Kieferkirmes, Gesichtselfmeter, Beißer – woher kommt das beim Feiern

 

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Kieferkirmes, Gesichts-Elfmeter, Beißer – warum bekommt man das beim Feiern?

Kieferkirmes, Gesichts-Elfmeter, Beißer – woher kommt das beim Feiern?

Alle kauen, keiner isst. Ob selbst erlebt oder selbst gesehen spielt keine Rolle, man kennt es. Gerade auf Techno-Partys und Raves laufen viele Leute mit eigenartigen Gesichtsverzerrungen rum. Kieferkirmes halt. Nicht bei allen Leuten verzerrt sich das Gesicht in alle Richtungen, manche haben auch einen extrem angespannten Gesichtsausdruck. Sie pressen die Zähne mit aller Kraft aufeinander, als würden sie sonst das Unglück der ganzen Welt aussprechen. Kaum fängt das Teil an zu knallen, fängt der Kiefer an zu klappern. Die Zähne schlagen mehrmals pro Sekunde heftig aufeinander, als ob man sich in Sibirien den Allerwertesten abfrieren würde. Es können sogar regelrechte Bissverletzungen im Mund stattfinden, die Backen sind von innen kaputt, die Lippen auf gebissen, die Zunge dick, weil sie des öfteren mal zwischen die Zähne gekommen ist u.s.w.. Das mögen vielleicht Extrem-Beispiele sein, jedoch hat der eine oder die andere es vielleicht selbst schon gemerkt, dass nach einer Party mit MDMA, Teile oder viel Amphetaminen einem der Kiefer irgendwie weh tut und die Backenzähne schmerzen. Auch wenn man nicht die ganze Nacht mit einer totalen Gesichtsentgleisung rumgelaufen ist, merkt man, wie sich die Chemie irgendwie auf den Kiefer auswirkt. Aber warum ist das so? Wir versuchen euch eine wissenschaftliche Erklärung zu liefern.

Die Fachbegriffe, womit man solche (Feier-)Symptome benennen kann sind Bruxismus und Trismus. Bruxismus tritt eigentlich (ohne Drogen) am häufigsten im Schlaf auf. Bruxismus ist das klassische Zähneknirschen. Es gehört eigentlich zu Schlafstörungen, und kann durch Stress ausgelöst werden. Durch Drogen wie MDMA, Ecstasy und Amphe entwickelt man quasi künstlichen Stress für den Körper, daher könnte das Zähneknirschen kommen. In jedem Fall ist es sehr ungesund für den Zahnschmelz, denn dieser nutzt sich dadurch ab. Als Trismus wird die Kiefersperre bezeichnet. Also wenn der Kiefer sich nur noch schwer öffnen lässt, sucht er die Bewegung nach rechts und links. Es ist ein Krampf der Kaumuskulatur. Da man eh schon die Muskeln angespannt wenn man drauf ist, spannt man natürlich auch seine Kiefermuskeln dabei an. Außerdem bekommt man auch einen gewissen Bewegungsdrang, der ebenso die Kiefer-Bewegungen hervorrufen kann.

Harry Sumnall ist Dozent für Drogenkonsum am Public Health Institute in Liverpool. Er kann uns darüber aufklären weshalb wir uns unter Drogeneinfluss die Zähne kaputt machen und weshalb der Unterkiefer sein Eigenleben entwickelt.
„Orafaziale Effekte (Kau-,Beiß- und Schluckstörungen) sind wahrscheinlich auf die Serotoninausschüttung zurückzuführen. Dopamin und Noradrenalin dürften ebenfalls ihren Teil dazu beitragen. Studien an Ratten haben gezeigt, dass die Serotoninausschüttung nach dem MDMA-Konsum schützende Reflexe zur Kieferöffnung hemmt, die normalerweise dazu dienen, unbeabsichtigtes Beißen und Malmen zu verhindern. Wenn man Ratten mehrere Dosen MDMA verabreicht, kommen verschiedene Neurotransmittersysteme ins Spiel und das Noradrenalin übt eine zusätzlich hemmende Wirkung aus“, so Sumnall.
Zwar kann man nicht mit einer absoluten Gewissheit sagen, dass sich MDMA bei Ratten gleichermaßen wie bei Menschen auswirkt, aber so groß dürften die bestimmten Unterschiede nicht sein.
Einen kausalen Zusammenhang zu Dosierung und Ausartung gibt es. Je höher die Pille dosiert ist oder je mehr man gezogen, genommen, wie auch immer hat, desto stärker sind die orafazialen Effekte.

Auch wenn die Gesichtsgymnastik an sich nicht so krass schädlich ist (abgesehen für´s Image vielleicht), zeigen sich Zahnärzte diesbezüglich schon etwas besorgt. Wie oben erwähnt durch den Bruxismus nutzt man den Zahnschmelz stark ab. Die chemischen Substanzen vermindern den Speichelfluss, das Pappmaul lässt grüßen. Diese Mundtrockenheit hält ja dann auch relativ lange an, oft an die 48 Stunden, durch wenig Trinken verschlimmert sich dieses und die gesamte Mundflora ist aus dem Gleichgewicht.
Die Kieferschmerzen, die nach eine chemischen Nacht festzustellen sind kommen von dem Druckschmerz im Kiefergelenk. Dort wo der bewegliche Unterkiefer und der unbewegliche Oberkiefer miteinander verbunden sind. Dort konzentriert sich die Muskelspannung. In manchen Fällen kann das auch Kopfschmerzen auslösen.

Wie hält man die Akrobatik im Gesicht im Zaum?
Eigentlich werden nachts Beißschienen eingesetzt, damit Leute mit dem Zähneknirschen aufhören. Naja, kann man vielleicht weniger gut nachts auf der Tanzfläche tragen. Unser Tipp: Kaugummi, zuckerfrei wenn´s geht bitte. Der Kiefer ist in Bewegung und auch wenn das Kaugummi-Kauen etwas undezenter als sonst ist, besser als dem Kiefer freien Lauf zu lassen. Der Mund kennt die Bewegungsabläufe des Kaugummi-Kauen und außerdem sorgt Kaugummi für Speichelfluss. Du hast einen frischen Atem und sorgst für bessere Mundflora. Ein weiterer Tipp ist Magnesium. Magnesium hilft gegen Krämpfe aller Art. Es relaxed auch die Kieferkirmes.
Und wenn gar nichts hilft, muss das entsprechende Zaumzeug her 😉

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