Pioneer DJ HRM-7 – Großer Lausch(er)angriff

Pioneer_HRM-7
Die weltweite Dominanz von Pioneer im DJ-Bereich ist inzwischen wohl unbestritten. Auch im Consumer Electronic-Segment zählen die Japaner unverändert zu den Big Names der Branche. Fehlt nur noch ein Bereich: Pro Audio. Oder doch nicht?

Denn es ist keinesfalls so, dass Pioneer auf diesem Gebiet ein unbeschriebenes Blatt wäre. Denn 1938 wurde das Unternehmen als Speaker Manufacturer gegründet und setzte sich Ende der 70er mit dem Pro Audio Sub-Brand TAD in vielen professionellen Studios fest. 1983 waren die Japaner mit den Monitoren TAD TSM-1 und TSM-2 sogar Marktführer. In der Folgezeit entwickelte sich TAD mit seinem Angebot an ultrateuren Verstärkern, Lautsprechern und Disc-Playern zu einer High End-Marke, die audiophile Privatpersonen und professionelle Studios gleichermaßen ansprechen sollte. Zu finden sind TAD-Systeme beispielsweise in den Produktionsräumen von George Lucas’ Skywalker Sound, Walt Disney, Pixar oder auch den legendären Londoner Air Studios. Bezahlbare Studioabhören für Kleinstudios wurden hingegen fast gar nicht hergestellt.

Das änderte sich erst in den letzten Jahren, und zwar schlauerweise unter der Marke Pioneer DJ. Denn die Nippons hatten erkannt, wie sehr die Zielgruppen DJ und Producer inzwischen verschmolzen sind. Den erfolgreichen Einstieg schaffte man mit günstigen Nahfeldmonitoren, wie jüngst der RM-Reihe. Diese beinhalten übrigens hoch qualitative TAD-Treiber. Jetzt folgt mit dem HRM-7 erstmals ein Studiokopfhörer speziell für Dance-Produzenten. Und auch bei dessen Entwicklung konnte Pioneer dank der Hifi- und DJ- Headphone-Erfahrung grundlagentechnisch aus dem Vollen schöpfen.

Leichtigkeit des HRM-7-Seins
Dem Studioeinsatz entsprechend ist der HRM-7 ein Kopfhörer in geschlossener Bauweise, damit Umgebungsgeräusche nicht störend einwirken. Positiv fällt beim Pioneer-Headphone sofort das extrem leichte Gewicht auf, begünstig durch den weitgehenden Einsatz von hoch robustem Kunststoff. Jeder beschwerende Schnickschnack wurde ganz einfach weggelassen, was dem schwarzen Hörer auch sein reduziertes, angenehm homogenes Design verleiht. Auch der sonstige Tragekomfort kann absolut überzeugen. Nicht zuletzt die samtweichen, weiträmig das Ohr umschließenden Polster und der
flexible Kopfhalteriemen sorgen dafür, dass selbst nach vielen Tragestunden kein unangenehmes Druckgefühl entsteht. Ganz im Gegenteil sogar: Irgendwann vergisst man, überhaupt einen Hörer aufgezogen zu haben. Die gebogenen Kopfstäbe und metallischen Seitenbügel sind durch eine Klammer fest miteinander verbunden, so dass eine Größenanpassung durch Ineinanderschieben nicht möglich ist. Der besagte Kopfriemen sollte jedoch flexibel genug sein, um sich jedem durchschnittlichen Produzentenschädel perfekt anzuschmiegen. Drehgelenke wie bei einem DJ-Kopfhörer sind nicht vorhanden. Sie sind im Studio schlichtweg überflüssig und würden nur wieder Zusatzgewicht, Verschleißanfälligkeit und Einbußen beim Tragekomfort bedeuten

Hört, Hört!
Eine echte Überraschung selbst für kritische Produzenten-Lauscher dürfte der HRM-7-Sound sein. Hier leisten die für niedrige und hohe Frequenzen getrennten 44 Millimeter HD-Treiber offenbar hervorragende Arbeit. Der Klang perlt neutral, aber keinesfalls frostig in den Gehörgang. Die Bässe bleiben auch bei hohen Lautstärken konturiert und verzerrungsfrei, die hohen Frequenzen gleichzeitig in allen Feinheiten erhalten.Dazu muss man wissen, dass der HRM-7-Frequenzgang von 5Hz bis 40kHz deutlich über das Spektrum des für Menschen hörbaren Bereichs (20Hz bis 20 kHz) hinausgeht.

Zusammengefasst kann man Pioneer zu seiner Studio-Headphone-Premiere HRM-7 nur beglückwünschen. Auch angesichts des Preises von nur 179 EUR. Es gibt etliche Produkte namhafter Mitbewerber am Markt, die für mehr Geld ein weniger überzeugendes Klangbild liefern. Wobei man dazu sagen muss, dass diese auch nicht, wie der Pioneer-Neuling, auf Dance- Music-Produktionen optimiert sind.

Technische Daten:
• geschlossene Magnesium-Leichtbauweise
• Velourspolster mit Memory-Schaumstoff
• dreilagige Dämpfer- konstruktion gegen unerwünschte Resonanzen
• optimierte Bass­ wiedergabe und Schallisolierung durch doppelte Luftkammern
• neue 40 mm HD Treiber
• Impedanz: 45 Ohm
• Schalldruck: 97 dB
• Übertragungsbereich 5 – 40000 Hz
• Nennbelastbarkeit: 2000 mW
• 1,2 m Spiralkabel mit vergoldetem 3,5 mm Klinkenstecker
• 3 m glattes Kabel
• Gewicht ohne Kabel 330 g
• inkl. 6,3 mm Schraub­adapter und Ersatz-Ohrpolster
• Preis: 179 EUR UVP

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Aus dem FAZEmag 043/09.2015