Brandt Brauer Frick – Glücksritter

Brandt Brauer Frick – Glücksritter
Brandt Brauer Frick – Glücksritter

Brandt Brauer Frick sind bekannt für ihre Experimente mit elektronischer Musik. Die drei ausgebildeten Musiker verbinden geschickt Einflüsse und Techniken aus der Klassik mit moderner Musik. Zuerst als Trio, mittlerweile als Ensemble – analoger kann man kaum werden. Mit ihrem neuen Album „Joy“, das am 28. Oktober auf !K7 veröffentlicht wurde, kombinieren sie noch eingehender verschiedene Musikstile. Großer Bestandteil des neuen Werks ist unter anderem der Sänger Beaver Sheppard. Mit Jan Brauer sprachen wir über das neue Album, Politik und die Oper „Gianni“, an der die drei mitgewirkt haben.

Ihr experimentiert viel mit akustischen Instrumenten in einem elektronischen Rahmen. Was habt ihr für „Joy“ Neues ausprobiert?

Das wesentlich Neue an „Joy“ ist, dass wir mit Beaver Sheppard zusammen das komplette Album aufgenommen haben. Er hat Texte und Melodien geschrieben, wir haben erst mal viele Ideen und Songskizzen gesammelt und dann nach und nach die Songs daraus entwickelt. An Instrumenten hört man auf „Joy“ so ziemlich alles, was wir bisher auch benutzt haben: Piano, Streicher, Bläser, viel Percussion und Schlagzeug, Synthesizer und allerlei Elektronisches. Und obendrein noch einen Drumcomputer, der wohl auch ein bisschen zu dem 80s-Vibe beiträgt, der auf „Joy“ durchschimmert.

Mit „Joy“ setzt ihr auch einen Fokus auf Gesang. Wie war es für euch, nun auch Vocals mit in eure Kompositionen einzubauen?

Wir haben vorher schon mit Sängern und natürlich gesampleten Vocal-Sounds gearbeitet, somit war das keine richtige Umstellung. Es wurde jedoch schnell klar, dass wir diesmal das ganze Album mit Beavers Stimme versehen wollten. Daraus entwickelte sich bei der Instrumentierung mehr Freiheit, da seine Stimme die Platte zusammenhält. Es gibt stilistisch sehr unterschiedliche Tracks auf „Joy“ – für uns eine gute Abwechslung zu den vorherigen Platten.

Thematisch setzt ihr euch laut Pressemeldung damit auseinander, wie man Glück in Zeiten von Unsicherheit und Instabilität finden kann. Interessiert ihr euch generell für Politik oder kam das mehr aus dem Zeitgeist heraus?

Zurzeit interessiert sich wohl jeder für Politik … Man merkt schon, dass irgendwas nicht stimmt, so im großen Ganzen. Und irgendwie ist da das Gefühl, dass sich die Dinge gerade grundlegend ändern (sollten). Der Moment einer Glücksempfindung ist jedoch viel persönlicher und hat erst mal mit Politik nichts zu tun.

Neben der Arbeit an eurem Album habt ihr auch an einer Oper mitgewirkt. Wie kam das zustande? Wie ist das Konzept von „Gianni“?

Vor einiger Zeit kam Martin Butler, der Regisseur von „Gianni“, auf uns zu und sagte, er wolle eine Oper über Versaces Tod machen. Als er dann auch noch hinzufügte, dass das Ganze wie ein Voguing Ball aus den Achtzigern rüberkommen müsse, waren wir dabei. Wir hatten noch nie so etwas gemacht, Martin auch nicht. So waren wir zuversichtlich, dass das Projekt ziemlich frisch werden würde.

Die Premiere war bereits. Wie zufrieden seid ihr mit der Vorstellung?

Natürlich waren wir alle ziemlich happy, als die Premiere über die Bühne ging. Wir hatten seit Anfang des Jahres an der Musik gearbeitet und zunächst Studioversionen von den Songs gemacht. Die Vocal-Parts wurden dafür von uns dreien selbst eingesungen. Als wir dann die echten Sänger unsere Melodien singen hörten und die Show zusammenfand, war das wirklich eine große Erleichterung. Jetzt, nach acht Vorstellungen, haben wir aber schon wieder neue Ideen hinsichtlich Verbesserungen, falls „Gianni“ noch mal woanders aufgeführt wird.

Was für Projekte und Releases stehen in den nächsten Wochen noch bei euch an? Wo wird euch eure „Joy“-Tour hinführen?

Erst mal machen wir die Tour zu „Joy“ mit Beaver und zwei weiteren Sängern, sodass wir nun zu sechst auftreten werden. Der erste Gig ist in London, dann geht es über Düsseldorf und Paris nach Stuttgart und anschließend Frankfurt. Wir kommen auch in die Schweiz sowie nach Berlin, Leipzig und Hamburg. Daniel und Paul haben mit vier weiteren Pianisten eine neue Version von Steve Reichs „Six Pianos“ eingespielt, die erscheint im November auf Film Records. Und mit Max Graef waren wir einen Tag im Studio und haben eine Jamsession aufgenommen, daraus erscheinen drei Stücke im Februar auf MoneySex.

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Aus dem FAZEmag 057
Text: Philipp Steffens
Foto: Max Parovsky
www.brandtbrauerfrick.de