Robin Schulz – Uncovered

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Robin Schulz hat es innerhalb weniger Jahre geschafft. Durch weltweite Hits wie „Waves“, „Show Me Love“ oder „Sugar“ hat sich der Osnabrücker zu dem unbestrittenen Aushängeschild deutscher Dance-Musik entwickelt. Seine Hits liefen und laufen auf nahezu jedem reichweitenstarken Radiosender und die aktuelle Kollaboration mit James Blunt, „OK“, hat es auf Platz 1 der US-amerikanischen Billboard-Dance-Charts geschafft. Selbst wenn man lieber Underground-Techno oder Hip-Hop hört – niemand kommt umhin, den Osnabrücker zu seinem Erfolg zu beglückwünschen. Jetzt erscheint das dritte Album von Robin Schulz mit dem Titel „Uncovered“. Wir haben ihn zum Interview getroffen.

Wie kam es zum Titel „Uncovered“?

Ich habe ein Jahr lang mit meinem Team eine Doku gedreht! Ich bin nicht unbedingt dafür bekannt, viele Interviews zu geben. Das war das erste Mal, dass ich wirklich intensiv über mein Leben und meine Karriere gesprochen habe. Da kam mir zum ersten Mal die Idee, auch mein Album „Uncovered“ zu nennen.

Man sieht dich im Booklet des Öfteren auch ohne Sonnenbrille. War es dir wichtig, diese Art Schutzschild abzulegen und dich nahbarer zu präsentieren?

Das war in der Tat so! Die Sonnenbrille war für mich immer eine Art Schutzschild. Diese Bilder sind mehr oder weniger die ersten Pressefotos von mir ohne Sonnenbrille.

Der Sound ist diesmal noch breiter aufgestellt und noch facettenreicher – er reicht von reinen Club-Tracks bis hin zu Popsongs. Wie würdest du den Sound mit deinen eigenen Worten beschreiben?

Um ehrlich zu sein, mache ich mir darüber wenig Gedanken. Ich denke nicht viel über Genres nach. Dass das Album breiter aufgestellt ist, liegt an den vielen verschiedenen Künstlern, mit denen ich zusammengearbeitet habe. 

Du komponierst hauptsächlich auf den Flügen von und zu Auftritten. In welchen Teilen der Welt entstanden die neuen Tracks?

Die Ideen zu den neuen Tracks entstanden eigentlich auf der ganzen Welt, die allerersten Tracks oder ersten Ideen schon im letzten Jahr auf Ibiza. Danach habe ich eigentlich ohne Pause an allen möglichen Orten auf der Welt gearbeitet. Zum Schluss bin ich in Deutschland ins Studio, um alles fertigzustellen.

Du experimentierst offenbar noch mehr mit dem Sound. Hat sich etwas an deiner Arbeitsweise verändert?

An der Arbeitsweise hat sich im Grunde gar nichts verändert. Natürlich lernt man immer dazu, trifft viele Leute und auch mein Studioequipment verbessert sich stetig.

Wurden die Tracks schon im Live-Einsatz getestet? Wenn ja: Welche und wo, wie haben sie sich in der Entwicklung dadurch verändert?

Ich teste eigentlich alle meine Tracks vor Live-Publikum, zumindest die mit clubbigem Ansatz. Leider muss man sagen, dass oftmals meine Tracks direkt im Internet verbreitet werden. Es ist nicht so, dass ich das total schlimm finde, aber manchmal sind es die noch nicht finalen Versionen und es gibt noch Verbesserungsansätze. Dann ist es nicht gut, wenn es irgendwelche Rips zum Download bei illegalen Anbietern gibt. Deswegen entscheide ich das mittlerweile nur noch sehr selektiv.

Auf dem Album finden sich Intro und Outro, vergleichbar mit einem DJ-Set oder auch einem Film. Siehst du die Platte als eine Art „Tanzkopfkinofilm“?

Tanzkopfkinofilm! Haha! Auf so ein Wort muss man ja erst mal kommen. Es war zumindest mein Wunsch, dass man das Album in einem durchhören kann.

Neben Features sind auf der Platte auch Kooperationen – z. B. mit David Guetta – vorhanden. Wie kam es zu den Zusammenarbeiten und wie sah die Arbeitsteilung hier aus?

David Guetta ist mittlerweile ein sehr guter Freund. Wir kennen uns jetzt schon mehrere Jahre und ich wurde am Anfang meiner Karriere sehr von ihm unterstützt. Wir legen oft gemeinsam auf und ich hoste schon zum zweiten Mal seine „Fuck Me I‘m Famous“-Nacht auf Ibiza! Nach mehreren Remixen war es einfach mal an der Zeit, gemeinsam eine Platte zu machen. Dadurch, dass wir beide mega-oft unterwegs sind, ist „Shed A Light“ mehr oder weniger im Internet entstanden. Wir haben beide gleichzeitig daran gearbeitet und haben uns täglich Updates geschickt.

Was war der härteste Teil während der Aufnahmen?

Ganz einfach – die Doppelbelastung! Viel zu reisen und gleichzeitig ein Album zu machen, kann manchmal sehr kräftezehrend sein.

Welche interessanten, lustigen oder auf andere Art erwähnenswerten Studiogeschichten gibt es zum Making-of zu berichten?

Das würde hier den Rahmen sprengen. Ich habe zahlreiche großartige Erinnerungen an die Produktion von „Uncovered“! Ich habe so viele tolle Geschichten erlebt im letzten Jahr. Mir wurde zum Beispiel wegen einer fehlenden Impfung dieses Jahr die Einreise nach Indien verweigert. Da habe ich dann wirklich mehrere Stunden in der Immigration an einem Track gearbeitet. Lustig war das allerdings weniger, aber immerhin war es produktiv.

Welche weiteren interessanten Erlebnisse gibt es rund um die neue Platte zu berichten – zum Beispiel im Zusammenhang mit der Supportshow für Justin Bieber?

Die Supportshows mit Justin waren unglaublich. Mexiko ist auch ein sehr starker Markt für mich. Das Publikum war extrem energetisch und hat zu meinen Songs gefeiert. Zudem ist Justin meganett und ein echt cooler Typ. Das war definitiv ein Highlight und ich werde die Tage lange in Erinnerung behalten.

Gibt es äußere Einflüsse (Bücher, Filme, besondere Erlebnisse/Ereignisse), die sich in den Tracks wiederfinden?

Ich ziehe sehr viel Inspiration aus meinen Reisen. Da fließen viele Erlebnisse in die Produktionen ein, auch wenn das vielleicht gar nicht bewusst passiert.

Stammen die Texte von den jeweiligen Gast-Features oder hast du ebenfalls Lyrics verfasst? Wenn ja, welche und wodurch wurden sie inspiriert?

Nein, ich bin leider kein guter Texter. Ich achte natürlich sehr drauf, dass alles zusammenpasst, aber die Gabe des Textens wurde mir leider nicht in die Wiege gelegt. 

Inwiefern hat sich deine Herangehensweise an ein Album im Vergleich zu deinen beiden vorherigen Alben verändert?

Da hat sich eigentlich überhaupt gar nichts geändert.

Was waren deine absoluten Highlights der diesjährigen Open-Air-Saison?

Das ist echt schwer zu sagen, es gibt einfach so viele tolle Festivals. Ibiza natürlich, Las Vegas, Parookaville, World Club Dome, Exit-Festival. Es war jedenfalls ein unglaublicher Sommer. Meine Sommersaison geht allerdings bis zum 12.10. auf Ibiza. Ich denke, die absoluten Highlights kommen erst noch in Form meiner Arenatour im September/Herbst. 

Du bist ja ständig unterwegs, von Kontinent zu Kontinent. Hast du ein Spezialrezept oder einen Trick, um dich zwischendurch zu entspannen oder runterzukommen? Oder gönnst du dir auch eine Auszeit im Jahr?

Mein Geheimrezept lautet: Schlaf überall, wo sich eine Gelegenheit bietet. Im Auto, im Flieger, Backstage etc. (lacht) Leider hatte ich dieses Jahr keine richtige Auszeit. Nur einzelne Tage auf Ibiza. Aber das ist eine gute Idee, sollte ich mal dringend angehen.

Bevor du zu dem aktuell größten deutschen Weltstar im Bereich der elektronischen Musik geworden bist, hast du einige schwere Zeiten durchgemacht. Inwiefern hilft dir das, den riesigen Erfolg besser zu verarbeiten und dankbar zu sein?

Es ist für mich einfach unfassbar, was die letzten Jahre alles passiert ist. Ich realisiere die Dinge zum Teil noch gar nicht wirklich. Wahrscheinlich muss man das in vielen Jahren einfach mal mit Abstand betrachten. Ich bin definitiv mehr als dankbar und sehr glücklich über alles, was ich machen und erleben darf.

Du bist mittlerweile zum Markenbotschafter für diverse Welt-Unternehmen geworden und hast sogar deine eigene Mode-Kollektion. Was muss eine Marke besitzen, um für dich interessant zu sein?

Es muss sich einfach gut anfühlen. Ich muss das Produkt gut finden und mich auch mit den Leuten hinter der Marke gut verstehen. Ich versuche auch, immer etwas Außergewöhnliches zu kreieren, mich einzubringen und nicht einfach nur mein Gesicht für Werbung herzugeben.

Dein Sound ist international und nicht deutsch. Obwohl du sicherlich keinen klassischen EDM-Sound spielst, wirst du des Öfteren auf EDM-Bühnen gestellt, da du der absolute deutsche Superstar bist. Wie bereitest du dich auf diese Art von Shows vor, wenn du merkst, dass die Sounds der anderen Acts mit deinem nicht komplett kompatibel sind?

Ich habe mich da schon in den letzten Jahren etwas angepasst und bin definitiv beim Auflegen härter geworden. Am Ende des Tages möchte ich einfach, dass das Publikum bei meinen Shows eine gute Zeit hat.

Du gibst nie Fernsehinterviews, hast aber einen Kinofilm/Dokumentarfilm über dich drehen lassen. Wieso war das für dich angenehmer?

Es war nicht angenehmer (lacht).

Was macht Las Vegas so besonders?

Las Vegas ist einfach die Stadt der Superlative. Alles größer, schneller und bunter. Ein Disneyland für Erwachsene. Die Leute kommen dorthin, um eine gute Zeit zu haben und zu feiern. Das merkt man natürlich auch beim Auflegen. Ich bin sehr gerne da. 2–3 Tage am Stück reichen dann allerdings auch immer. Danach kann es wieder ruhiger zugehen.

Aus dem FAZEmag 068/10.2017