JAW – hat viele Freunde

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Ja genau, es ist der, der immer wieder im letzten Drittel der Show nur mit Boxershorts und Kappe bekleidet auf der Bühne steht – oft auch mit Tänzerin aus dem Publikum und einer Flasche Hochprozentigem bewaffnet –, vollen Stimmeneinsatz zeigt und das Publikum damit stets auf seine Seite zieht. Die Rede ist von Jonathan Illel, der unter dem Namen JAW als Frontmann des französischen House-Trios dOP fungiert und agiert. Mit seiner Ausstrahlung und Leidenschaft, mit seinem Exhibitionismus und seiner markanten Stimme bringt er – bestens abgestimmt mit Clement Zemstov und Damien Vandesande an den Instrumenten – jede Party-Crew zum Tanzen. Auf eine ganz andere Art und Weise lässt JAW nun die Hosen runter, denn er hat sich etwas aus dem Dance-Kontext befreit, eine ganze Menge verschiedener Kollaborateure zusammengetrommelt und hat mit ihnen unter dem Namen JAW & Friends das Album „Midtown“ veröffentlicht, auf dem er sich als Vokalist diverser Genres präsentiert.

Vor über drei Jahren startete Jonathan das Albumprojekt, bei dem er im Laufe der Zeit über 40 Künstler zusammengetrommelt hat. „Es war ein Traum von mir, eine Compilation zu machen, die zu jeder Zeit und Saison passt, eine neue Art von Mixtape. Ich habe schon immer gerne neue Sachen ausprobiert, das praktizieren wir mit dOP schon seit Anfang an und wir machen immerhin schon seit 20 Jahren gemeinsam Musik. Was jetzt noch bei JAW & Friends dazukommt, ist, dass ich als Sänger an jeden Track eine andere Intention verfolge.“

Von Anfang an war auch klar, dass es ein sehr persönliches Projekt werden sollte. Die Kollaborateure waren Freunde, bzw. wurden zu Freunden, wie im Falle von Cassius. „Der einzige Nicht-Freund den ich dabei haben wollte, war Mr. Oizo. Fast hätte es auch geklappt, aber ich denke beim nächsten Mal ist er auf jeden Fall dabei.“

Die Herangehensweise variierte von Track zu Track. Mal bekam er Beats und Skizzen zugeschickt, die er dann in seinem Studio aufnahm und mit Vocals unterlegte, mal traf man sich gemeinsam im Studio. Aber auch dann war die Aufgabenteilung klar geregelt: „Ich mache die Texte, und sie machen die Beats. Ich bin absolut kein Beat-Macher.“ So persönlich die Arbeit war, so schwer fällt es JAW auch einen Favoriten aus „Midtown“ zu benennen. „Ich habe keinen Lieblingssong. Jeder einzelne erzählt eine andere Geschichte. Wenn du das Album kaufst, wirst du sie alle kennenlernen.“

Eine Live-Umsetzung des Projektes ist nicht geplant. Es wird ein paar Release-Partys mit einigen der Acts geben, auf denen er auch singen wird, aber es warten auch schon wieder neue Aufgaben. Das Indie-Pop dOP-Seitenprojekt Les Fils Du Cavalaire kommt nach einer EP im letzten Jahr demnächst zu Album-Ehren – inkl. einer neuen EP im kommenden Monat und auch mit dOP selbst geht es nun weiter. Die Studioarbeit zum Nachfolger des 2010ers Debütalbums startet und parallel dazu wird auch eine neue Live-Show entwickelt. Ob die ohne Boxershorts auskommen wird, das wollen wir nicht hoffen …

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 Foto: Natacha Lamblin