Im Studio mit Shlomi Aber – Cubase im Zentrum & satt Analoges drumherum

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Neben Guy Gerber zählt Shlomi Aber seit einem Jahrzehnt zu den Aushängeschildern in Sachen „Techno made in Middle East“. Wesentlichen Anteil am internationalen Erfolg hatten die Gerber/Aber-Releases „Sea Of Sand“ und „After Love“, die über Cocoon in die Welt hinausgetragen wurden. Flankiert von weiteren Veröffentlichungen auf Top-Imprints wie R&S, Ovum, Cadenza oder Desolat gilt der 32-jährige Israeli seitdem als Bewahrer und Innovator des ursprünglichen Dance-Sounds. Nicht selten knochentrocken, stets hochgradig groovig und ebenso immer irgendwie beseelt. Seit 2007 herausgebracht auch auf dem eigenen Label namens „Be As One“. Da fragt sich Ottonormalproduzent doch glatt: Wie macht er das? Also rein technisch gesehen … Shlomi, gib uns bitte einen kleinen überblick über dein Studio und deine am häufigsten genutzten Tools.

„Ich arbeite in einem speziell auf meine Bedürfnisse zugeschnittenen Studio samt maßgeschneidertem Mobiliar Das war früher mal ein Schutzraum mit extrem dicken Betonwänden, die ich mit Holz ausklei- den ließ. Auch der Fußboden besteht aus einem 20 cm dicken Holzbohlen, dazu ein eingepasstes Studiopult samt Equipment-Boards, ebenfalls aus Holz. Für mich sind die Räumlichkeit und Akustik das wichtigste bei der Studiowahl. Weit vor allem anderen.
Auch bei der Gerätewahl bin ich sehr wählerisch, Und ziemlich oldschool. Meiner Meinung nach klingen die alten Geräte dann doch am besten, so dass in meinem Studio praktisch nur analoge Synthesizer und Röhrentools zu finden sind. 606, 808, 909 alles vorhanden. Auch wenn ich die meistens nur noch absample. Für Drum Patterns nutze ich inzwischen hauptsächlich die Native Instruments Maschine. Dank dessen MIDI-Funktionalität kann man neben dem Beat Programing auch herrlich an anderen Sachen schrauben – Multitasking wie ich es mag. Weitere Instrumente die ich nutze sind der alte Roland Juno 106 und Jupiter 8 , der Kurzweil K2000R Sampler, einige Moogs wie den Voyager, Minimoog Model D und den Memory Moog. Hinzu kommen der unglaubliche Schmidt Synthesizer, der seltene Rhodes Chroma aus den 1980ern sowie der Code 8 und SE1 von Studio Electronics.“

Das Mastering machst du auch selbst?
„Da ich ein großes Faible für Mastering habe, führe ich auch das immer selbst aus. Dazu nutze ich Equipment vom kalifornischen Hersteller Manley. Alles Röhrengeräte und nicht gerade billig, aber im Hinblick auf das warme, satte Endergebnis jeden Cent wert. Dazu zählen der MU Compressor sowie die Massive Passive und Pultec EQs, zusammengeführt in den Manley Röhrenmixer und schließlich ausgeführt auf eine Tascam Bandmaschine aus den 70ern. Ich schleife auch meine Instrumente und sonstigen Sounds immer durch eine Kette aus analoge Tools wie den V672/2 Vorverstärker, bevor sie dann als separate Kanäle wieder zurück ins Projekt wandern.“

Wie beginnst du üblicherweise deinen Produktionsprozess?
„Da meine Musik im Wesentlichen durch Grooves funktioniert, starte ich natürlich auch mit den Rhythmen. Ich arbeite mich dabei klassisch von unten nach oben, programmiere also zuerst die Drums, dann die Bassline, hinauf zu den Hooks sowie sonstigen Sounds, garniert mit den Effekten. Danach steige ich unten wieder ein, ändere was an der Drum-Sektion und arbeite mich abermals vorwärts, bis alles nach meinen Vorstellungen ineinandergreift. Ein ständiges Vor und Zurück, hinzufügen und wieder wegnehmen – wie bei einem Puzzlespiel.“

An welcher Stelle kommt dabei Cubase ins Spiel?
„Ich nutze Cubase im Wesentlichen als Sequenzer zum Arrangieren der Spuren und um die Aufnahmekanäle zu editieren. Die Software- Engine und Klangqualität sind wirklich hervorragend, und auch von der Übersichtlichkeit bin ich absolut begeistert. Das gilt vor allem für die runderneuerte Version 7.5, da man unter anderem die Spuren im Projektfenster zusammenfassen und ein- bzw. ausblenden kann. Cubase ist perfekt als Schaltzentrale für mein Hardware-basiertes Studio.“

Gibt es Funktionen, die du nicht nutzt?
„Oh ja, sicher reichlich. Das sind vor allem diejenigen, die ich aufgrund meines Hardware-Fuhrparks nicht benötige. Also beispielsweise die Cubase-internen Klangerzeuger und die internen Mastering-Tools.“

Warum hast du dich überhaupt für Cubase entschieden? käme eine Alternative nicht in Frage?
„Man bleibt ja häufig bei dem, womit man einsteigt. So auch bei mir. In den 90ern, als ich mit dem Produzieren begann, gab es ja für ambiti- onierte Jungproduzenten praktisch nur Steinberg Cubase und Emagic Logic. Ich habe damals mit Cubase angefangen, es als sehr stabil und kreativitätsfördernd kennengelernt und bin deshalb dabei geblieben. Auch wenn die Software vielleicht nicht immer ad hoc einfach zu be- dienen war – das ist allerdings den vielen Features und Möglichkeiten der Herangehensweise geschuldet und nicht mangelnder Ergonomie. Zwischendurch hatte ich es aufgrund der Post-Production-Optionen auch mal für einige Zeit mit der Steinberg-Alternative Nuendo ver- sucht, bin aber spätestens seit Cubase 7 und dessen hervorragende Add-Ons wieder ins alte Lager zurückgekehrt.“

Welche Funktionen nutzt du dabei im Wesentlichen?
„Da ich Cubase immer noch in erster Linie als Sequencer nutze, ist das Hauptprojektfenster mein wesentliches Arbeitsfeld. Von hier aus steuere ich die einzelnen Aufnahmevorgänge, setze meine Trackideen in Kanäle um, um, wie schon erwähnt, viele davon dann auch später wieder zu löschen. Die Klang-, Panning- und EQ-Einstellungen führe ich meist „on the go“ bei der Aufnahme aus. Ganz zum Schluss erfolgt dann die Feinabstimmung und Effekteinbettung. Man muss vielleicht dazu sagen, dass ich ein ziemlich unordentlicher Produzent bin. Also nicht besonders strukturiert oder organisiert. Das Meiste passiert aus dem Bauch heraus. Es geht darum, den kre- ativen Moment einzufangen, möglichst schnell in den Sequencer zu bannen und die Idee weiterzuspin- nen. Würde ein anderer Produzent während meiner Arbeit auf meinen Screen starren, träfe ihn wohl der Schlag aufgrund der Unordnung. Mit zig Kanäle und Ideenfetzen. Vielleicht ist es auch das, was ich an Cubase schätze: Es verzeiht viele meiner Schludrigkeiten und unortho- doxen Herangehensweisen ohne groß aufzumucken oder abzustürzen. Und am Ende kommt dann immer genau das heraus, was ich wollte.“

Setzt du ein Steuerpult oder sonstige Controller ein?
„Bis auf besagte NI Maschine für die Drums ist das eigentlich nur ein Emu Keyboard zum Einspielen der Synthesizerlinien.“

Deine Lieblingsfunktionen bei Cubase 7.5 sind?
„Da würde ich zum einen das TrackVersion-Feature hervorheben wol- len. Damit lassen sich verschiedene Versionen einer Spur erstellen, ohne dass man dabei die Spureinstellung ändern muss. Ob Audio,-, Midi-, oder Rhythmusspur ist dabei egal. So lassen sich verschiedene Einspielungen sehr schnell vergleichen und die besten herausfiltern. Meiner Arbeitsweise sehr entgegen kommt zudem der Re-Record-Mo- de. Damit lässt sich eine Aufnahme beliebig oft und praktisch seam- less wiederholen, ohne dass man den Record-Mode verlassen muss. Da ich immer noch mit einigen Analoggeräten ohne Speicher arbeite, die sich nach jedem harten Stopp resetten, ist das schon sehr praktisch. Bislang musste ich die Einstellungen am Gerät dann immer wieder von Hand neu vornehmen. Und dabei trifft man dann doch nie wieder hundertprozentig den Sound, den man ursprünglich hatte.“

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FAZEmag 026/04.2014