack, Soundexperimenten, aber auch Tanzbares wird es hier geben. Auf der “Ebene Zwo” im Mauerpfeiffer wird Florian Meindl, Gerald VDH, Lukas Stern zu finden sein. Und im Mauerpfeiffer Keller wird Pappemheimer zur späteren Stunde sein bestes geben.


Ihr legt großen Wert auf die Soundanlage und das Lichtsystem. Nenne hier doch gerne mal ein paar Fakten und Details – gerne auch die Namen der Hersteller oder wer das Konzept umgesetzt hat.

Ich finde es Quatsch, sich über Markennamen zu profilieren. Wie oft hat man in Veranstaltungswerbungen schon von F1-Systemen gelesen, wo sich der Raum dann doch wie ein Klo angehört hat. Macht einfach keinen Sinn, man muss es hören! Wir kombinieren hier Erfahrung der vergangenen Jahre mit teilweise auch komplettem Selbstbau der Speaker. Am Besten ist es, wenn man sich den Sound einfach anhört. Bisher waren unsere Gäste jedenfalls immer sehr sehr glücklich.

2019 ist fast vorbei. Lass es doch einmal Revue passieren und gib uns einen Ausblick auf 2020.

2019 war ein wirklich tolles Jahr. Der Sommer war viel besser als erwartet, und wir hatten trotz Rekordhitze wirklich tolle Veranstaltungen. Wenn sich das nun bis zum Ende des Jahres durchzieht, können wir wirklich sehr, sehr glücklich sein. Für 2020 sind wir gerade mitten in der Planung. Worauf ich mich besonders freue, sind vor allem die Adapter Partys und Pan-Pot kommt uns Anfang des Jahres dann auch noch besuchen.

Super, vielen Dank für das Interview, Tim.
Weitere Infos zur Party findet ihr HIER.

www.mauerpfeiffer.de
www.ubar.de

10 Jahre Tanzen am Kreisel // 09.11.2019 // UBAR & Mauerpfeiffer, Saarbrücken