Sechs Jahre Ritter Butzke – das ganze Interview

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Vor rund einer Woche wurde das sechsjährige Bestehen des Berliner Clubs Ritter Butzke gefeiert. Die Party zog sich vom 8.-11. Oktober und wurde von tollen Künstlern begleitet. Mit dabei waren Baal, Ante Perry, Manuel Moreno, Sebo, Sven Dohse und viele weitere Acts. Passend dazu erschien am 9. Oktober die Jubiläums-Compilation auf dem 2013 gegründeten Label Ritter Butzke Studio. Anlässlich des Jubiläums haben wir uns mit Kristian, seines Zeichens Chefbooker, und Basti, einer der Geschäftsführer unterhalten. Welche Pläne das Butzke schmiedet oder was in den letzten 6 Jahren passierte erfahrt ihr jetzt:

Sechs Jahre Ritter Butzke, wie denkt ihr an diese Zeit zurück?
Basti: „Es gab in den letzten Jahren unzählige Wahnsinnsmomente. Das klingt so daher gesagt, aber tatsächlich hat jede Clubnacht ihre eigenen Höhepunkte. Deswegen macht die ganze Chose ja so viel Spaß! Aber ganz weit vorn sind da natürlich unsere Geburtstagspartys, auf die wir uns das ganze Jahr freuen und die Gelegenheit nutzen, um uns so richtig auszutoben und für uns und unsere Gäste viele abgefahrene Aktionen ins Leben zu rufen, die aus Arbeitsaufwand, Zeit- oder Budgetgründen eben nicht jedes Wochenende geschehen können. Auch unsere über 24 Stunden laufenden Silvesterpartys, die wir damals zusammen mit den Pyonen und den Bachstelzen gemacht haben, waren legendär. Vor allem wenn man bedenkt, dass da ohne Werbung knapp 5.000 Gäste mit uns feierten. Das war eine ganz besondere Stimmung und das angenehmste Publikum, dass man sich vorstellen kann! Es gab auch viele skurrile Momente, wie zum Beispiel als einem DJ zur Primetime während des Sets einmal der CD-Player geklaut wurde. Der ist dann leider nicht mehr aufgetaucht und seit dem ist unsere Technik mit Schlössern angebunden. Auf so etwas würde man natürlich lieber verzichten können. Oft sind die negativen Erfahrungen aber auch Geschichten, die man – wenn man ehrlich ist – ziemlich lustig fände, wenn sie einem nicht selbst widerfahren wären. Wie damals, als eine Newcomerband die witzige Idee hatte, mit selbstgedruckten 100€ Scheinen um sich zu werfen. An dem Tag hatten wir einen ungewöhnlich hohen Bar-Umsatz.Naja. Wir haben draus gelernt, mittlerweile haben wir an allen Bars Geldscheinprüfer. Aber selbst über solche Geschichten, können wir nun lachen. Das sind ja bloß Ausrutscher auf sonst wundervollen familiären und kreativen Partys.“

Wie hat sich der Club bzw. die Philosophie des Bookings entwickelt?
Kristian: „Die Philosophie hat sich nur geringfügig geändert. Das Team hat sich vergrößert, Strukturen sind gewachsen – aus einem Projekt wurde eine feste Instanz.“
„Zwangsläufig wurden auch kleine Weichen gestellt und der ein oder andere ist auf dem Weg verloren gegangen. Im Großen und Ganzen sind wir überzeugt von der Idee unseres Ursprungs – einen Club als Spielwiese für alles, was uns Spaß macht. Es gibt kein musikalisches Korsett aber auch keinen Freifahrtschein. Uns so ist es mit fast allem, Hauptsache es ist spannend und begeistert uns!“

Basti: „Auch wenn die Philosophie, die alte ist: Club und Booking entwickeln sich ständig weiter. Dabei spielt gerade das Booking eine zentralere Rolle als früher. Damals bestand unser Booking vor allem aus unseren Freunden, also DJs die wir selbst kannten und mit einem Anruf alles klar war. Das gibt es heute auch noch, aber zudem müssen wir auf einem andern Level arbeiten. Mittlerweile haben wir ja auch die Ressourcen, um große Künstler zu buchen und auch mal jemanden einfliegen zu lassen. Aber diese Entwicklung wird bei uns immer wieder kontrovers diskutiert. Der Bookingwahnsinn in einer Stadt wie Berlin nimmt immer absurdere Züge an. Man muss dieser Tage auch darauf achten, wer, wann, wo spielt und was heutzutage an Gagen aufgerufen wird. Man muss schon zugeben, dass solche Entwicklungen nicht spurlos an einem Club, bzw. dem Booking vorüber ziehen. Aber als große Venue mit internationalem Ruf haben wir uns entschlossen da etwas stur unsere ganz eigene Linie zu fahren. Glücklicher Weise gibt es eine ganze Menge toller Künstler und Labels die den Ritter mögen und uns überhaupt erst ermöglichen, unserem Stil treu zu bleiben.“

Gab es besondere Meilensteine, die zu dem Kultstatus heute geführt haben bzw. denkt ihr, dass sich 2009 bei der offiziellen Eröffnung etwas verändert hat?
Basti: „Wir sind 2009 natürlich in eine neue Phase übergegangen. Vorher hatten wir an diesem Ort ja schon 2 Jahre legendäre Partys gemacht, aber da fehlten uns noch ein paar Stempel auf gewissen Formularen. Seit dem ist unser Team extrem gewachsen und damit auch die Herausforderung, den Laden ohne Reibereien laufen zu lassen. Was jetzt zu dem „Kultstatus“ geführt hat, wie du sagst, sollten wohl besser unsere Gäste beurteilen. Viel Feedback gab es aber z. B. im Sommer 2010 als wir die Kubik-Installation mit 120 beleuchteten Wassertanks im Hof hatten. Da waren wir auf jeden Fall einer der interessantesten Open Air-Spots des Sommers. Mittlerweile haben wir an die 1.000 Veranstaltungen durchgeführt und da kommt es auch mal vor das Schauspieler Jürgen Vogel bei uns als Türsteher aushilft oder die Tochter von Charlie Chaplin als Ehrengast eingeladen wird. Solche Gimmicks bleiben den Leuten gerne in Erinnerung.“

Was macht für euch das Ritter Butzke aus? Gerade unter dem Aspekt, dass Berlin als das Techno-Mekka gilt.
Basti: „Wir sind hier immer in Bewegung: Der Club hat sich von Anfang an immer wieder gewandelt. Wenn zum Beispiel hier im Haus Räume frei geworden sind, waren wir immer begeistert und wollten diese direkt nutzen und mit temporären Konzepten bespielen. Deshalb gelten wir für viele auch als eine Art ‚Wunderland‘, in dem man auf den unterschiedlichen Floors sein Gefühl für Raum und Zeit verliert. Oft kommen die Gäste wieder und denken, sie sind in einem ganz andern Club. Wir fühlten uns immer sehr offen für Neues und haben uns nie als reinen Technoclub gesehen. Das Ritter Butzke bietet einfach eine Plattform für alles, was in unseren wahnsinnigen Köpfen so rumspinnt. Sobald wir das Gefühl haben, es ist nicht vollkommen abwegig das diese Ideen auch anderen Menschen Spaß machen, tun wir es einfach. Ergebnis dessen, sind zum Beispiel unsere Poetry Slams zwei Mal im Monat. Außerdem bieten wir regelmäßig eine Bühne für Steetartkunst oder schieben mal ein klassisches Konzert dazwischen. Eben das, worauf wir gerade Bock haben.“

Vor einer Woche gab es die große Jubiläums-Sause. Wieso hattet ihr euch für dieses LineUp entschieden?
Kristian: „Unser Jubiläum ist wie jeder Geburtstag ein Anlass, den man am liebsten mit seinen engsten Freunden feiert. Da dieser Freundeskreis über die Jahre sehr groß geworden ist, bemühten wir uns so viele wie möglich auf die Bühne zu bitten. An dieser Stelle ist es unmöglich zu jedem ein paar Wörter zu verlieren, obwohl es da schon einige Anekdoten gäbe.“

Was ist für die Zukunft geplant und welche Highlights stehen in den kommenden Wochen auf dem Plan?
Kristian: „Wir planen weit im voraus und pflegen so auch viele Partnerschaften mit DJs, Labels, Kollektiven oder Veranstaltern. Highlights im Oktober sind und waren unbestritten: Monkey Safari, die Jungs von 3000°, Gardens of God, Pupkulies & Rebecca, Dapayk, New Folder, M.A.N.D.Y., Bart Skils, Giorgia Angiuli und der Rest kann sich natürlich auch sehen lassen!“

Basti: „Abgesehen von den musikalischen Highlights freuen wir uns sehr auf unser neues Music Ahead-Konzept. Hier wollen wir in verschiedenen Panels, Diskussionen und Foren anbieten. Ziel ist ein Dialog zwischen „alten Hasen“ der Musik- und Club-Branche und denen die Nachkommen. Die Branche ist gerade im Umbruch, es gibt viele Aspekte zu diskutieren. Wir glauben, wenn die Leute ihre Erfahrungswerte mit anderen teilen, öffnen sich neue Wege für Künstler und Clubbetreiber und alle anderen, die da mit drin hängen. Außerdem planen wir gerade Teile des Clubs komplett umzugestalten. Das haben wir früher ja regelmäßig gemacht. Aber diese Art radikaler Umbaumaßnahmen ist bei mittlerweile 180 Veranstaltungen im Jahr leider sehr schwierig umzusetzen. Ganz einfach, weil man dafür einen entsprechenden Zeitraum finden muss. 2016 steht das auf jeden Fall wieder einmal an!“

Passend zum Geburtstag erschien auf eurem Label auch eine Compilation. Erzählt uns etwas zu den Künstlern und was als nächstes auf dem Label erscheint.
„Wir haben es schwer gehabt eine Auswahl zu treffen – denn wir wollten anslässlich des sechsten Geburtstages sechs exklusive Originaltracks auf einer Compilation rausbringen. Gesagt getan, haben wir alle ins Studio gebeten und herausgekommen sind richtig fantastische Tracks von DJ Aroma, Iorie, Kuriose Naturale, Madmotormiquel, Mario Aureo & Manuel Moreno und Patryk Molinari. Erschienen ist das Paket pünktlich zum Jubiläum am 09.10.2015. Zwei Monate später erwarten wir das Release der „6YL Remixe“! Aber dazu wollen wir noch nicht mehr verraten, das ist noch geheim…“

 

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www.club.ritterbutzke.com