Hafendisko – Durch stürmische Zeiten

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Mit Trentemøllers „HarbourBoat Trips“ begann vor knapp sechs Jahren die Reise des Hamburger Labels hfn Music (sprich: Hafen). In den Gefilden zwischen Indie und Electronic verankert, zeigte das norddeutsche imprint schnell, dass es sich um ein ehrgeiziges Projekt mit viel Potenzial handelt. in den vergangenen Jahren stießen Künstler wie Kasper Bjørke, Darkness Falls, Reptile Youth und Lydmore & Bon Homme hinzu. Außerdem wurde mit Hafendisko ein cluborientiertes Sublabel geschaffen, das eng verwoben mit dem Künstlerstamm von hfn nun auch Platz im Samstagabendprogramm für sich beansprucht. trotz aller Erfolge ist die Arbeit als unabhängiges Label schwieriger geworden. Einbrüche bei den Verkäufen von Platten, rückgängige Downloadzahlen und fehlende Kompensation aus Streamingangeboten erfordern neue Routen, die eine Plattenfirma wählen muss.

Chef des Unternehmens ist Tobias Lampe. Als Gründer von Superstition ist er seit über 20 Jahren im Labelgeschäft. „Als ich damals angefangen habe, haben wir zum Beispiel von einer neuen Velocity-Platte die Kisten zum Delirium in Frankfurt hingekarrt, das waren teilweise 1.000 Vinyl von einer Maxisingle, die in einem Plattenladen verkauft wurden. Ich glaube, heute ist man in einer sehr guten Position, wenn man sagen kann, dass man 1.000 Vinyl weltweit verkauft hat“, fasst er die Entwicklung kurz zusammen. „Heute muss man als Teenager mit seinem Geld echt haushalten. Man muss die teuersten Klamotten haben, das tollste Handy, die neuste Playstation, die neusten Games, und irgendwann kommt die Musik. Ich glaube das ist das eine. Das andere ist das Kämpfen um Aufmerksamkeit in einer medienüberfluteten Welt. Es ist gar nicht so einfach, gehört zu werden.“ Gehört wurde Hafendisko dieses Jahr aber umso mehr. Seit dem Start 2011 erschienen 26 Veröffentlichungen auf dem Label. Dieses Jahr erschien die erste Labelcompilation, pragmatisch mit „Nummer Eins“ betitelt. Mit dabei sind namhafte Künstler wie Panthera Krause, Yannick Labbé, ehemals ein Teil von Trickski, sowie Deo & Z-Man. Aber auch neue Acts wie Brynjolfur und Unknown finden auf der Compilation Gehör. Zudem startete im Hamburger Volt die eigene Labelnacht. „Wir haben dieses Jahr ein paar sehr schöne Release gehabt und in der Summe noch nie so viele wie dieses Jahr“, resümiert Tobias das Jahr.

Gedanklich ist er jedoch schon bei 2016: „Die ersten vier Monate stehen schon fest. Es hängt ein bisschen von den Vinylproduktionszeiten ab, es ist gerade schwierig mit dem konkreten Plan. Ich finde, es ist grundsätzlich schade, dass die ganze Musik eine Kunstform, einen physikalischen Tonträger verliert. In vielerlei Hinsicht ist das traurig. Malerei nur am Computer? Da fehlt doch was. Und das ist bei Musik nicht anders.“ So ist es kein Wunder, dass Hafendisko einen anderen Weg gewählt hat. Zeichen dafür ist unter anderem die geplante „Essential“-Reihe, bei der Highlights zusätzlich auf Vinyl erscheinen. Die erste wird mit Remixen von Tuff City Kids und Johannes Brecht sein, weitere sind in der Planung. Zudem sitzt Kasper Bjørke an neuer Musik und vielleicht steht das Debütalbum von Brynjolfur 2016 in den Plattenläden. / Philipp Steffens

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Aus dem FAZEmag 046/12.2015