Pioneer XDJ-RX2 – Allheilmittel


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Auf ein Neues! Mit dem XDJ-RX2 legt Pioneer das Follow-up seiner Mitte 2015 veröffentlichten All-in-one-Lösung vor. Wie schnell elektronische Produkte im Allgemeinen und DJ-Tools im Besonderen überholt sind, lässt sich an dem Gerät sehr gut nachzeichnen.

Denn kaum glaubte man, mit dem XDJ-RX ein höchstens noch im Detail verbesserungsfähiges Gerät gefunden zu haben, hat einen die technische Realität schon wieder eingeholt. So war bei Einführung des Erstmodells beispielsweise noch gar nicht spruchreif, dass sich die Management-Software rekordbox zu einer umfassenden DJ-Software mausern würde. Auch einen Touchscreen, wie er Ende 2015 mit dem Single-Player XDJ-1000 eingeführt wurde, besaß der erste XDJ-RX noch nicht. Beiden Aspekten kommt nun jedoch eine Schlüsselfunktion zu.

Wir werden das Tool an dieser Stelle nicht erneut redaktionell komplett aufbohren, sondern uns auf die Verbesserungen und Neuerungen konzentrieren. Das Grundkonzept des XDJ-RX2 hat sich ohnehin nicht geändert – warum auch, denn das Tool ist zu einem echten Verkaufsschlager geworden.

Für alle Leser, die eventuell überhaupt nicht wissen, worum es geht, hier die kompakten Infos: Der XDJ-RX2 ist ein All-in-one-Hardware-Tool der neusten Generation, das zwei Mediaplayer und einen Zweikanalmixer in einem Gerät vereint. Um in klassischer DJ-Manier arbeiten zu können, müssen also keine drei Geräte angeschafft und verkabelt werden. Gedacht ist die Lösung somit zum einen für anspruchsvolle mobile DJs, die an ihrem Auflege-Ort überhaupt kein oder nicht das gewünschte Equipment vorfinden. Zum anderen sind die Komplettsysteme auch bei Heimanwendern sehr beliebt, da sie sich relativ platzsparend aufstellen lassen und dennoch das klassische DJ-Feeling bescheren.

Zwei Player mit einem Mixer zu vereinen, ist dabei weder ein neues noch ein von Pioneer erfundenes Konzept. Es existiert seit weit mehr als zehn Jahren, allerdings vor allem in Gestalt von Controllern, die ohne ein zugehöriges Laptop/DJ-Software-System praktisch nutzlos waren. Zwar gab es immer wieder Modelle, die auch externe Medien einbezogen – beispielhaft sei das Numark-Mixdeck mit CD- und USB-Media-Slots erwähnt. Dass eine mobile Workstation jedoch ohne Einschränkungen in Bezug auf die zahlreichen Kreativ-Features autark eingesetzt werden kann, ist ein sehr junges Phänomen. Und hier ist Pioneer zweifellos upfront.

Ein Beispiel ist das Display. Hier hat Pioneer im Vergleich zum Vorgänger optimiert. In der Größe ist es bei den 7 Zoll geblieben, jedoch ist es nun touchfähig, so wie man es beispielsweise von den aktuellen XDJ-Single-Units kennt. Vollfarbig angezeigt werden von den getrennten Titel-A/B-Wellenformen über die Trackdaten bis zu den Effekteinstellungen alle Informationen, die man zum Auflegen benötigt. Dass man nun auf breiter Front Parameter per Touch verändern kann, lässt sich zwar nicht behaupten. Diese Möglichkeit bleibt auf vereinzelte Menüfunktionen, den groben Tracksuchlauf oder die Titelsuche über die eingeblendete Tastatur beschränkt. Ob es allerdings überhaupt Sinn machte, einen Großteil der Funktionen über den Touchscreen zugänglich zu machen, ist in Anbetracht schwitziger DJ-Finger und schmutzempfindlicher Touchscreens ebenso fraglich. Entsprechend hat Pioneer die Kombination aus Touch-Zugriff und dem Display zugeordneten Hardware-Elementen höchst intelligent gelöst. So erfolgen beispielsweise das Wellenform-Zooming, die Titelwahl oder Parameterveränderungen über den rechts vom Screen neu hinzugefügten Push-Encoder. Und das geht allemal schneller von der Hand, als sich permanent durch Fensterhierarchien touchen und wipen zu müssen. Der Touchscreen liefert also nicht die maximal mögliche, sondern aus Workflow-Sicht ergonomisch sinnvollste Lösung.

Eine weitere Verbesserung im Vergleich zum alten RX findet sich am unteren Rand der Playereinheiten. Hier sitzen nun acht statt vier Performance-Pads, und zwar endlich als weiche Gummikissen ausgeführt. Zudem sind sie nicht mehr vollflächig beleuchtet, sondern nur noch als Rahmen illuminiert. Mit dem Mehr an Pads geht natürlich auch ein Mehr an kreativen Möglichkeiten einher. Das betrifft zum einen die Anzahl der Modi selbst. Hier bietet der XDJ-RX2 die Einrichtung von Hot-Cues, Auto-Beat-Loops, Slip-Loops und Beat-Jumps an – also eine Funktion mehr als beim Erstmodell. Zudem lassen sich Performance-Features aufgrund der verdoppelten Pad-Zahl in der Taktlänge deutlich variabler gestalten. Direkte Sprünge von 1 bis zu 8 Takten sind nun ebenso möglich wie Rolls zwischen 1/16 und 8/1 Beats.

Als dritte wesentliche Neuerung lässt sich nun rekordbox DJ komplett integrieren. Die Workstation als Controller einzusetzen, ist lediglich als weitere Spieloption anzusehen, einen technischen Zwang zur Nutzung gibt es weiterhin nicht. Der XDJ-RX2 lässt sich dem Pioneer-Ziel der völligen Unabhängigkeit gemäß weiterhin komplett autark betreiben, aber wenn man schon eine rekordbox-DJ-Vollversion zusammen mit der Hardware erwirbt, warum sie dann nicht auch nutzen? Zumal die Zusammenarbeit wirklich wie geschmiert funktioniert. Sollte man sich bislang vielleicht noch gefragt haben, ob es nötig sei, dass Pioneer nun auch noch eine eigene DJ-Software entwickelt – spätestens jetzt stimmt man nickend zu. Der Computer wird einfach über den rückseitigen USB-Port des Mixers angeschlossen, die rekordbox-Taste in der Display-Kuppel aktiviert – und schon lässt sich die Software wie ein Spiegel über die All-in-one-Station steuern. Darüber hinaus bringt die Workstation weiterhin zusätzliche Anschlüsse für die Einbindung externer Zuspieler mit: 2 × Line und 2 × Phono plus 1 × Aux – alle separat zugespielt und nicht, wie beim Erstling, durch Umschalter zuzuweisen. Auch bei den oberseitigen USB-Ports für den Anschluss der Sticks oder Festplatten gibt es eine kleine Änderung. Diese befinden sich nicht mehr getrennt an der jeweiligen Player-Flanke, sondern nebeneinander gestaffelt oben rechts. Der zweite USB-Port hält dabei eine innovative Überraschung bereit: Er lässt sich als Record-Ausgang nutzen. Den Anschluss eines entsprechend großen Massenspeichers vorausgesetzt, können DJ-Sets in 44,1-kHz/16-Bit-Qualität direkt mitgeschnitten werden.

What else? Wie beim neuen DJM-750MK2 wurden die vier internen Sound-Color-Typen in der Effektabteilung neu sortiert. Dub-Echo, Sweep, Filter und Noise können eingesetzt werden, Gate und Crush sind verschwunden. Auch die Beat-Effektsektion wurde dem DJM-750MK2 angepasst. Die frei über einen Encoder editierbaren Typen Delay, Echo, Spiral, Reverb, Trans, Flanger, Pitch und Roll lassen sich wahlweise auf die beiden Playerkanäle, den Master, Aux, die Crossfader-Seiten oder das Mikrofon legen. So glaubt man einmal mehr, mit dem XDJ-RX2 die nahezu perfekte All-in-one-Workstation für den mobilen Einsatz gefunden zu haben – bis der XDJ-RX3 erscheint und uns zeigt, was wir bis dahin nicht für möglich hielten.

Aus dem FAZEmag 070/12.2017 
www.pioneerdj.com

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