Phonique – Berliner Evergreen

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Phonique – Berliner Evergreen 

Etwa sieben Jahre nach seinem letzten Album „Kissing Strangers“ erscheint Phoniques neuer und vierter Langspieler „Green Supreme“. Zwischen all den Gigs in Deutschland und auf der ganzen Welt konnten wir ihm ein paar Gedanken zum Release und seinen weiteren Plänen entlocken.

Ein Album bedeutet für dich mehr als ein 60-minütiger Clubbeat. Welche Idee und Geschichte steht also hinter „Green Supreme“ und wie lange hast du daran gearbeitet?

Durch die Erfahrungen aus den ersten drei Alben und in Anbetracht der starken Veränderung des Marktes kam es einfach dazu, dass ich ein Album erschaffen wollte, das man sich auch noch in zehn Jahren von Anfang bis Ende anhören möchte. Vor allem die mehr songorientierten Vocal-Tracks der ersten Alben sind es, auf die ich noch heute immer wieder angesprochen werde. „You That I’m With“ und „For The Time Being“ vom ersten Album werden regelmäßig von Fans auf YouTube hochgeladen. Mit der Digitalisierung der Musik und der Albumkultur hat man als Künstler leider das Problem, dass der Hörer sich eventuell entscheidet, nur seine zwei Lieblingssongs vom Album zu kaufen oder es sich womöglich illegal aus dem Netz zu ziehen, wenn es nur als Bundle verfügbar ist. Für mich hatte sich daher die Frage gestellt: Warum nicht gleich ein ganzes Album abliefern, auf dem nur solche songorientierten Vocal-Tunes drauf sind? Zusammen mit meinem Studioguru Tigerskin habe ich nun genau das umgesetzt. Es hat zwar alles etwas länger gedauert als geplant, aber am Ende sind wir stolz, ein Album geschaffen zu haben, das sich wirklich komplett anfühlt. Bei der reduzierten Trackauswahl der Vinylversion hatte ich jedoch richtig Bauchschmerzen, weil zu viele gute Nummern keinen Platz mehr bekamen. Zusammengerechnet haben wir fünf Jahre an „Green Supreme“ gesessen, was aber auch daran lag, dass ich immens viel auf Tour war.

Bereits vor dem offiziellen LP-Release wurden Single-Auskopplungen und Remix-Versionen veröffentlicht. Dürfen wir uns auf weitere Neuinterpretationen freuen?

Wir hatten letztes Jahr bereits „Grass Is Greener“ mit Remixen veröffentlicht und dieses Jahr kam noch „Something To Remember“, um das Album schon mal ein wenig anzuteasen, aber natürlich werden weitere Remix-EPs folgen. Ich glaube, als nächstes folgt „Something Special“ mit einem „The Black 80s“-Remix und ich experimentiere schon seit zwei Jahren an einer „Vincent Price“-Clubversion. Der Track ist ja auf dem Album in einer Reprise-Version zu finden mit spoken words von Lazarusman. Der Track kam ursprünglich 2012 raus, hat bei YouTube bereits über 10.000.000 Klicks, aber ist in seiner Original-Version nicht so einfach in ein Deep- oder Tech-House-Set zu integrieren, daher muss nun meine eigene, private „Secret Weapon“-Version endlich mal geteilt werden.

Du bist nun schon seit vielen Jahren DJ. Hast du auch mit dem Gedanken gespielt, einen Live-Act mit deinen Stücken zu gestalten?

Die Idee, live aufzutreten, gibt es natürlich schon seit vielen Jahren. Nun produziere ich seit 17 Jahren 95 % meiner Musik mit Alex Krüger, dem Mann hinter Tigerskin oder Dub Taylor. Oft habe ich überlegt, wie ein packender Phonique-Live-Act aussehen könnte, nur zu einem Ergebnis kam ich bisher nicht. Alex Krüger an den Beats und ich klicke dann die Bassline-Loops an und aus oder spiele hin und wieder eine kleine Synth-Melodie? Das wäre einfach nicht unterhaltsam genug. Allerdings bin ich in der Vergangenheit hin und wieder mit Vokalisten aufgetreten und hoffe, dass der eine oder andere Promoter Lust darauf hat, mich mit einem Vokalisten zu buchen. Für das jetzige Album konnte ich wieder sehr viele Gastsänger gewinnen wie zum Beispiel Antonia Vai, die drei Tracks ihre Stimme geliehen hat und eine sehr erfahrene Live-Sängerin ist. Sie steht auch für gemeinsame Auftritte zur Verfügung. Darüber hinaus wird es auch ein offizielle „Green Supreme“-Tour geben, die ersten Gigs in Georgien, Armenien und Brasilien sind schon bestätigt.

Aus dem FAZEmag 061/03.2017 
Text: Julian Haussmann
Foto: Marie Staggat