Alyne – In der Musik zu Hause

 

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Ihre ersten Kontakte zur elektronischen Musik knüpfte Alyne Reusch damals als regelmäßiger Gast im legendären Rocker33, seit 2013 ist sie selbst als DJ aktiv. Die Stuttgarterin  hat sich in den letzten vier Jahren als Connaisseuse ihres Genres bewiesen. Ende November erschien ihre neueste Produktion „Elfen“, für die sie zusammen mit Solee kollaborierte, auf Soulful Techno.

Im Leben von Alyne dreht sich mittlerweile alles um die elektronische Musik. Sie ist nicht nur als DJ unterwegs, auch als eigenständige Produzentin hat sie auf sich aufmerksam gemacht. Nach „Ni Kuanza“, „Vicissitude“ und „Village People“ erscheint nun „Elfen“ auf Parquet Recordings. Nach „Neosensual“ ist es die bereits zweite gemeinsame Produktion mit Labelchef Solee. Musikalisch treffen hier zwei Parallelen aufeinander, die auch bei dieser Produktion harmonisch funktionieren. Für Alyne ist die Zusammenarbeit entspannt und spannend zugleich: „Bei unseren gemeinsamen Tracks sitzen wir immer zusammen im Studio und inspirieren uns gegenseitig. Von der Ideenfindung bis zum Arrangement versuchen wir immer, einen Konsens zu finden. Wir haben beide unsere eigenen Vorstellungen, meistens sind sie ähnlich, aber manchmal dauert es auch mal länger, bis wir uns einigen können. Solee ist ein hervorragender Produzent mit einem tollen Gespür für Melodien. Er hat natürlich viel mehr Erfahrung als ich, weshalb ich etwas mehr Durchsetzungskraft brauche, aber im Gegenzug kann ich natürlich auch noch was von ihm lernen.“

Nicht nur in ihren Produktionen, auch in ihren Sets spielen harmonische Melodien eine große Rolle. Für die Stuttgarterin sind sie essenziell, um eine Stimmung zu transportieren und sich sowie andere dazu zu bewegen, sich in der Musik zu verlieren. Aber auch bei ihr bestätigen Ausnahmen die Regel: „Neben melodischen Tracks mag ich aber auch experimentelle, treibende Sounds, die vor allem in dunklen Clubs andere Welten schaffen. Eine Mischung aus beidem ist für mich optimal.“

Dass sie ein Gespür für den richtigen Ton hat, hat vor allem Labelchef Solee früh erkannt. Nicht zuletzt deshalb konnte sie sich den Job als A&R bei seinem Label Parquet Recordings sichern und ist seitdem für die musikalische Richtung des Labels mitverantwortlich. „Durch diesen Job kann ich noch tiefer in die Welt der elektronischen Musik eintauchen“, beschreibt Alyne ihre Tätigkeit. „Allerdings kann es manchmal auch schon Zeit und Nerven in Anspruch nehmen, weil viele nicht mehr recherchieren, welches Label zu ihrer Musik passt. So findet sich bei den Demos alles von Hip-Hop über EDM bis Hardcore. Da ist es umso schöner, wenn etwas Passendes dabei ist und ein bisher noch unbekannter Künstler die Chance bekommt, gehört zu werden. So kann ich auch einen kleinen sozialen Beitrag für die Szene leisten, das macht mir Spaß!“

Neben ihren musikalischen Tätigkeiten begibt sich Alyne auch sehr gerne auf Reisen, wo sie vor allem viel Inspiration für ihr kreatives Schaffen aufsaugt. Positive sowie negative Eindrücke ihrer Reisen verarbeite sie gerne in ihrer Musik, sagt sie. Auch das florierende Nachtleben unserer Hauptstadt ist für sie immer wieder eine Inspirationsquelle. Anfang 2018 wird sie das erste Mal auf dem „Rainbow Serpent“-Festival in Australien auftreten, bei dem sie sicherlich noch mehr Eindrücke gewinnt, die sie in ihrem Studio, das vorwiegend aus digitalen Tools wie Cubase und VSTs von Arturia besteht, für neue Produktionen nutzen kann. Nach „Elfen“ wird um die Jahreswende auch eine neue Solo-EP von ihr erscheinen, für die sie sich vorwiegend mit dem Prophet von Dave Instruments beschäftigt hat. Allerdings nehmen bei ihr auch traditionelle Instrumente einen großen Stellenwert ein: „Das klassische Klavier ist für mich meistens das Instrument, um Grundharmonien zu finden, da es klarer und unverblümter ist als die meisten Synthesizer.“

„Elfen“ erschien Ende November auf Soulful Techno.

Aus dem FAZEmag 070/12.2017 
Text: Janosch Gebauer

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