Ante Perry – präsentiert das Perrydise auf Erden

Der mittlerweile in Berlin lebende DJ und Produzent Ante Perry veröffentlichte Ende August sein neues Album „Welcome To Perrydise“ auf dem ebenfalls in der Hauptstadt ansässigen Label Kallias. Berliner DJ bringt neues Album auf Berliner Label – das klingt erst mal wenig erfrischend. Wer sich das Album des leidenschaftlichen Dortmunders jedoch anhört, wird schnell merken, dass es hier mehr zu hören gibt als eine Ansammlung von Clubtracks. Wir haben nachgehakt und durften mehr über Ante Perrys ganz persönlichen Garten Eden erfahren.

ante perry by jan kapitaen


Vor wenigen Tagen erschien „Welcome To Perrydise“. Was auf den ersten Blick auffällt, sind die vielen Features. Wie wichtig war es dir, deine Freunde und Kollegen in dein „Perrydise“ miteinzubeziehen? Oder sind sie es, die dieses erst möglich machen?

Da „Welcome To Perrydise“ mein erstes Artist-Album ist, war es mir sehr wichtig, so viele Freunde und Kollegen wie möglich zu integrieren. Bis auf Chasing Kurt, Luis Baltes und Fynn hatte ich mit allen Künstlern im Vorfeld schon etliche Berührungspunkte in Form einer Kooperation, eines gemeinsamen Gigs oder Remixes. Zusammen mit meinen Freunden wird das Perrydise zu einem noch schöneren Ort.

Eine weitere Besonderheit zeigt sich im Aufbau deines Albums. 15 Titel, darunter sehr unterhaltsame Skits. Was war dir bei der Zusammenstellung des Albums wichtig und worauf hast du besonderen Wert gelegt?

Mein Ziel war es, ein Album zu produzieren, wie das die deutschen Hip-Hop-Bands in den 90er-Jahren gemacht haben. Mit Intro, Interludes, Charme, Witz und Vielfältigkeit. Nehmen wir zum Beispiel „Sillium“ von Fünf Sterne deluxe. Da gibt es mehrere saugute Interludes – zum Beispiel den „Fünf Sterne deluxe“-Sprachkurs. Auch DJ Kozes „Music Is Okay“ beginnt ultralustig mit der Stimme von seinem Vater. Ich liebe Interludes als Stilmittel, habe aber natürlich auch darauf geachtet, dass alles dramaturgisch hinhaut.

Das ist dir gelungen, Ante. Und mit der Nummer „Gib Dem Affen Zucker“ feat. Tobitob & Luis Baltes hast du auch musikalisch für Überraschungen gesorgt. Wie ist das Stück entstanden und welche Idee steckt dahinter?

Ich kenne die Moonbootica-Jungs schon seit über 16 Jahren, Fünf Sterne deluxe natürlich noch viel länger und ich wollte schon immer etwas Hip-Hop-mäßiges mit Tobi machen. Vor gut zwei Jahren, auf dem SonneMondSterne-Festival, habe ich ihn, zugegebenermaßen mit gutem Pegel, darauf angesprochen und er hat Ja gesagt. Am Silvestermorgen 2016 kam dann die Mail rein mit seinem Rap zu meinem Song – und glaubt mir, der hat mich derbe geflasht. Tobi hat astrein abgeliefert. Sogar die Affengeräusche sind von ihm. Während der 5-Sterne-Tour im letzten Jahr – ich war bei drei Konzerten – lernte ich dann auch noch Luis Baltes kennen. Ein paar Tage nach der großen Abschlusssause in Hamburg traf ich Luis zufällig in der Schanze, wir schnackten und machten das Ding perfekt. Das Leben und seine Zufälle sind der Hammer manchmal.

Das Mixen verschiedener Genres war schon immer Teil deiner Sets. Auch auf deinem Album zeigst du dich facettenreich. Wieso magst du es am liebsten vielseitig und bunt?

Wer meine Hemden kennt, weiß, dass ich nicht auf Eintönigkeit stehe. Aber im Ernst: So bin ich. Und so war ich immer. Das ist Teil meiner DNA. Meine Leidenschaft für Musik begann mit dem „60 Minutes Of Funk“-Mix von Funkmaster Flash im Jahr 1991. Das wollte ich auch. Letztendlich bin ich deshalb heute hier. Anfang 2000 tauchten dann die Turntablerocker auf, die auch immer einen mega Genre-Mix auf die Teller geworfen haben. Mann, das waren Partys. Genauso wollte auch ich als DJ immer flashen. Dass ich mit dieser Eigenschaft manchmal Menschen vor den Kopf stoße, gehört wahrscheinlich dazu. Ist mir aber auch egal. Hauptsache, auf der Tanzfläche geht’s ab. Ich bin gerne positiv. Deshalb habe ich auch viel Wert auf den Look gelegt, also das gesamte Artwork mit den Palmen und sommerlichen Farben. Und natürlich darauf, dass das Baby auch auf Vinyl erscheint. Das musste sein!

Für vielseitig und bunt steht auch das Label Kallias. Perfect Match? Oder wieso Kallias?

Ursprünglich wollte ich das Album auf meinem eigenen Label BE AN APE herausbringen. Aber Kallias hat sich von Beginn an extrem bemüht und mir so manche Tür aufgestoßen – also habe ich mich dazu entschieden, den Weg mit Kallias zu gehen.

Hört sich schlüssig an. Im Vorfeld wurden auch zwei Album-Singles veröffentlicht. Planst du für die Zukunft auch Remix-EPs oder Ähnliches?

Drei sogar. Die dritte ist „Gib Dem Affen Zucker“ feat. Tobitob & Luis Baltes mit einem extrafetten Disco-Mix von Tobitob. „Get Down“ mit Chasing Kurt kam ja schon im April und „Looking Back“ mit Younotus & Max Joni erschien im Juni. Weitere Remixe stehen definitiv an – wann und von wem verrate ich an dieser Stelle jedoch noch nicht. Da dürft ihr weiter gespannt sein!

Es gibt auch abgesehen vom Album Neuigkeiten, denn du hast vor Kurzem die Agentur gewechselt und bist jetzt Teil des Rosters von Vivid Artists. Wie kam es dazu?

Ich wohne seit März in Berlin und war auf der Suche nach einer Agentur, die mich und meine Musik optimal vertreten kann. Vivid Artists teilt nicht nur meine Wertvorstellungen und den Enthusiasmus – sie haben auch ein super Netzwerk. An dieser Stelle noch mal danke an Juliet Sikora, die mich tollerweise den Jungs vorgestellt hat.

Ein extremer Sommer neigt sich womöglich bald dem Ende zu – und mit Sicherheit hast du in dieser Freiluftsaison wieder vieles erlebt. Korrekt?

Ein Wahnsinns-Sommer ist das! Damit meine ich weniger das Wetter als die super Gigs, die ich spielen durfte. Zu den Highlights gehören die „LouLou Records Night“ zur Off Week in Barcelona, das Sonne Mond Berge Festival in den Waliser Alpen in der Schweiz, das Beauville Festival mit Maxim Lany in Belgien und meine „Ante Perry & Friends Rooftop Party“ in Dortmund mit Kid Simius und Phil Fuldner. Die Gigs waren alle mega.

Hört sich definitiv nach einer ganzen Menge Spaß an, Ante. Wie geht die Tour weiter?

Es geht für mich quer durch die Republik, in die Schweiz, die Dominikanische Republik, nach Österreich, Belgien, Südafrika und hoffentlich sogar Brasilien und Australien.

Zum Abschluss: Nachdem in vergangenen Interviews die Frage nach der optimalen Disconacht bereits öfter gestellt wurde, würde ich nun gerne wissen, ob dir mit „Welcome To Perrydise“ das optimale Album geglückt ist.

Ja. Ich bin von dem Album zu 1000 Prozent überzeugt und ich höre es tatsächlich sehr oft.

Na, wenn das keine Ansage ist!
Aus dem FAZEmag 079/09.2018
Text: Julian Haußmann
Foto: Jan Kapitaen
www.anteperry.com

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