Christian Löffler – Stadt, Land, Flucht

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Christian Löffler – Stadt, Land, Flucht

In den Zeiten, in denen Techno melodischer, musikalischer und mannigfaltiger wird, zieht Christian Löffler wie nur wenige andere Künstler Hörer in seinen Bann. Melancholie und Eskapismus sind durchgängige Themen in seinen Produktionen, die akustische Flucht in Richtung Natur steht wie ein Monolith im Mittelpunkt. Mit einer ungewöhnlichen Liebe zum Detail widmet er sich seinen Songs und erschafft somit Werke, die zeitlos sind. Dies bewies er mit seinem Debüt „A Forest“, dem Nachfolger „Young Alaska“ und nun dem dritten Album „Mare“, das am 7. Oktober auf Ki Records erscheint.

Für dein neues Album „Mare“ singt Mohna bei vier Songs. Wie habt ihr euch kennengelernt? Was für einen Einfluss hat sie deiner Meinung nach auf deine Musik?

Kennengelernt haben wir uns, weil ich ein Fan ihrer Band Me Succeeds bin. Das ist schon einige Jahre her. Ihr Bandkollege Lorin Strohm hat mich auch öfter für seine Partys in Hamburg gebucht. So kamen wir in Kontakt. Für das erste Album „A Forest“ fragte ich sie dann nach Gesangsaufnahmen, für die sie keine Verwendung mehr hat, und daraus entstand unser erster gemeinsamer Song „Eleven“. Bei „Mare“ war es dann auch mal umgekehrt. Da war zuerst die Musik und Mohna hat etwas aufgenommen, zum Beispiel beim Titeltrack. Der Einfluss geschieht unterbewusst. Ich schreibe einen ganz anderen Song, als wenn ich meine eigene Stimme oder etwas Instrumentales im Hinterkopf habe. Das geschieht nicht nach Plan. Die Auswahl der Sounds, Melodien und das Arrangement sind anders, wenn es ein Song mit Mohna wird.

Nach „A Forest“ und „Young Alaska“ hast du bei „Mare“ wieder einen direkten Bezug zur Natur. Wie setzt du diesen musikalisch um?

Das passiert einfach. Zum Musikmachen muss der Kopf frei sein und ich muss mich wohlfühlen. Am besten geht es mir, wenn ich draußen in der Natur bin. So entsteht meine Musik zwangsläufig mit der Natur als Grundlage. Direkt hörbar kommt ja dazu, dass ich viele Sachen auf der Terrasse vor meinem Studio oder zumindest mit offenen Türen aufgenommen habe. Das heißt, wenn ich eine auf einem Synthesizer gespielte Melodie noch einmal mit dem Mikrofon draußen aufnehme, habe ich automatisch die Umgebung als Kontext in der Aufnahme.

Wenn man dir bei Instagram und Facebook folgt, sieht man regelmäßig Bilder, auf denen du irgendwo draußen zu sehen bist. Welche Rolle spielt Natur für dich persönlich?

Mir geht es einfach besser, wenn ich nicht zwischen vielen Gebäuden eingeklemmt oder unter zu vielen Menschen bin. Natürlich liebe ich es, wenn ich unterwegs bin und neue Städte entdecke. Aber generell zieht es mich eher raus aus der Stadt. Alles hat mehr Platz und die Weite lässt andere Gedanken zu. Das heißt nicht, dass es nicht auch in der Stadt spannende Orte gibt. Die sind dann aber meistens etwas abseits zu finden.

Wenn du dir irgendeinen Ort für ein Open Air aussuchen könntest, wo würdest du gerne mal deine Musik spielen?

Nicht weit von der Stelle, an der ich das Cover für „Mare“ fotografiert habe, gibt es einen kleinen Küstenwald, der, auch wenn es kitschig klingt, bei tiefstehender Sonne wirklich märchenhaft aussieht. Das ist ein relativ dichter Wald, aber die Bäume sind nicht größer als 3–4 Meter, mit dünnen Stämmen, und von dort kann man das Meer sehen. Es sieht echt ziemlich wild aus da. Das wäre dann sicher für ein kleines Open Air eine tolle Erfahrung.

Du bist mit Mohna auch gemeinsam auf Tour. Wie gehst du vor, wenn du deine doch meist sehr melancholische, verträumte Musik in ein Live-Set umsetzt?

Da habe ich ja seit „A Forest“ schon Einiges an Erfahrung gesammelt und auch heute kommen immer noch Leute ganz überrascht zu mir und sagen, dass es doch so anders klingt beziehungsweise doch so gut im Klubkontext funktioniert. Generell sind die Tracks etwas auf die Hauptelemente runter gebrochen. Der Fokus liegt auf den Beats. Die Melodien, Flächen und atmosphärischen Sounds stellen aber die Verbindung her und halten alles zusammen. Im Idealfall entsteht dann ein hypnotisches, homogenes Gesamtgeflecht.

Text: Bronkowitsch
Aus dem FAZEmag 056/10.2016
www.christian-loeffler.com