Paracou – Erfahrung und Leidenschaft

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Seit gut drei Jahren arbeiten Mathias Kaden und Oliver Frisch nun an ihrer eigenen Agentur Paracou – getragen von der Idee und Vision, die Erfahrungen und Netzwerke der letzten 15 Jahre zu nutzen, um jungen, engagierten Künstlern eine gesunde Basis zu bieten. Wir wollten mehr über Paracou wissen und haben auch gleich das ganze Artist-Roster zu Wort kommen lassen: ein Gespräch mit Mathias Kaden, Franz!, Jamy Wing, Max Nippert, Lydia Eisenblätter, Thomas Stieler sowie Norman Weber.

Mathias, was heißt Paracou denn überhaupt?

Paracou bedeutet so viel wie „alles im Fluss“; „para“ ist das spanische Wort für „für“ – und wir möchten für unsere Künstler da sein. Das klingt etwas romantisch, aber macht Sinn. (lacht) Es ist uns wichtig, den Artists den Rücken frei zu halten und den alten Gedanken einer Techno-Family weiterzuspinnen. Die Agentur besteht mittlerweile aus mehreren Personen, die alle unterschiedliche Erfahrungen und Fähigkeiten mitbringen. Oliver übernimmt bei Paracou den organisatorischen Part, regelt alle Finanzen und ist erster Ansprechpartner, wenn es mal brennt. Er hält im Großen und Ganzen die Gruppe zusammen. Ich hingegen bringe Erfahrung und Ideen mit in die Agentur sowie zahlreiche Kontakte für unsere Acts. Karsten ist der Hauptansprechpartner für alle Bookings. Er führt die Verhandlungen mit den Promotern und organisiert alles. Durch seine langjährige Zusammenarbeit mit Acts wie DOP, Wareika, Marek Hemmann oder auch mir kennt er die Branche gut und ist ein perfekter Ideengeber. Dazu kümmert er sich noch um die Umsetzung und Organisation unserer eigenen Paracou- und Muna-Musik-Nächte. Janine hat am Anfang die Agentur mit uns aufgebaut, hat aus zeitlichen Gründen aber Aufgaben wieder abgeben müssen. Nach wie vor ist sie jedoch unsere gute Seele, hilft im Background, bei Agenturnächten und immer dann, wenn es irgendwo klemmt. Wir alle stecken eine Menge Leidenschaft und Engagement in die Sache, um unsere Idee des Ganzen zu verwirklichen. Wir freuen uns sehr über die positive Entwicklung der letzten Monate, die uns, auch wenn alles mit großem Aufwand verbunden ist, die Bestätigung bringt, von der alles lebt. Solange wir diese bekommen, machen wir einfach so weiter!

Das hört sich nach einer runden Sache an, Mathias. Geben wir doch nun deinen Artists die Gelegenheit, sich vorzustellen. Franz!, viele DJs und Produzenten versuchen heute, besonders ernst und tiefgründig zu wirken. Bei dir scheinen Spaß und Leichtigkeit an erster Stelle zu stehen. Wie sieht für dich die perfekte Party aus?

Bei mir steht ganz klar der Spaß im Vordergrund, denn ich möchte den Leuten einfach ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Ich verbringe insgesamt sehr viel Zeit im Club, mit vielen verschiedenen Menschen, die es einfach verdient haben, eine fröhliche oder ausschweifende Zeit mit mir zu erleben – und daran erinnere ich sie auch ab und an gerne noch mal. Sie müssen sich genauso locker machen, wie ich es mache. Dann wird es witzig. So bin ich einfach. Das Ganze bedeutet aber nicht, dass mir das, was ich da mache, egal ist. Ich reflektiere über jeden einzelnen Auftritt. Teilweise stelle ich einige Sachen infrage und bin nicht immer zufrieden mit mir. Das wäre auch langweilig. Denn ohne meinen Anspruch und die eigenen Emotionen vor, während und nach dem Gig wäre es nicht das, was es ist. Doch wenn die Kombination aus Ambiente, Licht, dem Publikum und vor allem dem Sound im Club stimmt, dann kann es richtig losgehen.

Jamy Wing, du hast Klavier und Keyboard gespielt, bevor du Beats produziert hast. Weshalb ziehst du die elektronische Klangerzeugung der klassischen Musik vor?

Eigentlich war es nie mein Ziel, klassische Musik zu spielen. Der Sound vom Keyboard war schnell ausgereizt und die Tonerzeugung vorhersehbar, so bin ich auf Synthesizer und Drum-Machines gestoßen. Begeistert von den Klängen, kam ich zum House und Techno, interessierte mich für die Technoszene in Detroit und begann, Platten zu sammeln. Das war es, was mich am Ende fasziniert hat und zeitgleich zum wohl komischsten Jungen im Ort machte. Mit etwa 16 Jahren gelangte ich in diverse Clubs und landete in einer Szene voller Gleichgesinnter. Mir war klar, dass mir keine andere Musikrichtung und -art das geben konnte, was ich da für mich gefunden hatte. Es war nichts Alltägliches, nichts, was alle machten und hörten. All das führte dazu, dass ich die elektronische Klangerzeugung mit ihrer Vielzahl an Synthesizern und Drum-Machines anderen Arten der Klangerzeugung vorzog und nach wie vor vorziehe.

Eine Club-Nacht bietet so viel; Gefahr, Konfrontation, aber auch tiefe Freude, neue Freundschaften, schnelle Liebschaften – oder anders ausgedrückt: Unmengen an Möglichkeiten. Was bedeuten dir die dunklen Stunden der Nacht, Lydia?

Deine Erklärung der Nacht trifft es ziemlich gut! Man lernt viele neue Leute kennen, von den Betreibern einer Location bis hin zu den Tänzern, die einfach gut drauf sind. Das gibt mir sehr viel und lässt mich den Abend sehr genießen. In der Nacht entsteht so ein unheimliches Gemeinschaftsgefüge, ein Gefühl, als könnte man gemeinsam Berge versetzen. Gerade in Bezug auf die Ziele und Träume, die man im Leben hat, kann einen das sehr in seinem Tun bestärken. Natürlich ist nicht jeder Gig gleich, aber dennoch ist er eine Bereicherung. Durch neue Freundschaften, neue Tracks oder einfach nur durch einen schönen Moment, der mir für immer in Erinnerung bleibt – einen Moment der Nacht, in dem ich mich frei und losgelöst fühle.

Max Nippert, Musik erleben kommt für dich einem Rauschzustand gleich – Geist und Emotionen spielen verrückt. Bist du süchtig nach neuen Klängen und Rhythmen?

Um ehrlich zu sein, habe ich sogar ein Stück weit Angst davor, mich der Klangüberflutung auszusetzen und so die eigentliche Essenz nicht mehr destillieren zu können. Ganz gleich, ob man Musik hört, einen Film sieht, einen Text liest oder Zeit mit einer Person verbringt, die man mag; wenn diese Eindrücke zugelassen werden, kann trotz fadenscheiniger Vermutungen so was wie Gewissheit entstehen. Ich denke, es geht vielmehr um die Auseinandersetzung mit der Situation an sich und darum, was im Anschluss daran Wirklichkeit für mich bedeutet. Alles oder nichts?

Auch du bist nun schon über zehn Jahre dabei, Thomas. Welche Erlebnisse haben sich bei dir eingebrannt, dich nachhaltig und langfristig geprägt?

Im Laufe der Zeit gab es selbstverständlich viele tolle Momente, die mich als DJ bewegt haben. Für mich persönlich war es schon immer wichtig, alles zu geben, die Leute auf der Fläche zu erreichen und mit einem positiven Feedback nach Hause zu gehen. Vor mehreren Tausend Leuten zu spielen und sie mitzureißen, ist etwas ganz Besonderes, doch geprägt haben mich die Gigs in kleinen Läden. Ich mag die Nähe zu dem Publikum. Es ist einfach viel persönlicher und man kann eine Bindung zu der tanzenden Meute aufbauen. Da riskiert man dann auch mal, eine Nummer zu spielen, die man sonst selten zu spielen wagt.

Norman Weber, bietet dir der Alleingang eine ungeahnte musikalische Freiheit, die du mit Luna City Express so nicht ausleben könntest?

Der Alleingang ist eigentlich nichts Neues für mich. Bevor ich meinen Luna-City-Partner Marco Resmann Silvester 2000 kennengelernt habe, war ich schon einige Jahre solo unterwegs und auch in den letzten 14 Jahren habe ich den Express sehr oft allein durch die Lande gesteuert. Als Norman Weber spiele ich nebenher also schon immer, habe das aber nie gepusht oder den Fokus darauf gelegt, sondern eher auf Luna City Express. Daran wird sich auch nichts ändern, aber mit Paracou beziehungsweise Muna Musik bin ich jetzt in einer Agentur, die aus Freunden besteht, die ich seit sehr langer Zeit kenne, die ich schätze, denen ich vertraue und die ich unterstützen möchte mit meinen Möglichkeiten. Musikalisch war ich schon immer sehr offen, lebe meine Freiheiten als Künstler aus, kann und mag alles spielen, und das auch mit Marco oder in anderen Back-to-back-Sets ausleben, doch ich lege auch gerne solo auf, da ich den Bogen dann selbst spannen kann!

Aus dem FAZEmag 069/11.2017
www.paracou.de

 

Foto: Carolin Pfleger • Cae.pi.pictures