Darin Epsilon – Über den großen Teich

Darin Epsilon gehört zu den Künstlern, die man nicht mehr vorstellen muss, und dennoch liest sich seine Vita schulbuchmäßig: Gewinner des „John Digweed & Beatport DJ“-Wettbewerbs 2011, Resident der legendären Insomniac-Events, nominiert als Künstler des Jahres auf Beatport und selbst das DJ-Mag bezeichnete ihn als führenden Künstler seines Genres in Nordamerika. Darin spielt und releast weltweit, hat den internationalen Durchbruch längst geschafft und suchte dennoch eine neue Herausforderung. Nach seinen Auftritten in Argentinien, Kolumbien und Puerto Rico habe ich ihn in seiner neuen Heimat zum Plausch getroffen: in Berlin.

Darin Epsilon - Nirav Solanki Photography 85
Der gebürtige Amerikaner hat Anfang letzten Jahres einen mutigen Schritt gewagt. Er hat seine Siebensachen gepackt und ist von Los Angeles nach Berlin gezogen – mit nur einer großen Motivation im Gepäck: Musik. Und er ist gekommen, um zu bleiben. „Ich wollte das Leben auf der anderen Seite des Ozeans für mich entdecken. Viele befreundete Künstler und Labels sind zudem hier“, begründet er seine Entscheidung.

Für diesen Schritt habe er seine Freunde und Familie daheim zurückgelassen. „Anfangs standen sie meinen Plänen sehr skeptisch gegenüber, doch mittlerweile haben sie verstanden, warum das genau der richtige Schritt für mich war.“ Das Land der unbegrenzten Möglichkeiten schränkte ihn am Ende zu sehr ein: „Um in Amerika Erfolg zu haben, muss man sich dem Mainstream verschreiben. Aber mein Herz gehört nun mal dem Underground“, sagt Darin mit leuchtenden Augen. Von Berlin aus sei es auch einfacher für ihn, in umliegende Länder zu reisen. „Der Großteil der wichtigen Festivals und Events findet in Europa statt und da wollte ich einfach näher dran sein.“

Darin Epsilon ist in Chicago geboren und aufgewachsen, der Geburtsstadt der gleichnamigen House-Richtung, was ihm die ersten Gehversuche in Sachen DJing und Producing erleichtert hat. „Die Musik aus Europa schwappte kaum zu uns herüber. Nur wenige kannten damals Scooter, Da Hool oder Dune. Dafür war ich in der Highschool der Einzige, der schon ein Paar Turntables besaß“, erzählt Darin stolz.

Releases auf den angesagtesten Labels wie Sudbeat, Global Underground, Renaissance oder zuletzt Einmusika haben ihn mittlerweile zu einem der gefragtesten Produzenten der „Melodic House & Techno“-Szene gemacht. Und auch als DJ reist er Woche für Woche an die exotischsten Orte der Welt: „Demnächst spiele ich unter anderem in Kanada, Chile, Argentinien, Pakistan und Spanien – und natürlich in meiner neuen Heimat Berlin.“

Darin wohnt fußläufig zu den beliebtesten Clubs der Stadt und hat bereits das Sisyphos in sein Herz geschlossen: „Es fühlt sich an, als wären es fünf Clubs in einem. Gefällt dir der eine DJ nicht, gehst du einfach in den nächsten Raum. So etwas war völlig neu für mich“, schwärmt der Amerikaner. Auch bei seiner eigenen Musik war er anfangs unsicher, wie die Leute darauf reagieren würden. „Doch ich habe relativ schnell festgestellt, dass es nicht schwer ist, die Menschen hier zu begeistern“, sagt er und fügt schmunzelnd hinzu: „Sie tanzen zu allem, solange es qualitativ gut ist.“

In kürzester Zeit hat Darin Deutsch gelernt. „Anfangs wollte ich nur die Straßenschilder und Restaurant-Menüs lesen lernen, aber ich wusste schnell, dass es auch für die hiesige Szene sehr hilfreich sein würde.“ Kommunikation sei für ihn das A und O und auch daher hat er für sein 2010 gegründetes Label Perspectives Digital, parallel zur gleichnamigen Radioshow, bereits über 100 talentierte Künstler unter Vertrag genommen. „Das Label gibt mir die Möglichkeit, das zu releasen, was ich mag, und zwar genau dann, wenn ich mag.“ Dafür erhält er stetigen Support von Solomun, Tale Of Us, Sasha, Hernan Cattaneo, Nick Warren, Pete Tong und vielen anderen Sternchen.

Seine Zukunft sieht Darin Epsilon vorerst in Berlin und hofft, seine Entwicklung und die seiner Karriere hier vorantreiben zu können. „Es gibt noch so viele Clubs und Festivals, die ich so gerne bespielen würde, dass ich dafür sterben würde“, sagt er und freut sich auf seinen Gig mit mir im Suicide Circus.

„Kerguelen“ von Darin Epsilon erschien am 20.07.2018 auf Einmusika Recordings.

 

Aus dem FAZEmag 078/07.2018
Text: Marcel Sterling
fb.com/darinepsilonofficial

 

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