Henrik Schwarz präsentiert Orchestermusik

Ende Mai hat Henrik Schwarz zusammen mit dem renommierten Metropole Orkest und dessen Dirigenten Jules Buckley das Album „Scripted Orkestra“ veröffentlicht – ein Werk, bei dem Computertechnologie und Orchestermusik aufeinandertreffen. Schwarz ist bekannt für seine Vorliebe und Zusammenarbeit mit Orchestern und klassischer Musik, daher stellt der gebürtige Schwabe uns hier ein paar bemerkenswerte Werke vor.

Henrik Schwarz - press pic 1 - credits Tino Pohlman (hires)5

„Wenn man heute versucht in die Orchesterwelt einzutauchen, fällt einem das extrem schwer, finde ich. Es gibt einen riesigen Katalog von Musik, von dem man nicht viel weiß. Und als wäre das nicht schon schwierig genug, werden die vielen, vielen Orchesterwerke auch noch von zahllosen verschiedenen Orchestern gespielt. Ich habe mir sehr viel angehört in den letzten fünf Jahren und finde, es gibt sehr viel zu entdecken, aber es ist auch nicht immer einfach, dranzubleiben, weil vieles in der klassischen Musik für unsere Ohren einfach sehr unmodern ist und leider hat ein großer Teil der Orchestermusik der letzten 50 Jahre völlig den Anschluss an unsere Hörgewohnheiten verpasst. Aber es tut sich was zur Zeit und ich denke, es macht Sinn, sich als Musiknerd auch mit Orchestermusik zu befassen. Mal sehen, was in den nächsten Jahren passiert.

Wenn man ein Stück gefunden hat, das man mag, lohnt es sich, Aufnahmen von verschiedenen Orchestern und unterschiedlichen Dirigenten anzuhören. Die Unterschiede sind riesig. Wie z. B. die 9. Sinfonie von Gustav Mahler von Gustavo Dudamel dirigiert oder von Esa-Pekka Salonen. Meine absolute Nummer 1 ist der Komponist Maurice Ravel. Klar, der Bolero ist ein Hit, der nur aus einem Loop besteht, aber mir geht es eher um die anderen Sachen: „Ma Mère L’Oye“ oder „Le Tombeau de Couperin“. Wer da nicht einsteigt, für den ist es vielleicht noch zu früh. Oder natürlich das bisher beste Streichquartett aller Zeiten: Das Streichquartett F-Dur von Ravel. Wenn es ein bisschen abstrakter sein darf, dann würde ich Witold Lutoslawski empfehlen. Das Cellokonzert ist auch für unsere Techno-gewohnten Ohren radikal und krass. Und natürlich Béla Bartok. Von ihm mag ich die Streichquartette sehr gerne. Es gibt, glaube ich, sechs davon. Und wenn wir schon dabei sind, darf man natürlich nicht György Ligetis „Atmospheres“ vergessen. Das ist Orchestermusik in 3D und eines der unglaublichsten Musikwerke, die es gibt. Allerdings würde ich empfehlen das unbedingt erstmal im Konzertsaal zu hören und dann erst zu Hause. Den 3D-Effekt kann man eigentlich nicht aufnehmen – das muss man live hören.

So, das war jetzt viel alte Musik darum noch zwei ganz neue Sachen: „Asyla“ von Thomas Adès ist für meinen Geschmack der elektronischen Musik irgendwie nahe sowie „ Clearing, Dawn, Dance“ von Judd Greenstein. Ganz neu und unglaublich toll, es muss ja nicht immer nur peaceful Piano sein.

Es gibt noch eine Menge mehr, aber irgendwo muss man ja anfangen. Checkt doch mal meine Spotify-Playlist dazu …“

Aus dem FAZEmag 077/07.2018
Foto: Tino Pohlman
www.henrikschwarz.com