COLLAPSE Kassel – Magda im Interview

(C) Alban Gendrot

Am 16. März 2018 haben wir einen Artikel zum bevorstehenden Techno-Experiment COLLAPSE Kassel veröffentlicht – mit einem reichhaltigen Info-Portfolio rund um das Event am 26. Mai in den Kasseler Messehallen. Wir haben mit Philipp Hofmann – einem der drei Macher – über Hintergründe, Line-up und Zukunftsvisionen geplaudert. Dieser Artikel fand so regen Anklang, dass wir jetzt nachlegen und den Spieß umdrehen. Erst das Interview mit einem der Organisatoren – jetzt ein Interview mit einer, die an den DJ-Reglern steht: Magda. Bei COLLAPSE Kassel spielt die lebende Legende von 04:00 bis 06:00 Uhr in Zone 2. Leset und staunet, was die Grande Dame des Techno über ihre deutsche Fanbase, Vinyl, große Festivals, kleine Clubs und natürlich ihren upcoming Gig bei COLLAPSE Kassel zu sagen hat.

Magda – dieser Name steht für herausragenden Techno. Was war dein Grund, DJ zu werden und ab wann ging es für dich unaufhaltsam mit deiner Karriere in Richtung World Class DJing?

Alles passierte quasi wie von selbst. Ich hatte zuerst nie die Absicht, DJ zu werden. Ich dachte, das Mischen von Platten ist ganz cool und interessant, und ich genoss es wirklich, das Mixing zu lernen. Dann fragten mich die Leute, ob ich nicht mal auf Partys spielen könnte. Und wumm, hatte ich einen Job. Es waren jedoch nie regelmäßige Bookings, und ich bekam leider auch Anfragen aus anderen Bereichen der Musikbranche, mit denen ich mich nicht identifizieren konnte. Ich habe dann trotzdem Mixe gemacht, von denen ich dachte, dass sie mir helfen würden, Auftritte zu bekommen. Nach ein paar Jahren wurde alles immer frustrierender und ich wollte das alles nicht mehr. In den späten 90ern und frühen 2000ern begann ich, europäische Labels wie Perlon und viele andere zu entdecken. Das war irgendwie ein neuer, frischerer Sound und ich wusste: Dies ist mein Weg. Der Moment, in dem sich alles änderte, war der Moment, in dem ich aufhörte, mich um Bookings zu kümmern. Außerdem entfernte ich mich von den vermeintlichen „Helfern“ in der Musikbranche und folgte einfach nur meinem Herzen – obwohl ich natürlich nicht wusste, was passieren würde. Es war mir egal, ob ich erfolgreich sein würde oder nicht. Mir ging es nur darum, das zu machen, was ich liebte: elektronische Musik in die Clubs hinaustragen.

Du bist im Zeitalter von Vinyl und Analogtechnologie aufgewachsen. Hast du eher diese Ära genossen oder fühlst du Dich im digitalen Hier und Heute wohler, wenn der Sound per USB-Stick und Laptop in die Lautsprecher der Clubs transportiert wird?

Ich bin in der Hochkonjunktur des Vinyls aufgewachsen und dank Richie Hawtin war ich eine der ersten, die die finale Scratch-MP3-Technologie (heute Traktor) einsetzten. Ich mochte die neuen Möglichkeiten der digitalen Welt damals sehr. Es gab viel Raum für Entdeckungsreisen und eine neue Plattform, um Tracks und Reworks auf bisher nie dagewesene Art und Weise abzuspielen. Heutzutage bevorzuge ich die alte Methode, je zwei bis drei Tracks ineinander zu mixen. Klar, ich habe mich verändert und meine Musik hat sich verändert, wie es halt oft so ist. Und diese Retro-Methode fühlt sich eindeutig viel besser an, als stupide auf einen Computerbildschirm zu starren. In meinem Set geht es darum, eine Art Spannung aufzubauen, indem man die Elemente eines jeden Stücks wie einen Dialog miteinander vermischt, der eine Geschichte erzählt und überraschende Wendungen nimmt.

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Es gibt so viele Festivals auf der Welt wie nie zuvor. Die Szene boomt. Was denkst du über diesen Flow und Hype?

Ich freue mich über die Entwicklung einiger wirklich interessanter Festivals. Die Leute konzentrieren sich viel mehr auf Orte in der Natur, die uns allen eine großartige Auswahl an tollen Locations bietet. Ich mag Festivals, die nicht stark gebrandmarkt sind. Ich liebe die Einbeziehung von verschiedenen lokalen Künstlern und die allgemeine Kreativität. Ein gutes Beispiel ist das Houghton Festival in Großbritannien. Hier liegt der Fokus wirklich noch auf den Elementen Klang, Licht, Kunst und Atmosphäre. Das Line-up ist unglaublich und wegen dieser Einfachheit und hohen Produktionsqualität war es eine der besten Erfahrungen, die ich im letzten Jahr hatte.

Bei COLLAPSE spielst du Seite an Seite mit Dave Clarke, Steve Bug und DJ Rush – um nur drei Namen in den Ring zu werfen. Prinzipiell: Wie findest Du es, in Deutschland aufzutreten?

Ich habe in den letzten Jahren immer tollen Support in Deutschland bekommen. Dafür bin ich sehr dankbar. In Deutschland hatte ich oft die Möglichkeit, lange Sets zu spielen, was in der heutigen Zeit ja schon sehr selten ist.

COLLAPSE findet in Kassel statt – einer Stadt, die vor allem in den frühen 90er Jahren europaweit in der Technoszene bekannt war. Das Stammheim war einer der besten Clubs. Wenn du die Wahl hast, spielst du dann lieber im kleinen Club oder auf großen Festivals?

Ich bevorzuge intime Clubs. Musikalisch ist es für mich reizvoller, weil ich die Stimmung in viele verschiedene Richtungen lenken und viel deeper spielen kann. Ich liebe die enge Verbindung zwischen den Partypeople und mir.

Magda PhilippMagda mit Philipp Hofmann, Head of PR und Marketing


Noch gibt es ein Restkontingent an Tickets. Buchbar über www.collapse-kassel.de/tickets oder erhältlich an der Abendkasse.

COLLAPSE Kassel // 26.05.2018, 21:00 – 09:00 Uhr // Messe Kassel
Line-up: Dave Clarke, Magda, DJ Rush, Steve Bug, The Advent, Matthias Tanzmann, Niko Newman, Norman, Paul.Groove, Zoka, Own.Way

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(C) Foto Magda: Alban Gendrot