Glanz & Ledwa und Bebetta – Auf dem Spielbrett des Musikbusiness

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In der heutigen Musikwelt benötigt es Mut, sich mit einem eigenen Label an den Start zu wagen. Umso erfreulicher ist es, wenn diese kreativen StartUps nicht nur zur reinen Selbstdarstellung der jeweiligen Gründer dienen, sondern junge Künstler mit ihren Werken fördern. Sebastian Glanz und Daniel Ledwa leiten das Berliner Label Damm Records, das mit einigen Unterlabels aufwartet. Künstler wie Beatamines, Bebetta, Match Hoffmann, André Lehmann und Mirco Niemeier nutzen Damm als musikalischen Output. Als nächstes Release steht die „Mensch Ärgere Dich Nicht“-EP von Glanz & Ledwa an. Remixe kommen dafür von Bebetta, Homebase sowie Marcus Tuschy & Minimal Lounge. Für uns mixten die beiden und Bebetta den Downloadmix für Juli.

Der Titel eurer aktuellen EP heißt „Mensch ärgere dich nicht“. Ein Motto, das man eurer Meinung nach auch im Musikgeschäft braucht?
Sebastian: Klar, auf jeden Fall !
Daniel: Ich denke es ist nichts neues wenn man das Musikgeschäft als schwierig und oft auch als unwirklich verschreit, jedoch wäre das ein Thema für ein eigenes Interview.  Man liest so oft darüber und im Grunde wurden die Schwierigkeiten und Probleme, die in diesem Business Gang und gäbe sind bereits von allen Seiten beleuchtet. Der Name der EP ist von uns ein ganz klares Statement, den Grundgedanken der Musik zu bewahren …
Sebastian: … Spaß und Freude an dem zu haben was man macht! Das sollte im Grunde auf das ganze Leben zutreffen und nicht nur auf die Musik.

Daniel: Mit einem Augenzwinkern lebt es sich selbst in schwierigen Situationen viel einfacher.

Nach welchen Kriterien habt ihr euch die Remixer ausgesucht? Gab es da bestimmte Präferenzen in welche Richtung die Platte gehen soll?
Sebastian: Es gab im Grunde keine speziellen Kriterien. Wir wollten einfach eine schöne Vielfalt auf der EP haben und haben uns für Remixer entschieden, mit denen wir schon lange Kontakt haben und zusammen arbeiten.  Wir haben immer Musik gemacht, die etwas anders ist, als das, was gerade auf dem Markt aktuell ist.  Das ist auch gut so. Wir wollen nicht mit der Masse mitschwimmen. Wir wollen anders sein und uns nicht in irgendeine Schiene drängen lassen.
Daniel: Ein weiterer Punkt ist, dass all unsere Sachen nach wie vor auf Vinyl erscheinen. Vinyl ist in den Augen vieler Käufer teuer geworden. Uns ist es wichtig den Platz auf dem Medium zu nutzen und dem Käufer nicht nur ein bis zwei Tracks zu bieten. Eine kleine Überlegung unsererseits, Vinyl für den Käufer attraktiv zu halten.

Seid ihr beiden immer direkt auf einer Linie oder steht vieles auch erst mit einer lebhaften Diskussion?
Daniel: Wir sind uns in vielen Punkten so einig wie Feuer und Wasser, allerdings macht das wohl den Reiz an der Zusammenarbeit aus, und das seit vielen Jahren, sowohl im Künstlerbereich als auch im Labelbereich. Diskussionen führen wir einige und ich kann euch sagen, sie sind immer lebhaft. Am Ende passt es dann aber trotzdem zusammen. Wir lachen dabei immer viel und auch da trifft der Name der EP wieder voll ins Schwarze.

Ihr habt 2008 mit eurem Label Damm Records angefangen. Nach fünf Jahren besteht das Label nun auch aus einigen Unterlabels, was für ein musikalisches Konzept verfolgt ihr bei den Unterlabels?
Sebastian: Die Unterlabels sind im Grunde aus der Not heraus entstanden, da wir unseren Künstlern, uns und auch Newcomern, für die Damm Records & Co immer offen ist, eine geeignete Plattform zu bieten ihre Musik zu veröffentlichen. Mit einem Label lässt sich das alleine nicht bewerkstelligen, gerade weil wir uns in vielen Untergenres der House- und Clubmusik bewegen. So haben wir die Möglichkeit einfach vielfältig Musik zu veröffentlichen und niemanden allzu lange in Warteposition schieben zu müssen. Deich Records bewegt sich da eher im TechHouse-Genre, M.M.A.D im etwas härteren Sound und Patro de Musica im experimentelleren Bereich.

Wo lagen für euch die größten Schwierigkeiten bei eurer Labelgründung?
Daniel:  An der Einigung zwischen uns beiden … Es war eigentlich eher eine Entwicklung. Wir haben sehr große Hilfe von erfahrenen und befreundeten Labelchefs bekommen, die uns viel unterstützt und uns vor größeren Fehler bewahrt haben. Jedoch macht man gerade während der Anfangszeit viele Erfahrungen, die auch nicht immer positiv. Aber wir sind stolz, nach wie vor ein Label zu sein,  welches sich immer wieder neu entdeckt und weiterentwickelt.
Sebastian: Wir freuen uns jetzt schon auf die kommende Zeit und sind gespannt, wo uns die weitere Reise noch hin verschlagen wird!

Nicht nur, dass ihr ein größeres Label betreibt und als DJs durch Deutschland tourt, ihr betreibt auch noch den Flame Club in Parchim. Wie teilt ihr euch die Arbeit, bzw. die Zeit auf?
Sebastian: Wir machen den Club ja nicht alleine. Mit David haben wir jemanden, der die administrativen Aufgaben im Club übernimmt. Ich kümmere mich um die Veranstaltungen und Bookings. Das passt alles sehr gut zusammen.
Daniel: Der Flame Club ist ja auch nur ein Bereich, in dem wir uns austoben können. Wir betreuen außerdem einige weitere Veranstalter und sind auch immer bestrebt Labelshowcases an den Club, bzw. Open Air zu bringen. Wir veranstalten auch selbst einige Labelnights in Hamburg und Berlin. Wir haben schon immer vielfältig gearbeitet.

Für viele Menschen wäre der Betrieb eines eigenen Clubs ein Traum, wie seht ihr das? Könnt ihr euch mit dem Flame kreativ weiter entfalten?
Sebastian: Auf jeden Fall. Es macht riesig Spaß und ist natürlich auch eine große Herausforderung. Aber dieser stellen wir uns gerne. Wir haben sehr guten Kontakt zu vielen Bookingagenturen und DJs aufbauen können, was uns natürlich auch bei der Labelarbeit sehr weiterhilft und Platz für viel Kreativität lässt.

Ihr habt den aktuellen FAZE-Downloadmix zusammen mit Bebetta gemacht. Wie habt ihr drei euch kennengelernt?
Sebastian: Ja gute Frage, durch wen eigentlich?
Daniel: Ani?
Bebetta: Wir haben uns zwar nicht über Elitepartner kennengelernt, dennoch hat es von Anfang an geknistert, denn Damm Platten landeten regelmäßig unter der Nadel meiner Plattenspieler und waren treue Wegbegleiter auf all meinen Clubreisen. So lag die Idee nahe, eines Tages meinen ersten Track zur Veröffentlichung in die Damm-Obhut zu geben. Letztes Jahr war es dann soweit und ich schickte mein Baby „Herr Kapellmeister“ inklusive Cover an euch.
Sebastian: Stimmt, dein Promo-Paket war klasse, sowas hatten wir bis dato noch nicht gesehen.
Daniel: So war es dann wohl um uns geschehen!

Bebetta, neben deiner musikalischen Karriere betätigst du dich auch anderweitig künstlerisch. Du hast zum Beispiel das Cover für die „Mensch Ärgere Dich Nicht“-EP gemacht. Wie kam es dazu?
Bebetta: Die Anfänge lagen bei mir schon in der frühsten Kindheit, also noch lange Zeit bevor ich zur Musik gekommen bin. Ich hatte nach dem Abitur zunächst über ein Designstudium nachgedacht und mich damals blindlings darauf beworben. Einen Platz an der HFK konnte ich allerdings nicht ergattern, so dass meine Kreativität daraufhin etwas einknickte und ich ein paar Jahre die Stifte ruhen ließ. Nach einer Ausbildung im Einzelhandel begann ich zunächst ein Psychologiestudium, während sich nach und nach Gigs in meine Wochenenden schlichen.  Mit der Musik kehrten jede Menge Ideen für die Cover meiner Promo-CDs, Buttons, Sticker, Flyer etc. ein und mit wachsenden Aufgaben stieg wieder meine Freude am Zeichnen. Damm Records ermöglichte mir bereits mehrfach die Chance, eigene Plattencover zu realisieren, ich durfte in Kooperation mit einem Streetfashion Label Bebetta-Shirts entwerfen und erst vor ein paar Wochen habe ich sogar für einen Fan aus Köln ein Tattoo anfertigen können. Das ist mehr als spannend!

Was steht bei euch sonst noch so dieses Jahr an?
Glanz & Ledwa: Wir arbeiten aktuell an einigen Remixen und werden uns dieses Jahr auch noch auf ein, zwei neue Nummern stürzen. Aber erstmal freuen wir uns auf unsere aktuelle Scheibe! Ein paar der bisher unveröffentlichten Tracks könnt ihr übrigens schon in unserem und Bebettas Download-Mix entdecken die es dann in den kommenden Monaten auf dem Markt geben wird. Auf unserem Mix hört ihr exclusiv noch vor digitaler Veröffentlichung die „Mensch Ärgere Dich Nicht“ im Original Mix. Wir wünschen euch viel Spaß damit !
Bebetta: In diesen Tagen erscheint meine neue EP „Try To Sleep“ auf Patro de Musica und kurze Zeit später folgt eine „Herr Kapellmeister“-Remix EP mit Werken von Alle Farben, René Bourgeoise sowie Klangkünstler auf Damm Records. Des Weiteren wird es in den nächsten Monaten mehr als eine gute Handvoll Remixe von mir geben.  Es stehen auch noch sehr viele spannende Gigs für dieses Jahr an. Die Termine dazu könnt ihr bei Interesse auf meiner Homepage finden.

www.damm-records.com

Hier geht es zum FAZEmag DJ-Set #17:
DJ Set 17 Glanz & Ledwa vs. Bebetta