Lexer – Der Spiegel eines Wandels

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Als „elektronischen lonesome Cowboy“ bezeichnete sich der damals 22-Jährige aus Bad Lausick im Osten der Republik in einem Interview mit dem Internet-Blog trndmusik.de. Das war im Oktober 2012. Ganze eineinhalb Jahre später zählt Lexer zu den erfolgreichsten Neuentdeckungen unserer Zeit. Er gehört jener Generation an, die Werkzeuge wie Soundcloud, Facebook etc. bestens zu nutzen wissen, um ihr Publikum mit ihrer Kunst rasant zu vergrößern. In diesem Fall jedoch wurden mehr als nur ein kurzweiliger Hype und ein paar tausend Klicks generiert. Mit erfolgreichen Edits und Remixes für Band of Horses und Feist und seiner „My Princess EP“ auf Oliver Schories’ Label Der Turnbeutel gelangen Lexer die ersten Schritte in der Produktionswelt und damit eine gesunde Nachhaltigkeit. Deepe Melancholie gepaart mit Pop-Attitüden und stets tanzbar – so könnte man seinen Stil wohl am ehesten beschreiben. Gibt es für viele dieser Tage einen Wandel im elektronischen Kosmos, kann man Lexer durchaus als Spiegel dessen ansehen. Weg von 130 Schlägen pro Minute, hin zur Liebe zum Detail und echten Gefühlen. Im FAZEmag Poll belegt Lexer nicht zuletzt durch sein Set auf dem Fusion Festival 2013 eine respektable Platzierung bei den Durchstartern des Jahres. In diesem Monat erstellte Lexer auch den offiziellen FAZEmag Downloadmix.

Du hast in 2013 wohl das erfolgreichste Jahr deiner noch jungen Karriere erlebt. Acts wie Klangkarussell, Tom Novy und Alle Farben loben dich in den höchsten Tönen. Wie ist dein persönlicher Rückblick? Welche Momente sind dir besonders in Erinnerung?
Für mich waren die vergangenen Monate der Wahnsinn schlechthin. Anfang des Jahres entschied ich mich, zu Dusted Decks zu gehen, und damit war der Grundstein für das alles gelegt. Die Jungs stammen aus dem selben Nest nahe Leipzig, und alles hat gepasst. Ich konnte mich auf meine Musik konzentrieren, die Agentur hat sich um das Projekt Lexer gekümmert und es ordentlich mit angeschoben. Daher an dieser Stelle ein großes Danke. Daraufhin ging es Schlag auf Schlag: LiquidSunday, SonneMondSterne, Gigs in der Schweiz und dann natürlich die Fusion im Juni! Sonntag gegen 6 Uhr in der Früh schien zum ersten Mal die Sonne an diesem Wochenende, die Tanzwiese war komplett voll, und meine Musik hat einfach gepasst. Ein magischer Moment für mich, quasi DER Moment 2013. Zwei Stunden Gänsehaut.

Könnte man dieses Set als Schlüsselmoment bezeichnen?
Definitiv. Die Resonanz war riesig, und ich denke, dass es mein kleiner Durchbruch war. Vielleicht klappt es dieses Jahr wieder. Ich würde mich freuen, und eventuell kann ich mein Geschenk an die Kulturkosmos Crew bestaunen.

Du bist für deinen melancholischen House bekannt und hast in deinen ersten Sets auf Soundcloud auch Pop-Mash-Ups untergebracht. Leute wie Falscher Hase und Oliver Schories werden mit dir in einer Reihe genannt. Wie siehst du das persönlich?
Ich persönlich denke, dass mein Spektrum etwas breiter ausfällt als schlichtweg „melancholischer House“. Es ist natürlich noch etwas ungewohnt aber schön, mit den DJs genannt zu werden, auf die ich noch vor einem Jahr aus der Ferne geblickt habe. Inzwischen kennt man sich halt. In meine Sets fließt unsagbar viel meiner Persönlichkeit mit ein, wie auch bei jedem DJ auf seine eigene Art. Gefühle und Leidenschaft sind es, die ich mit meinem Sound transportieren möchte. Für mich ist das essenziell.

Soundcloud, Facebook oder YouTube waren bislang äußerst wichtige Werkzeuge in deiner Karriere. Wie wichtig sind Social Medias für dich heute, wo du so gut wie ausgebucht bist?
Ich nutze Facebook & Co. natürlich, um meine Fans zu informieren, aber das macht sicherlich jeder DJ heutzutage. Wer da nicht mitspielt, wird nicht wahrgenommen. Da kann man jetzt einer Zeit nach heulen, in der das nicht so war und die ich auch nicht kenne. Aber so ist nun mal der Lauf der Dinge. Aber ich beschränke mich auch auf die von dir genannten Plattformen. Twitter, MySpace, RA und Instagram kommen bei mir zu kurz. Ist aber auch nicht weiter schlimm. Wenn ich versuche, wirklich alle zu erreichen, müsste ich mich ja noch bei VK.com anmelden und ein Profil in China pflegen. Meine Fans finden mich und meine Musik bei Soundcloud.

Man hat den Eindruck, dass du einige Zeit im Studio verbringst. Was steht in 2014 an?
Ich hoffe viel (lacht). Sicher sind u.a. Tracks auf Turnbeutel und Armada – Remixes für Goldfish aus Südafrika, für Ramon Tapia, Wild Culture auf Kittball – sicher auch der eine oder andere Song für oder mit meinen Buddys, wie zum Beispiel TomB.

Denkst du bereits über ein Album nach?
Ja, ich bastle fleißig an Tracks und hatte dazu schon einige Angebote von diversen Labels. Ich lasse mir aber noch etwas Zeit und schaue, was sich wo ergibt. Ich habe mich noch nicht entschieden, aber der Plan ist sicherlich, es 2014 zu veröffentlichen.

Du hast kürzlich auch eine neue Podcast-Reihe gegründet.
Richtig. Sie nennt sich ‘Sensual Pieces of Music’. Ich hoffe, dass auch das erfolgreich wird und ich dem einen oder anderen DJ eine Plattform für seine Musik geben kann – und umgekehrt natürlich auch.

Welche Ziele hast du neben den Produktionen in 2014 und darüber hinaus? Mit welchen Künstlern würdest du gerne mal zusammenarbeiten?
Mein Kalender quillt nur so über vor Projekten, auf die ich mich sehr freue. Ich freue mich z.B. auf den Gig in Amsterdam, bei dem ich b2b mit Bakermat auftreten werde. Es gibt Anfragen aus den USA und auch aus China. Sicherlich kommen auch noch einige interessante Festivals dazu, und wie schon erwähnt wäre ich überglücklich, meinen Gig bei der Fusion wiederholen zu können. Der Rest wird sich ergeben, auch was die Zusammenarbeit mit anderen Produzenten angeht.

Erst vor kurzem hast du dir einen solchen Erfolg, wie du ihn aktuell hast, nicht erträumen lassen. Gibt es etwas an der elektronischen Szene, dass du dir ‘anders’ vorgestellt hast?
Der Eintritt in diese Szene kam ja im Prinzip sehr schnell für mich – fast schon zu schnell! Ich konnte mir somit gar keine Gedanken machen, ob da irgendwas anders ist, als ich es mir vorgestellt habe. Ich bin da reingeschlüpft, lebe nun damit oder darin und bin auch sehr froh, so wie es gerade ist. Ich habe viele tolle Menschen kennengelernt. Einige davon sind Freunde geworden, die ich hoffentlich auch noch habe, wenn ich nicht mehr auflege.

Du hast im Oktober 2012 in einem Interview mit trndmusik.de gesagt, dass du dich als einsamen elektronischen Cowboys in deiner Gegend um Bad Lausick fühlst und –  auch wegen deines Jobs – bald in eine Großstadt ziehen möchtest. Wie hat sich das in den letzten eineinhalb Jahren entwickelt?
Die Musik, für die ich stehe, ist im Leipziger Raum immer noch ein relativ schwieriges Thema. Durch einige andere DJs und vielleicht auch durch mich ist diese Art von Musik aber schon deutlich populärer geworden und die Leute kommen auch nun gezielt deswegen. Das ist schon ein tolles Gefühl. Nach meiner Ausbildung habe ich noch ein halbes Jahr Vollzeit gearbeitet. Da stieß ich allerdings ganz schnell an die Grenzen des Machbaren. 2013 hab ich dann nebenbei in der Firma eines Freundes gejobbt. Das ging aber auch nur bis zu einem bestimmten Punkt. Auch wenn ich dieser Tage fast jeden Moment genieße, ist es zeitgleich auch anstrengend und ich brauche die Zeit für die Musik und zum Entspannen. Gerade letztes Wochenende hat es mich niedergestreckt, und ich konnte meinen Gig in Freiburg leider nicht wahrnehmen. Das hat mir gezeigt, dass Ausruhen und regelmäßige Auszeiten ebenso zum DJ-Dasein gehören. Und ja, ich bin von der Kleinstadt nach Leipzig gezogen. Die Anbindung ist doch schon besser, und Leipzig ist einfach eine tolle Stadt (lacht).

FAZEmag DJ-Set #24: Lexer – ab sofort und exklusiv bei iTunes:

www.facebook.com/lexer.official
www.dusteddecks.de