Neelix – Der riesige Baum

Neelix 03

Für jemanden, der sich nicht tagtäglich in der Psytrance/Goa/Progressive-Trance-Szene aufhält, ist ein Interview mit einem der größten Stars dieser Szene etwas Besonderes. Wie ist dieser Neelix aus Hamburg? Arrogant? Introvertiert? Zickig? Nein, keine Angst. Neelix ist kein typischer Superstar. Er flüchtet sich nicht in tausendmal gehörte Floskeln und versucht nicht, ein Bild aufrechtzuerhalten. Neelix ist echt. Neelix ist ehrlich. Manchmal vielleicht zu ehrlich. Aber kann man das überhaupt, zu ehrlich sein? Der Mann, der sein schickes Studio verkauft hat, um in der Küche auf einen riesigen Baum schauend zu produzieren, ist erfrischend anders als die meisten Sterne der elektronischen Musikszene. Darum ist das Interview mit Neelix im grünen Garten in St. Georg auch kein „normales Gespräch“ über Musik geworden.

EINSCHUB – NEELIX wird jetzt regelmäßig für uns Kolumnen schreiben. Hier ist die erste.

Wir sind hier in Hamburg, St. Georg. Früher war das eher eine verrufene Gegend. Doch mittlerweile ist es sehr hip geworden. Das Gelände, auf dem wir uns gerade befinden, ist durch bestimmte Umstände entstanden. Kannst du uns kurz was dazu erzählen?

Das Gelände ist durch die Besetzung von Lagerräumen entstanden. Man wollte kein weiteres „Hafenstraßenproblem“ haben, deshalb musste sich die Stadt Hamburg etwas überlegen, um keine weitere politische Besetzungsarie am Bein zu haben. Also wurde jemand eingestellt, der sich darum zu kümmern hatte, dass auf dem Gelände eine Wohngesellschaft oder Genossenschaft entsteht. Früher waren das alles aktive 30-Jährige, heute sind alle älter und irgendwann wird es eventuell so eine Art Altersheim.

Und du bist hier auch groß geworden?

Genau.

Weil deine Eltern politisch sehr engagiert waren?

Ja, ganz doll.

Wie hast du jetzt diese Ausschreitungen in Hamburg im Rahmen des G20-Gipfels erlebt?

Komplett anders, als die Medien es kommunizieren. Viele haben immer von sinnloser Gewalt geredet. Das würde ja bedeuten, dass es auch sinnvolle Gewalt gibt. Ich will auch gar nicht über Gewalt sprechen, ich will nur darüber reden, dass hier etwas nicht okay ist. Es wird auch kaum darüber gesprochen, dass das hier ein Beweis ist, dass Demokratie so im Moment nicht funktioniert. Ich stand bei mir eine Straße weiter und konnte es nicht fassen. Es war einfach unfassbar. Da wurden Menschen niedergeknüppelt, die nur am Rand standen. Da haben Leute im Restaurant auf der Straße am Tisch Pizza bestellt, dann fährt ein Wasserwerfer vorbei und jagt die Leute. Ich dachte, ich wäre im falschen Film. Ich habe das nicht verstanden. Das war auf Eskalation ausgelegt, um einen Ernstfall zu proben, wenn mal etwas Unvorhersehbares passieren würde. Das war schlicht unnötig.

Apropos Eskalation. Vor Kurzem begann auf einem Festival in Barcelona eine Bühne zu brennen und 20 000 Gäste mussten evakuiert werden. Du spielst ja regelmäßig auf großen Festivals. Wenn du auf solche Festivals fährst, setzt du dich da mit solchen Extremsituationen auseinander oder bist du in deinem Tunnel und konzentrierst dich nur auf deinen Auftritt?

Das kommt darauf an. Wenn ich in einen kleinen Club in Tel Aviv gehe, dann gucke ich mir ganz genau an, wo der Notausgang ist. Da mache ich mir manchmal schon ein bisschen Sorgen. Eigentlich egal in welchem Club, ich will immer wissen, wie ich da herauskomme.

Gab es da schon mal irgendwelche Vorfälle, die dazu führten, dass du so agierst?

In Mexiko stand ich mal auf der Bühne und plötzlich sind alle, die auf dem Dancefloor waren, weggerannt. Ich wusste nicht, wieso, weil ich ja immer nach vorne geguckt habe. Dann kam jemand und sagte: „Komm schnell, es brennt hinter dir.“ Wir mussten direkt losrennen und an der Seite standen schon Feuerwehrleute und haben versucht, zu löschen. Aber dann hat es richtig angefangen zu brennen und es gab nur einen Weg raus aus diesem Buschwald. Aber auch wenn ich weit oben wohne, zum Beispiel im fünften Stock, habe ich immer ein Seil daheim. Also nicht nur weil ich früher geklettert bin, sondern weil ich das einfach sinnvoll finde. Wenn ich im Hotel bin, schaue ich auch, wo die Gardinen sind, wo die Heizung oder die Klimaanlage zum Festbinden ist. Ich schaue tatsächlich, wie weit der nächste Balkon entfernt ist. Wie kann ich da hinkommen? Ich mache mir dann einen kurzen Plan, wie ich da herauskommen könnte.

Herausgekommen aus der Nische „Goa/Progressive Trance“ bist du vor ca. zwei Jahren. Wir haben uns das erste Mal auf dem SeaYou-Festival getroffen. Vor zwei Jahren wäre es noch sehr unwahrscheinlich gewesen, dich auf solch einem „Mainstream-Festival“ anzutreffen. Auch auf der Mayday und der Nature One warst du zum ersten Mal vertreten. Was hat sich in den letzten zwei Jahren geändert, dass du plötzlich auf solchen Festivals spielst?

Es gibt zwei grundsätzliche Dinge, warum das so ist. Erst einmal ist die Musik, die wir hier machen, einfach gut. Geschmackssache, klar. Der kann man gut folgen, die kann man gut hören. Es ist aber auch so, dass wir eine Underground-Szene sind, das heißt, wir sind frisch und nicht so teuer. Einige große Veranstalter haben sich gedacht: „Lass doch mal Neelix buchen, das passt doch auch.“ Und so war es dann auch. Und das freut mich. Auf der Nature One konnte ich beim ersten Mal gleich das Closing-Set auf der Mainstage spielen. Das war ganz groß!!!

Du hast ja mittlerweile über eine Million Fans auf Facebook. Und natürlich gibt es auch Leute, die offen Kritik äußern und sagen, was Neelix mache, sei nicht immer super. Durch die Social-Media-Blase ist es ja auch viel einfacher, relativ anonym Kritik zu äußern. Wie gehst du damit um?

Irgendjemand meinte vor Kurzem zu uns: „Das wird jetzt noch doller werden. Daran musst du dich gewöhnen.“ Gerade erst heute Morgen habe ich eine harsche Kritik gelesen und war dann auch leider irgendwie getroffen. Ich wollte schon zurückschreiben, aber ich habe dann mit meiner Freundin darüber gesprochen und sie sagte mir, dass es in meiner Hand liege, was Aufmerksamkeit bekomme. Es sei meine Entscheidung und ich solle das Negative nicht annehmen, sondern mich lieber auf das Positive konzentrieren. 99 Prozent finden gut, was ich mache, und nur dieser eine ist sauer auf mich. Ich habe nie gesagt, dass ich Psytrance-Underground bin, ich habe immer nur Musik gemacht, ohne jemandem gefallen zu wollen. Vor zehn Jahren sind auch schon Songs wie „Waterfall“ entstanden. Zu einer Zeit, als es niemanden interessierte, ob das nun Underground ist oder nicht. Mittlerweile geht es darum, dass es eine elitäre Gruppe gibt, die vorgibt, was Underground ist und was nicht. Früher gab es so etwas überhaupt nicht in der Psytrance-Bewegung. 1994 hat einfach jeder zu dieser Musik getanzt: Kinder, Hunde, alle blau angesprüht, Banker, Taxifahrer. Und es war völlig okay. Es ist schlimm, mit Kritik umzugehen, aber ich werde das lernen, meine Energie nicht zu verschwenden.

Verwaltest du deine Social-Media-Kanäle allein?

Ich mache den kreativen Teil und Hannes, mein Manager, kümmert sich um den strategischen Teil. Ich möchte eigentlich nur kreativ sein. Es gab Zeiten, in denen ich gar keine Musik mehr machen konnte, weil ich nur mit Reisen beschäftigt war. Ich habe mir dazu eine Geschichte überlegt. Stellt man sich mal vor, da gibt es einen Maler, der malt Bilder und hat eigentlich gar nichts vor mit diesen Bildern. Dann kommt irgendwann sein Nachbar vorbei. Er ist so begeistert von den Bildern und will eines mitnehmen, das er dann auch verkauft. Die Bilder werden immer beliebter und der Maler, der eigentlich nur malen will, hat schließlich viel mehr mit dem ganzen Drumherum zu tun wie Steuern zahlen, Bilder verschicken und Papierkram erledigen. Da denkt sich der Nachbar: „Wir stellen einfach einen Maler ein, der malt dann die Bilder.“ Jetzt findet sich der Künstler im Büro wieder und macht Papierkram. So ähnlich ist es mit sehr viel reisenden Artists. Eigentlich sind sie nur noch auf Tour und können selbst nicht mehr produzieren. Früher war es so, dass der Produzent im Studio saß und jemand anderes getourt ist. Da war man entweder Produzent oder Live-Musiker. Deswegen hatte ich mir überlegt, ein halbes Jahr zu touren und ein halbes Jahr zu produzieren, aber das hat nicht wirklich funktioniert. 

Von unterwegs aus kannst du nicht arbeiten?

Das habe ich oft gemacht, aber das ist nicht so leicht. Das kostet auch Kraft. Wenn ich jetzt weiß, ich muss in zwei Tagen wieder los, kann ich nicht so gut Musik machen, wie wenn ich weiß, ich habe zwei Wochen Zeit. Ich spüre da diese Anspannung. Manche zerbrechen an dieser Anspannung. Das habe ich erlebt. Sie fangen an zu heulen und können da nicht mehr heraus. Es ist ja nicht nur, dass man reist, sondern man formt sich durch seine Umgebung. Und wenn man nur unterwegs ist, hat man wenig Zeit für Freunde und Familie. So kommt man in eine Art Identitätskrise. Und wenn man fern von seiner Identität ist, wird man krank. Man wird traurig und einsam – da fällt es einem schwer, Musik zu produzieren. Wenn ich nach Hamburg komme, wartet da immer jemand auf mich. Da bin ich wieder zu Hause.

Gibt es Momente, in denen du dir eine Auszeit nimmst?

Ja, erst im vergangenen Jahr habe ich gemerkt, dass ich mehr Zeit für mich brauche. Ich habe allen Bookern und Managern Bescheid gegeben, dass sie alles canceln sollen, was noch zu canceln ist. Ich war einfach ausgelaugt und brauchte eine Auszeit. Das war nach einer stressigen und anstrengenden Tour in Australien, davor war ich wochenlang in Brasilien. Im Moment habe ich fast jedes zweite Wochenende frei. Wir haben auch versucht, den Fokus eher auf Deutschland zu legen, weil das Reisen eben so anstrengend ist. Und das hat gut funktioniert. Das ist toll, denn hier ist das gerade etwas ganz Besonderes.

Auch wenn du die Frage höchstwahrscheinlich hasst: Wie ist der Name Neelix entstanden?

1994 bin ich das erste Mal mit Psychedelic Acid-Trance in Berührung gekommen. Wir hatten zwei Technics MK II und Techno aufgelegt. So Airwave, Bonzai Records und so. Wir kannten uns alle vom Skaten und fingen zusammen mit dem Auflegen an. Bei meinem ersten Gig 1996 war ich zu aufgeregt und konnte nicht auflegen. Mein Freund Alex Dorkian (NOK) musste dann für mich einspringen. Mir war die Musik auch einfach zu stressig – und ich werde nie im Leben auflegen können. Ich wollte etwas machen, was nicht ganz so stressig ist, deswegen begann ich mit dem Produzieren. Das war 1998. Ich war immer sehr überzeugt von dem, was ich gemacht habe, aber an der Reaktion der Leute konnte ich sehen, dass es einfach komplett scheiße war. 2001 habe ich dann meinen ersten Track fertig gehabt. Ich hatte dann wieder Kontakt zu Alex, der zu dieser Zeit mit dem Esterian Project durch Europa tourte. Er fand meinen Track geil und schickte die Nummer an das Label Leviathan Recordings aus Rhede. Das Label rief dann an. Sie wollten meine Nummer für eine Compilation nutzen und benötigten einen Projektnamen. Ich überlegte dann eine ganze Weile, aber es kam nichts Gutes dabei heraus. Die schlimmste Idee war „Lucky Lucifer“. Als die Labelmacher von Leviathan Recordings wieder anriefen, lief gerade „Star Trek Voyager“ im Fernsehen. Dort gibt es einen Charakter namens Neelix. Ich mochte den Namen und benutzte ihn. Ich dachte, es sei ja nur ein Release und beim kommenden Track könne ich ihn wieder ändern.

Wie es eben so ist mit Vorsätzen.

Genau. Mein damaliges Ziel war es, unbedingt einen Track zu veröffentlichen. Dann war mein relatives Ziel, einen weiteren Track oder am besten ein ganzes Album unter einem anderen Namen zu veröffentlichen. Das Album erschien, allerdings als Neelix. Dann wollte ich auch so einen großen Dancefloor wie Astrix füllen. Ziele ändern sich immer mit der Situation, in der man sich gerade befindet. Darum kann man sich auch nicht vorstellen, dass ein Mann, der 200 Milliarden hat, noch mehr will. Weil er sich in der relativen Situation mit etwas anderem vergleicht. Das ist eine Krankheit. Wenn ich 200 Milliarden hätte, würde ich die längste Rutsche der Welt bauen.

Was ist denn momentan dein relatives Ziel?

Zufrieden zu bleiben. Vielleicht nicht ganz so viel zu reisen. Obwohl, eigentlich ist es mein Ziel, genau so weiterzumachen wie gehabt. Aber ein wenig anders.

Das klingt ein wenig seltsam.

Ich möchte etwas verbessern und dafür muss man erst einmal etwas anders machen. Wir machen das nun schon seit zehn Jahren und wir machen es immer gleich. Ich fände es toll, wenn sich alles einfach ein bisschen verändern würde. Was es auch gerade schon tut. Ich weiß auch nicht wirklich, warum. Vielleicht einfach durch die Idee, dass wir es verändern wollen. Ich möchte weiterhin auf großen Bühnen spielen, denn das ist so aufregend wie ein Bungee-Jump, nackt. Ich möchte so viele Leute wie möglich erreichen. Und eine Message übermitteln.

Glaubst du, dass Menschen, die zu deiner Musik tanzen, in der Lage sind, Messages aufzunehmen?

Ja, aber nicht unbedingt auf dem Dancefloor. Immer wenn ich an den Dancefloor denke, werden meine Produktionen schwierig. Ich will einfach nur Musik machen, vielleicht sogar ohne Beat. Wenn ich es schaffe, den Dancefloor auszublenden, wird der Track besser. Und dann bekommt er auch eine Bedeutung. Manchmal schreiben mir auch die Leute, dass sie meine Messages verstehen. Wie zum Beispiel: Esst kein Fleisch mehr. Eine Message in Musik ist meiner Meinung nach wichtig und fehlt leider viel zu oft.

Bist du Vegetarier oder Veganer?

Ich bin Vegetarier. Ich war lange Veganer, aber es ist einfach sehr schwierig, das mit dem Reisen zu vereinbaren. Ich finde, man darf sich auch nicht zu sehr davon vereinnahmen lassen. Man kann nicht alles verändern. Aber man muss bei sich selbst anfangen. Wenn man nicht bereit ist, die kleinste Kleinigkeit bei sich selbst zu verändern, kann man auch nichts erreichen. Man kann nicht die ganze Welt verändern. Aber wenn man sich selbst verändert, verändert man auch die Welt. Ich habe mich entschieden, Vegetarier zu werden, weil man so die Umwelt weniger belastet. Außerdem verhungert alle 30 Sekunden ein Kind. Eine Kuh frisst 62 Kilogramm Mais oder Soja am Tag. Damit könnte man 300 Kinder retten. Aber wir produzieren Fleisch damit und schmeißen 50 Prozent in den Müll. Das ist so schlimm und ich kann das nicht unterstützen. Wenn ich durch diese Message nur einen Menschen dazu bringe, weniger Fleisch zu essen, ist das schon ein Erfolg.

Bist du religiös?

Nein. Ich war vor Kurzem in Salt Lake City, der Hauptstadt der Mormonen. Da fragten mich und meine Freundin zwei Mormonen, ob ich nicht bei ihnen eintreten wolle. Ich entgegnete, dass ich an Wissenschaft glaube. Auf die Frage, ob ich glaube, dass es Quatsch sei, was sie glauben, sagte ich, das sei die falsche Frage. Die Frage ist, würdest du an Gott glauben, wenn du mit meinem Vater groß geworden wärst. Ich glaube nicht. Jeder ist ein Neuaufguss seines Erzeugerpärchens. Darum hatte ich auch schon eine Identitätskrise. Bin ich wirklich so links? Bin ich wirklich moralisch so eingestellt? Oder ist das nur das, was meine Eltern mir beigebracht haben? Kann man das überhaupt trennen? Wer, was bin ich überhaupt?

Was wolltest du während der Schulzeit werden?

Regisseur. Ich wollte immer Filme machen. Das habe ich auch gemacht. Aber nur Zeichentrick bislang – und dabei wollte ich ursprünglich richtige Filme machen. Ich habe Grafikdesign an der Hochschule studiert, aber konsequent immer alles abgebrochen. Mein Vater hatte immer gesagt: „Schule ist Teufelswerk.“ Schule war seiner Meinung nach eine Gleichstellung von jedem Individuum. Das ist nicht gerade förderlich für ein Kind.

Was ist dein Lieblingsfilm?

„Absolute Giganten“. Ich mag aber besonders Filme, die auf wahren Begebenheiten beruhen. Gerne mit Menschen mit psychischen Problemen. Wie zum Beispiel „Aviator“. Für den habe ich mich besonders interessiert. Ich höre auch keine Musik, wenn ich entspannen möchte. Zum Entspannen schaue ich Filme.

Was ist denn deine psychische Macke?

Selbstzweifel. So extrem, dass es teils nicht mehr förderlich ist. Es ist ja prinzipiell gut, wenn man gewisse Selbstzweifel hat, damit man sich weiterentwickelt. Wenn man zufrieden ist, bleibt man ja da, wo man ist. Wer immer macht, was er schon kann, bleibt immer da, wo er gerade ist. 

Und dieses Weiterentwickeln inspiriert dich, treibt dich an?

Dazu habe ich eine lustige Geschichte. Ich habe mir auf den Rat von Kollegen hin ein Studio eingerichtet. Bis dahin hatte ich immer von zu Hause aus produziert. Dann saß ich da in meinem Bunker, fühlte mich gar nicht inspiriert. Also habe ich eine Räucherkerze angemacht, die Gitarre ausgepackt und ein bisschen gespielt. Ich dachte mir: „Das darf nicht wahr sein. Jetzt habe ich hier so ein super Studio und kann es nicht richtig nutzen.“ Die Luft war schlecht, kein Tageslicht und kein einziges Geräusch von draußen. Also habe ich das Studio wieder komplett verkauft. Ich sitze aktuell bei mir in der Küche und schaue durchs Fenster auf einen riesigen Baum. Ich bin dann total vertieft und mache beim Produzieren meine Moves dazu. Ich sehe oftmals Personen, die durchs Fenster hineinschauen und lachen. Aber das ist okay.

Mit welcher DAW arbeitest du?

Ich arbeite mit Logic. Am Anfang eines Tracks steht bei mir immer die kreative Phase. Die technische Ausarbeitung kommt dann später. Viele verwechseln das, weshalb es oft sehr dancefloorlastig wird. Je mehr Regeln man beim Produzieren hat, desto schlechter ist das Ergebnis. Je weniger Regeln, desto besser das Ergebnis. Wie bei Mr. Bill, den ich ganz toll finde. Er inspiriert mich immer wieder durch lustige Aktionen. So hat er zum Beispiel an einige Produzenten einen einfachen Ton verschickt und diese sollten dann mit diesem Ton einen ganzen Song machen. Es gibt keine Regeln, außer dass eben dieser Ton verwendet wird. Da kommen dann immer sehr kreative Sachen raus. Das finde ich super.

Kommt dieses Jahr noch etwas von Neelix?

Ich produziere gerade einen Track, der allerdings schon sechsmal fertig war und dann immer wieder über den Haufen geworfen wurde. Aber er wird ganz toll, glaube ich.

Aus dem FAZEmag 067/09.2017

Hier könnt ihr Neelix in den kommenden Wochen live und in Aktion erleben:
29.09.2017 Club 27, Tübingen
02.10.2017 Love Base, Berlin
06.10.2017 Ohrakel, Ingolstadt
27.10.2017 Vamos Kulturhalle, Lüneburg
31.10.2017 Douala, Ravensburg
04.11.2017 Pioneer Alpha, Schwerin
17.11.2017 Butan Club, Wuppertal
18.11.2017 Theater Fabrik, München
18.11.2017 Dreiländerhalle, Passau
01.12.2017 Hans Bunte Areal, Freiburg
02.12.2017 Lehmann Club, Stuttgart
08.12.2017 5 Elements, Wildeshausen