Lake People – Stilistisch offen

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Vor knapp vier Jahren trat Lake People erstmals in Erscheinung – mit einer EP auf Musik Gewinnt Freude, dem Label von Kollektiv Turmstrasse. Seinen Durchbruch feierte der Leipziger, bürgerlich Martin Enke, gegen Ende 2012 mit der „Point EP“ auf Krakatau Records, die ihn die Playlists von DJs wie Dixon oder Lawrence katapultierte. Die Reise nahm Fahrt auf, weitere Stationen waren u.a. Connaisseur Recordings, Guy Gerbers Rumors und Permanent Vacation. Letzteres ist nun auch Heimat seines Debütalbums „Purposely Uncertain Fields“, das in diesen Tagen erscheint. Höchste Zeit für ein paar Fragen rund um das Debüt, seinen Sound und weitere Pläne für 2015.

Purposely Uncertain Fields – Was reizt dich an unsicheren Feldern?
Auch wenn der Albumtitel für mich tatsächlich eine spezielle Bedeutung hat, möchte ich diese nicht formulieren. Artwork und Titel stellen eher eine Einladung dar. Danach finde ich es schöner, dem Hörer seine eigenen Gedanken zu lassen, wenn er sich dazu überhaupt welche machen möchte. Musik, und für mich vor allem elektronische ohne tiefere Lyrics, muss nicht mit Worten und Bildern erklärt werden. Selbst wenn ich meine All-Time-Favourites höre, die sogar teilweise an meiner Wand hängen, habe ich dabei nicht deren Cover oder Titel im Kopf.

Du hast deine EPs ja bei diversen Labels veröffentlicht, wie ist schließlich deine Entscheidung für Permanent Vacation gefallen?
Anfänglich war das alles eher eine Suche. Eine Suche nach meinem Sound, und damit auch eine Suche, wo der Sound hinpasst.
Als mich Tom und Benji auf ein Album angesprochen, hat mich das sehr gefreut, weil das Label nicht für einen stringenten Stil steht, und es einem dadurch schon mehr Freiräume bietet. Auch das Artwork ist nicht fest, sondern jede Platte hat ihr ganz eigenes Design. Vor allem für Alben ist mir das durchaus wichtig. Ich denke, es ist gar nicht so einfach auf diese Art und Weise ein schönes Label zu etablieren. In jedem Fall braucht es sicher mehr Zeit. Die Zusammenarbeit für die „Uneasy Hiding Places EP“ war super entspannt und trotzdem zielstrebig, was den Beschluss, auch weiterhin zusammenzuarbeiten, sehr einfach machte.
Trotzdem üben auch reine House-Labels, oder Labels, die ihren musikalischen Rahmen eben viel enger abstecken und dazu vielleicht noch ein einheitliches schönes Artwork haben, total ihren Reize auf mich aus. Als Musiker dann aber eher für den Sound, den ich unter dem Alias Llewellyn mache. Etwas gerichteter mit dem Fokus auf House, ohne andere stärkere Einflüsse.

Wie lange hast du am Album gesessen, wann ging es los, wann hast du den Entschluss dazu gefasst?
Tom und Benji hatten mich letzten Winter gefragt. Erst war ich dazu noch nicht bereit, doch änderte sich das kurze Zeit später schlagartig. Das habe ich dann auch nie wieder angezweifelt. Es ist also ziemlich genau ein Jahr von der Entscheidung bis zur Veröffentlichung vergangen.

Gab oder gibt es evt. eine Begegnung und/oder einen Einfluss, der für den Sound von Lake People besonders wichtig war und ist?
Mein derzeitiger Sound ist, denke ich, durch vieles beeinflusst. Um es jedoch grob zu überspannen sicher am meisten durch Techno, 90er Electronica/Ambient und Elektro. Wie sich nun auch in meinen Produktionen herausstellt, hat mich das Interesse an diesem Sound in den 90ern und den ersten 00er Jahren längerfristig geprägt. Als ich mit Lake People angefangen habe, war es, vor allem bei Remixen, noch teilweise viel poppiger, weil ich in der Zwischenzeit viel Bands gehört hatte. Nach und nach hat sich das jedoch ziemlich rausgewaschen. House habe ich früher eigentlich gar nicht gehört. Das Interesse kam erst in Leipzig mit KANN Records und den Partys im Conne Island. Es hat auch, nach wie vor, eine andere Gewichtung. Meine Tracks sind, wie bereits erwähnt, entweder eher housig, die ich dann als Llewellyn veröffentliche, oder haben diesen, etwas stilistisch offeneren Lake People-Sound, bei dem House als Einfluss nicht, oder nicht mehr, so eine große Rolle spielt. Aber die Balance kann sich natürlich auch wieder ändern. Letztlich formt sich ein gewisser Sound aus unzähligen Dingen.
Und konkret bei dem Album ist im Grunde nichts anders als sonst auch. Der Fokus lag jedoch nochmal verstärkt darauf, eine in sich schlüssige Platte zu machen. Jedenfalls haben Alben per se wesentlich mehr Impact auf mich, die sehr homogen und trotzdem abwechslungsreich sind. Das war quasi mein Anspruch an mich selbst. Eine EP kann da auf jeden Fall viel unkonkreter sein.

Nach außen wird oft deine „Point EP“ als eine Art Wendepunkt dargestellt. Empfindest du das für dich genauso und wenn ja, kannst du das etwas beschreiben?
Sie ist es tatsächlich, nicht nur nach außen. Es war die erste Platte, die mir auch selber heute noch gefällt, und das wusste ich auch damals irgendwie schon.
Mit dem Erfolg hatte ich allerdings überhaupt nicht gerechnet. Tatsächlich vermutete ich sogar, dass es auf die Platte weniger Feedback geben würde, da sie eigentlich unfunktionaler und verkopfter als die Platten davor war. Aber ich dachte mir: „Egal, wenn das keinem groß gefällt. Ich will die Platte einfach so haben wie sie ist.“ Die Jungs vom Krakatau Label haben mich mehr oder weniger walten lassen. Und dann wurde die Platte plötzlich von mehreren sehr bekannten großartigen DJs gespielt. Neben Dixon und Âme eben auch Gerd Janson und Lawrence. Zwei Labelbetreiber, von einen meiner Lieblings-Techno /House-Labels überhaupt. Insgesamt hat die Platte also schon einen spürbaren Boost generiert.
Rückblickend mag ich die EP fast gleich auf mit „Uneasy Hiding Places“, auch immer noch am meisten. Das kommende Album mal ausgenommen. Das hat natürlich einen ganz anderen Stellenwert für mich.

Wie sehen deine weiteren Pläne für 2015?
Anknüpfend an das Album wird es eine Remix-EP geben. Und sehr sicher auch eine neue Lake People-EP, allerdings frühestens im dritten Quartal. Remixe sicher auch.
Außerdem werde ich noch etwas unter Llewellyn veröffentlichen. Zuletzt hatte ich da einen Remix für Panthera Krause gemacht, was aber schon eine ganze Weile her ist. Neu erscheinen wird, allem voran, ein Track auf einer V.A. Double 12Inch auf KANN Records, ein tolles Beispiel für ein sehr stringentes Deep House-Label mit wunderschönem, homogenen Artwork. Darauf folgend dann auch noch eine ganze Llewellyn-EP. Aber wo und wann genau, möchte ich hier noch nicht verraten.
/ Tassilo Dicke

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