Das war die MICS 2012 in Monaco

Bob Sinclar gewann den NRJ DJ Award

MICS – Monaco International Clubbing Show – 7. Bis 9. November

„Bonjour!“ Viele große Events werfen lange Schatten voraus, so auch die Clubbing-Messe im glitzernden Mini-Stadtstaat Monaco. Bereits im Frühjahr kam die Anfrage, ob man nicht vorbeikommen wolle. Selbstverständlich sind die Anzahl der Fachbesucher für jede Messenauswertung wie bares Geld und die Einladung an die Côte d’Azur schien angenehm. Zu einer Jahreszeit, in der bei uns bereits der Zwiebellook dominiert setze ich mich also in den Flieger nach Nizza. Die Liste der Aussteller im gläsernen Grimaldi-Forum ist nicht lang aber klingt pompös. Neben einem intensiv beworbenen französischen ‚Edel-Wodka‘ und ähnlichen Konsorten gesellen sich Glitzer-Club Sowieso und Blinki-Blinki Events.


Am Flughafen in Nizza werde ich in breitem Bayerisch begrüßt. Die Shuttle-Mannschaft, gesponsert von einem Münchener Automobilhersteller macht am Mittelmeer keinen Hehl aus ihrer Herkunft. So kann ich in der halbstündigen Fahrt vom Flughafen nach Monaco den Fahrer über sein Wissen bzgl. Messe ausfragen. Der Fahrer, ein Student in meinem Alter, lässt sich auch nicht davon abbringen, mich penetrant zu siezen.
Mit mir im Auto werden die beiden Leute vom Mixmag aus London abgeholt. Wir sind im selben Hotel untergebracht.
Monaco ist vor allen Dingen hektisch und so zugebaut wie jede andere Weltmetropole jenseits von zehn Millionen Einwohnern – letzteres trifft auf den kleinen Flecken in Frankreich nicht direkt zu. Angekommen im Hotel weiß man nicht, dass ich dort wohnen soll. Das Konfliktpotential lässt sich Gott sei Dank mit ein paar unsicheren Brocken Schulfranzösisch entschärfen.
Team Mixmag und ich gehen nach Sichtung der Zimmer – mein Fenster ist zugeschraubt – gemeinsam zum Messeforum. In Monaco ist alles fußläufig. Kurze Registrierung am Counter, ab geht’s. Was ist hier los? Von einigen Ausstellern sind nur leere Stände zu sehen. Erstaunlicher Auftakt. Der Pressebereich ist so groß wie ein besseres Kinderzimmer und zeichnet sich durch die Auslage von Sonnenbrillen Marke Ballermann aus. Auffällig dagegen die Stände eines Energydrink-Herstellers ohne Flügel, und des Radiosenders, der in Verbindung mit der MICS einen Award vergeben möchte.
Hier bestimmt wenig textiler Stoff an den Protagonisten das Geschehen. Dennoch, kein Gedrängel, keine Hektik, bereits wenige Stunden nach Beginn reger Andrang auf dem Raucherbalkon. Ich schaue mich um, schnell ist alles inspiziert. Nach einigen interessanten Freidrinks, die sich einem regelrecht aufzwingen (am besten Wodka-Bull mit Caramel und Erdnussbutter) mache ich mich beschwingt auf zum einzigen Nachtclub. Hier sollen heute einige Awards vergeben werden, die ausschließlich durch französische Radiohörer ermittelt wurden.
Es herrscht reger Betrieb vor den Absperrungen, viele Messebesucher sind direkt dorthin. Die Presse stehe auf der Gästeliste so die Auskunft des Veranstalters zuvor.


Eine Tür wird geöffnet – nur für Gästeliste. Ich stelle mich mit an.
„Non, tu n’es pas sur la liste!“ Der erste Dämpfer – es folgen weitere.
Es dauert eine geschlagene Stunde, bis ich endlich eingelassen werde. Neben mir ein Fotograf von Virtual Nights aus München und einige andere, mit denen ich dieses Schicksal teile. Zehn Meter weiter unten im Club das nächste Hindernis. Die Tür von der Garderobe in den Club bleibt verschlossen. Es gehe angeblich nicht weiter. Neben mir stehen Leute mit den unterschiedlichsten VIP-Bändern ums Handgelenk und warten. Auch Wolle Petry bekäme hier keinen Eintritt. Endlich tut sich eine Tür auf und ich husche mit dem Virtual Nights Fotografen hindurch. Sicherlich werde ich für seinen Praktikanten gehalten. Der Club besteht zu über fünfzig Prozent aus gut sichtbaren VIP-Bereichen, in denen es nicht gerade knubbelig zugeht. Auf der kleinen Tanzfläche ist es voll mit Leuten, die nur stehen und auf die Bühne glotzen. Es läuft Guetta-esker Sound, jeweils wenige Minuten, dann wird ein neuer Award überreicht. Die rund fünfzehn potentiellen Gewinner verteilt auf rund fünf Kategorien können scheinbar überall mehrfach gewählt werden. Es langweilt mich, ich möchte mich mit meinem achtzehneuro-Wodkabull in den Raucherbereich draußen retten. Geht nicht – Tür bleibt zu!
Aus ähnlich obskuren Gründen wie vorhin beim schwierigen Eintritt darf nun keiner der Award-Verleihung fernbleiben. Erste böse Schimpfereien und eine Rangelei aufgebrachter Franzosen mit dem Sicherheitspersonal nützen nichts. Um die Zeit zu füllen, stelle ich mich an die Theke vor dem Ausgang. Hier darf ich nichts bestellen – mir fehlt die richtige Farbe am Handgelenk. Was geht hier ab?
Endlich öffnet sich die Tür. Raus an die Luft, ersehnte Zigarette, kühles Bier – zehn Euro!
Das reicht, nach drei Stunden, wovon ich zwei gewartet habe, schlendere ich zum Hotel zurück.
In weiser Voraussicht beginnt die Messe am nächsten Tag erst am frühen Nachmittag. Ich nutze den Vormittag zum kurzen Sight-Seeing. In den 80ern wurde vom Fürsten ein Gesetz erlassen, dass keine weiteren Hochhäuser gebaut werden dürfen. Es ist auch kein Flecken Erde mehr frei. So sieht die Skyline am Mittelmeer ziemlich wasted aus. Ich muss an Monaco-Franze mit Elmar Wepper denken. In die Jahre gekommener Chic für teuer Geld.
Der kommende Tag verläuft ähnlich unspektakulär. Auf dem Messegelände ist der Raucherbalkon der place to be.
Ich verabrede mich mit dem Chef des Energydrink-Herstellers, der im Hafen eine BMX-Show ausrichtet, und mir seinen Zimmerpreis zur Formel 1 verrät. Oh mann.
Die BMX-Show ist amüsant in einer sonst sehr künstlichen Umgebung.
Freitag, letzter Tag. Ich bin mit einem Österreichischen Kontakt verabredet, der in Monaco lebt. Erfreut berichte er mir, dass die Global Deejays aus Linz, wo auch er herkomme, beim Radio-Award als beste Was-auch-immer gewählt worden sind. Interessiert erfahre ich auch einige Details, die die Leute und Geschäfte hier betreffen. Filmreif. Ein letzter Burger im Hafen. Für diesen Preis esse ich drei Menüs bei Mc Donalds. Mika Häkkinen sitzt ganz selbstverständlich neben uns und wundert sich nicht über die Preise. Das ist Monaco.
Am späten Nachmittag fahre ich mit einem bayerischen Werkstudenten zum Flughafen. Schönes Wetter, viel Show, wenig Inhalt – das ist mein Fazit zur Internationalen Clubbing Messe in Monaco. Ob es noch eine Steigerung gibt?