Frank Sonic testet den Reloop RP-8000 – Plattenspieler 2.0

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Als die Anfrage kam, ob ich Lust hätte, den neuen RP-8000 von Reloop unter die Lupe zu nehmen, haderte ich zunächst, denn eigentlich bin ich ja seit einigen Jahren raus aus der analogen Auflegenummer. Da ich aber den Keller meines Elternhauses aus Platzgründen ohnehin von einer umfangreichen Vinylsammlung befreien musste, war dies eigentlich doch eine ganz gute Gelegenheit, mal wieder ein bisschen den Duft des schwarzen Goldes zu atmen. Beim Entblättern des Turntables wunderte ich mich beim Auspacken zunächst über das mitgelieferte USB-Kabel. Was haben wir denn da? Einen digitalen Plattenteller? Weit mehr als das, wie sich herausstellte. Der erste Eindruck des Gerätes war durchweg positiv: Ein wirklich massives Gehäuse kombiniert mit überdurchschnittlich gut verarbeiteten Bedienelementen, die dem Traditionsmodell von Technics in Nichts nachstehen, es meinem Empfinden nach sogar überflügeln. Was liegt also näher, als gleich mal einen Direktvergleich zu starten?

Im Design fällt gleich auf, dass es einige Parallelen zum Urgestein gibt gibt, wobei das Reloop-Modell aufgrund seiner insgesamt zusätzlichen zwölf Buttons und Sonderfunktionen weitaus futuristischer wirkt. Beim Verkabeln springt neben dem bereits erwähnten USB-Anschluss ein weiteres Feature ins Auge: Es gibt dank des eingebauten Vorverstärkers die Möglichkeit, das Ausgangssignal des RP-8000 über den Line-Kanal in den Mixer zu schicken. Eine Erdung des Gerätes über das allseits gehasste Kabel ist somit nicht nötig. Nach dem Einschalten teste ich zu allererst den sogenannten High-Torque-Direktantrieb. Auch hierfür gibt es eine Einstellung, mit dem man den Teller auf die Drehmomentstärke des 1210ers anpassen kann. Hört sich im Praxistest nicht nur gut an, sondern fühlt sich auch genau so gut an: Die Platte läuft extrem schnell an und ich erkenne keinen Unterschied zum nicht mehr hergestellten Marktführer. Beim anschließenden Mix teste ich das Anschiebe- und Abbrems-Verhalten und bin begeistert. Mit diesem Gerät bekommt jeder Vinyl-DJ ein Top-Gerät ins Haus.

Da ich mich nun aber schon die ganze Zeit frage, wofür denn die farbig beleuchteten Buttons auf der linken Seite da sind, drücke ich einfach mal lustig darauf rum, ohne einen wirklichen Effekt zu erzielen. Könnte man mit dem Button Loop tatsächlich das laufende Vinyl loopen würde, grenzte dies natürlich an ein Wunder. Aber es verhält sich anders: Die Buttons, die übrigens eine tolle Haptik besitzen, senden MIDI-Daten an einen angeschlossenen Rechner und sind damit für Digi-Jockeys ein gefundenes Fressen. Nun verstehe ich endlich auch den am Anfang entdeckten USB-Anschluss auf der Rückseite. Neben Cue, Loop, Sample & User gibt es noch weitere acht Hotcue-Buttons, die einem das digitale Auflegen mit Vinyl-Feeling erleichtern sollen. Für noch experimentierfreudigere DJs kann man sich die acht Hotcue-Tasten in zwei Ebenen unterteilen und hat mit einer Mehrfach-Belegung gleich doppelt so viel Spaß. Für den Menschen dahinter erfordert das allerdings auch ein doppeltes Maß an Konzentration, wenn man nicht auf einer falschen Ebene den falschen Button drücken möchte. Laut Hersteller gibt es schon ein vorgefertigtes Mapping für Serato Scratch Live. Über eine zweite USB-Buchse ist es sogar möglich, bis zu vier RP-8000 miteinander zu verbinden, um nicht auf einen USB-Hub zurückgreifen zu müssen und noch genug freie Ports am Rechner beispielsweise für eine externe Soundkarte zu haben. Gut mitgedacht, Reloop! Mein Fazit: Mit dem RP-8000 bekommt jeder Wohnzimmer-DJ ein durch und durch hochwertiges Gerät, welches sich keinesfalls hinter einem MK2 verstecken muss. Hinzu kommen die wesentlichen MIDI-Control-Funktionen, welche geschickt die Brücke zwischen der analogen und digitalen Welt schlagen. Von der Idee her ist die Control-Sektion dem Aufsatz Novation Dicer nicht unähnlich, geht aber im Funktionsumfang deutlich weiter und ist im Einsatz viel ergonomischer. Doch selbst wenn man die MIDI-Funktionen nicht regelmäßig nutzt, sollte man sich mit dem neuen Reloop-Modell auseinandersetzen. Denn die Preise für einen neuen MK2 steigen aufgrund der Verknappung allmählich ins Astronomische. Entsprechend bildet der Reloop RP-8000 für 599 EUR eine echte Alternative.

Reloop RP-8000
Hybrid-Torque MIDI-Plattenspieler
Antrieb: quarzgesteuerter Upper Torque-Direktantrieb
Motor: kollektorloser (bürstenloser) Gleichstrommotor
3 Geschwindigkeiten (33 1/3, 45, 78 U/Min.)
Gleichlaufschwankungen: 0,01 % WRMS*
Einstellbares Startdrehmoment (1600 – 4500 g/cm)
Einstellbare Start/Stopp-Geschwindigkeiten (0,2 – 6 Sek.)
Pitch-Bereich +/-8%, +/-16%, +/-50%
hochauflösender Pitchfader (0,02% Auflösung)
MIDI Controls: Trax Encoder, 8 Drum Pads, 4 Performance Modes (Cue, Loop, Sample und User)
Auto Deck-Assign-Feature
LCD Display (Pitch-Anzeige, Deckzuweisung, Firmware-Einstellungen)
Quartz Lock
Schalter für Vorwärts- und Rückwärtslauf
zusätzlicher Start/Stopp-Taster für vertikale Aufstellung
Smart USB-Anschluss für bis zu 4 Plattenspieler
S/N Ratio: mehr als -55 dB (1 kHz, 4mV Eingang)
zulässiger Tonabnehmer-Gewichtbereich: 3,5 – 8,5 g
Ausgänge: Phono- und Line
Gewicht: 9,7 kg
Preis: 599 EUR

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www.reloop.com