Pitto – Begegnungen im Studio

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Anlässlich seines zweiten Albums „Breaking Up The Static“ haben wir uns mit Geurt Kersjes alias Pitto unterhalten. Der niederländische Produzent ist schon seit gut acht Jahren in der Musikszene unterwegs und machte 2008 mit der Single „Sexvibe“ auf sich aufmerksam. Im Jahr 2011 erschien dann sein Debütalbum „Objects In A Mirror Are Closer Than They Appear“. Sein Künstlername entstand, als ein Lehrer Geurt Kersjes einmal mit „Pitjes“ anschrie – dabei bezog er sich auf den Nachnamen, da Kersjes „Kirschen“ bedeutet und Pitjes „Kerne“. Das setzte sich bei Freunden durch und wurde schließlich, etwas abgewandelt, zu seinem Alias.

Bevor aus Pitto allerdings ein Produzent für elektronische Musik wurde, ging er den oft beschrittenen Weg und fand durch Hip-Hop zu Techno und House. Sein Erweckungserlebnis hatte er im Alter von 16 Jahren mit The Prodigy. Durch den Onkel eines Klassenkameraden kam er dann mit Techno in Berührung und begleitete den als DJ arbeitenden Onkel auf seinen Gigs. Diese Ausflüge ermutigten ihn, sich auch selbst als DJ zu versuchen, und im Alter von 21 begann er dann mit dem Produzieren von eigenen Tracks. Zuerst konzentrierte er sich nur auf Techno, begann jedoch bald, sein Soundspektrum zu erweitern. „Ich wollte in der Lage sein, echte Instrumente oder Vocals zu benutzen und aufzunehmen.“

Jetzt meldet er sich mit seinem zweiten Album „Breaking Up The Static“ zurück. Vor wenigen Wochen erschien dazu auch die zweite Single „Let’s Do It Again“, die zusammen mit der Sängerin Tessa Rose Jackson geschrieben wurde. Für Pitto war schnell klar, dass dieser Song auf seinem Album eine besondere Rolle spielen würde. Das dazugehörige Video hat Pitto, inspiriert durch das Album-Artwork, ebenfalls selbst entworfen. „Es ist großartig, wie Kunst Kunst beeinflusst. Das Video begann sich in meinem Kopf fast von selbst zu drehen.“ Die Arbeit am Album „Breaking Up The Static“ begann im Jahr 2014 mit einer etwa 30 Stunden langen Studio-Session. „Dabei sind 180 Song-Ideen entstanden. Daraus habe ich dann erst 60, später 40 ausgewählt und letztlich habe ich dann 15 ans Label geschickt.“ Von der eigentlichen ersten Session blieben dann nur noch die beiden Stücke „Machines On The Run Can’t Run“ und „Let’s Do It“. So lud er Tessa Rose Jackson erneut in sein Studio ein, um sie weitere Songs einsingen zu lassen. Am Ende wurden daraus sieben Stücke, ungeplant, es ergab sich einfach – und Tessa spielte daher auch bei der Entstehung von „Breaking Up The Static“ ein große Rolle. Außerdem hat er vor Kurzem mit Delhia de France von den Pentatones im Studio gearbeitet. „Ich kenne sie schon einige Jahre, aber wir waren noch nie gemeinsam im Studio. Es hat nie geklappt. Deswegen bin ich jetzt überglücklich, dass es endlich funktioniert hat!“

Neben diesen Aktivitäten als Musiker hat Kersjes noch zwei weitere Projekte in seiner Heimatstadt Utrecht, denen er sich mit Herzblut widmet: das Studio Stekker und das Stekker Festival. Das Festival, das jetzt im August stattfand, organisiert er nun schon ein paar Jahre und zusammen mit Matt Didemus von den Junior Boys entwickelte er die Idee, dass sich die Künstler, die auf dem Event spielen sollen, eine Woche vorher vor Ort im Studio treffen, um beispielsweise neue Kollaborationen anzustoßen. „Zurzeit laden wir auch schon Künstler für das Festival im kommenden Jahr ein, bei denen wir glauben, dass das eine spannende Begegnung im Studio wird. In diesen Wochen vor dem Festival habe ich viele Menschen getroffen, die auch eine große Rolle bei meinem Album gespielt haben – wie eben beispielsweise Tessa Rose Jackson.“
Seine nächsten Pläne drehen sich jetzt allerdings darum, das neue Material live auf die Bühne zu bringen. Am 20. Oktober findet die Premiere von Pittos neuer Live-Show statt: auf dem Amsterdam Dance Event.

Aus dem FAZEmag 056/10.2016
Text: Daniel Matthias
Fotos: Ben Wolf
www.soundcloud.com/justpitto