Pär Grindvik – Neuerfindung zum Debütalbum

Par Grindvik Press Pic 1 by Altinell5
Pär Grindvik ist seit Jahren eine bekannte Persönlichkeit in der Technoszene. Sei es durch sein Label Stockholm LTD, eine der ersten Adressen für schwedischen Techno, oder seine eigenen Tracks und Remixe auf Imprints wie Truncate, CLR, Dystopian, Sinister und Saved. Für sein Debütalbum „Isle Of Real“ hat er sich jedoch viele Jahre Zeit gelassen. Für uns resümiert er, wie die Produktion des Langspielers ablief, der am 24. Mai erschien:

„Als ich ‚Isle Of Real‘ geschrieben habe, musste ich die Art, wie ich Musik schreibe, aufnehme und produziere, für mich neu erfinden. Vor allem den Recording- und Mixing-Part. Vor ‚Isle Of Real‘ habe ich meine Tracks zur gleichen Zeit geschrieben, aufgenommen und gemixt, alles in der gleichen Session. Zum Beispiel arbeitete ich parallel an Mix-Down und Arrangement. Ich habe erst nach dem Premastering oder Mastering wieder an den Stücken gesessen.
Für ‚Isle Of Real‘ hingegen entschied ich mich, jeden Teil des Prozesses in individuelle Sessions aufzuteilen. Ich fing an, so viele Skizzen und Demos wie möglich zu machen, und habe sie dann in separaten Sessions aufgenommen, arrangiert, gemixt und gemastert. Ich machte mir einen Kopf darum, wie und wo ich anfangen sollte, ich musste mir Gedanken über den zeitlichen Ablauf machen. Der Großteil des Materials der Platte wurde auf meinen Touren geschrieben und vorskizziert, wobei ich versucht habe, es sehr roh zu lassen. In Flugzeugen und Hotelzimmern fand ich meistens Zeit. Da ich mich nicht auf die Produktion konzentrierte, wurden die Drums weniger wichtig und Hooks und Melodien erschienen mir natürlicher zu entstehen. Zudem habe ich mir meine unveröffentlichten Sachen angehört, um zu sehen, ob dort noch etwas war, was reinpassen würde.

Als ich mit meinem 20-Track-starken Demo fertig war, buchte ich etwas Zeit in Peder Mannerfelts Studio in Stockholm. Ich wollte das Album in einem anderen Studio als meinem eigenen, aber auch in einer traditionelleren Art aufnehmen. So wie eine Band ein Demo zu einem bekannten Studio mitnimmt und das Album innerhalb einer Woche aufzeichnet. Etwas Spezielles passiert, wenn man sich so auf seine Sachen konzentriert. Ich war neugierig, zu sehen, welchen Effekt das auf meine Songs haben würde, und hoffte, näher an meinen originalen Ideen zu bleiben. Glücklicherweise denke ich, dass ich das geschafft habe.

Den ersten Teil des Albums habe ich in Stockholm zusammen mit Peder aufgenommen. Wir kennen uns seit Langem und arbeiten nun schon seit über zehn Jahren zusammen. Er ist auch im Roster der Bookingagentur, die ich zusammen mit Nina Tillberg in Berlin führe. Außerdem hat er Platten auf meinen Labels veröffentlicht und wir kümmern uns um sein kürzlich gegründetes Label Peder Mannerfelt Produktion. Er hat meinen Input zu seiner Arbeit immer geschätzt und war dem Feedback gegenüber stets ehrlich. Daher fragte ich ihn, ob er das Gleiche für mich tun würde. Wir haben uns dann über das Material unterhalten und die Geräte herausgesucht, die wir benutzen wollten, um der Platte den richtigen Anstrich zu geben. Ich glaube, für uns beide geht es mehr darum, die Ideen mit jemandem besprechen zu können, eine zweite Meinung zu bekommen, anstatt musikalischen Einfluss zu haben.

Danach habe ich all meine Songs mit in mein Studio nach Berlin genommen. Ich habe mein eigenes Studio für das Arrangement, Mixing und Mastering benutzt, weil ich immer Zugang haben wollte. Das Session-Modell behielt ich bei. Das hat mir wirklich geholfen, konzentriert zu bleiben, und es war einfacher, Kraft und Energie in eine bestimmte Sache zu stecken. Für mich ist es wichtig, dass ein Album einen Fluss hat – das war der Aspekt, in den ich wohl am meisten Zeit investierte. Die perfekte Länge und Tracklist finden, alles gut bündeln. Danach fragte ich mich, wer das Mastering machen sollte. Aber nach einem wohlverdienten Urlaub entschied ich mich, es selbst zu tun, und kaufte neue Hardware, von der ich überzeugt war, dass sie dem finalen Master einen frischen Touch geben würde. Ich bin wirklich glücklich darüber, wie alles ablief, und glaube, dass ich dem Album einen ganz eigenen Sound gegeben habe.“

Aus dem FAZEmag 052/06.2016

Text: Philipp Steffens • Foto: Altinell
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