Sonus Festival – Len Faki im großen Interview

sonus line-up

Buff! das haut doch mal rein! Da gesellen sich doch in die ohnehin schon hochelitäre Line-up-Riege zu Adam Beyer, Amelie Lens, Maceo Plex, Luigi Madonna und Richie Hawtin auch noch Superstars wie Stephan Bodzin, Boris Brejcha, Archie Hamilton und The Martinez Brothers.
Über die Bühne geht das Saus-und-Braus-Festival vom 19.-23.08.2018 auf der Insel Pag, Kroatien.

Hier findet ihr alle Infos rund um das Megaspektakel: www.sonus-festival.com.

Ebenfalls am Start: Berghain-Resident Len Faki. Mit ihm haben wir im Vorfeld ein nettes Pläuschchen geführt. Lest hier das Interview:

Du bist an den Wochenenden auf der ganzen Welt zu Hause. England, Italien, Frankreich, Brasilien, Finnland und viele mehr. In welchem Land oder in welcher Stadt würdest du gerne mal spielen, wo du noch nicht warst?

Island – da war ich bisher leider noch nicht. Nach allem was ich davon gesehen und über Freunde gehört habe, stelle ich mir diese Insel als einen sehr besonderen, fast magischen Ort vor. Die wunderschöne und beeindruckende Landschaft, das raue Klima, Dörfer die so abgeschieden sind und viele Kilometer voneinander entfernt liegen, der Glaube an Elfen und Feen. Bestimmt beeinflusst das nicht nur den Alltag, sondern das ganze Leben der Menschen dort und ihre Kultur. Diese Unterschiede und Vielfalt der einzelnen Länder zu entdecken, gehört zu den Dingen in meinem Leben, die ich liebe. Für mich ist es total spannend, wie sich das auswirkt und zu erleben, wie die dann feiern. Da gibt es schon immer Unterschiede und ich freue mich, wenn es so weit ist und ich das entdecken darf.

Dein Label Figure hält sich nun seit 15 Jahren mit einem großartigen Ruf in der Musikbranche. Was für Zukunftspläne oder Projekte stehen an? Gibt es neue Kollaborationen? 

Len Faki Pic 25
2018 ist ein ganz besonderes Jahr für das Label und für uns, das stimmt. 15 Jahre sind eine lange Zeit in der es schon auch viel auf und ab gab und nicht immer alles nur positiv war. Vor ein paar Jahren gab es schon eine Phase, in der ich drauf und dran war, es sein zu lassen. Aber das konnte ich dann trotzdem auch nicht. Mein Herz hängt schon sehr daran und deshalb habe ich versucht, es so gut aufrecht zu erhalten, wie ich es zeitlich konnte. Nun, da ich ein Team habe, das mich unterstützt und wir gemeinsame Ideen entwickeln und umsetzen können, fühlt es sich gerade sehr viel frischer an. Momentan ist eher Aufbruchstimmung angesagt. Wir feiern in diesem Jahr nicht nur 15 Jahre Figure, sondern auch unser 100. Release auf dem Label. Das ist eine große Sache, die wir auch gebührend zelebrieren werden. Es wird eine Tour durch ausgewählte europäische Clubs geben, um mit unseren Fans zu feiern. Und wir sind gerade in den letzten Zügen eine besondere Compilation mit exklusiven Stücken zusammenzustellen, die limitiert auch auf Vinyl erscheinen wird. Bisher kannte ich das selbst nur von der Sammlerseite und weiß, wie viel Spaß es machen kann, so ein Releases auszupacken. Nun habe ich das erste mal die Gelegenheit, selbst eine so großes Projekt zu gestalten und das macht mir und meinen Team viel Freude hier etwas einzigartiges zusammen zu stellen.

Neue Kollaborationen und Projekte sind ein großes Thema in diesem Jahr. Ich kann mit Freude verkünden ,das Kirilik aka Kink mit seinem neuen Technoprojekt bei uns Premiere feiern wird. Dazu wird es bald mehr geben. Sowohl von uns als auch von Strahil (KiNK, Anmn. d. Red.) selbst. Darüber freue ich mich sehr, genauso über einen weiteren Neuzugang, dessen Release nun Anfang des Sommers kommt – Juxta Position. Vielleicht manchen auch bekannt unter seinem House-Pseudonym Marquis Hawkes. Ein brillanter Produzent.
Auch hatten wir im Team nun das Gefühl, dass die Zeit für Alben gekommen ist und wir diesen nächsten Schritt gehen wollen. Den Start macht Roman Poncet mit seinem Debütalbum „Gypsophila“ und LPs weiterer Stammkünstler sind bereits geplant – aufregende Zeiten!

Du hast bisher schon unzählige EPs veröffentlicht, aber noch kein Album. Wird es irgendwann mal eins geben oder bist du kein Albumfreund?

Wenn ich ein Album produziere, dann möchte ich auch experimentieren und andere Seiten von mir zeigen und erkunden. Da geht es mir nicht nur um das Endprodukt an sich, sondern auch meine Entwicklung auf dem Weg dahin. Das ich noch andere Facetten in mir trage, hat ein Release wie „Kraft und Licht“ bereits ein Stück weit erahnen lassen. Deshalb reizt mich das sehr. Momentan habe ich aber einfach Bock auf den Dancefloor. Das kann ich auch genau so sagen – ich liebe das! Da bin ich jede Woche unterwegs und das ist mir bisher nicht langweilig geworden. Ganz im Gegenteil. So kam es auch, dass ich LF RMX ins Leben gerufen habe um meine Edits und Remixe zu teilen. Diese Plattform ist am Ende wie eine große Spielwiese, auf der ich mich künstlerisch austoben und ausprobieren darf. Es wird also definitiv ein Album von mir geben, es ist nur eine Frage der Zeit.

Du bist nun schon lange im Berghain in Berlin dabei. Wie ist es für dich dort immer wieder zu spielen? Ein gewöhnlicher Auftritt in einem Club oder verbindest du doch etwas Besonderes mit dem Techno-Tempel?

Ich bin seit Tag 1 dabei und über die Jahre ist das Berghain zu meiner Heimat geworden. An keinem anderem Ort habe ich öfter gespielt, weshalb mir dieser Laden über die Jahre schon sehr ans Herz gewachsen ist. Mich verbinden so viele tolle, witzige, schräge und intensive Erinnerungen mit diesem Club, das möchte ich nicht missen. Auch wenn es schräg klingen mag aber ich sage euch ich würde diesen Landen mit verbunden Augen schon alleine am Geruch erkennen. Wenn ich da rein laufe und all diese Emotionen und Erinnerungen in mir erweckt werden. Es gibt viel andere, auch sehr tolle Orte, aber keinen vergleichbaren für mich.

 Im letzten FAZE-Interview 2014 hast du von einem deiner Rituale gesprochen. Raus aus dem Flieger, Kaffee, Kippe und erste Eindrücke sammeln. Gibt es das Ritual noch? Welche Gewohnheiten pflegst du sonst?

Die Zeiten haben sich geändert, Zigaretten und Kaffee sind abgesetzt 😉
Dafür gibt es nun heißes Zitronenwasser mit Ingwer, selbstgebackene Müsliriegel und ich habe nun sogar Bananen auf meinem Rider. Das mag lustig klingen, schmeckt aber sehr lecker und rettet mir immer wieder meinen Tag.
Wenn ich auflege, tanze ich viel und will die Musik erleben. Da bin ich hinterher auch einfach hungrig und habe nicht immer Lust die Zeit bis zum Frühstück tot zu schlagen. Die Minibar zu plündern ist auf Dauer auch keine Alternative. So kam es zu den selbstgemachten Granola-Bars aus Nüssen und Samen, nur mit Früchten gesüßt. Am liebsten nehme ich einen Bissen Banane und einen Bissen vom Riegel – die Kombi ist unschlagbar.

Gibt es eine besondere Sportart/Freizeitaktivität oder was anderes, bei der du gut abschalten kannst, um den Tourstress zu verdauen?

Auf jeden Fall. Für mich sind das die Berge. Am liebsten die in Südtirol. Da bin ich seit Jahren immer zweimal im Sommer für kurze Pausen. Es ist ein so unbeschreiblich herrlicher Ort, der atemberaubende Landschaft, frische Luft, Stille, Weite, Einsamkeit und gutes Essen miteinander verbindet. Die Sonne schein fast immer, die Kuhglocken läuten. Es gibt für mich keinen besseren Ort, um meinen Alltag hinter mir zu lassen und abzuschalten. Anfangs war ich nur Wandern, seit kurzem habe ich das Mountainbiking für mich entdeckt. Da ist je nach Route noch mehr Action und Adrenalin dabei. Jeder Tritt in die Pedale und jedes Einlenken zählen, man braucht volle Konzentration und es wird schon auch mal zur Herausforderung und kostet manchmal Überwindung, sich gewisse Schwierigkeiten zuzutrauen. Dafür schmeckt die Heublumensuppe oder der Kaiserschmarrn hinterher dann umso besser.

Du bist im Sommer natürlich hauptsächlich auf Festivals unterwegs. Welches ist dein persönliches Highlight?

Das Awakenings Festival ist in jedem Sommer ein großes Highlight für mich. Nicht nur die Produktion und das Line-up überzeugen, für mich ist es auch deshalb so besonders, weil ich seit mehr als einem Jahrzehnt mit dabei bin, ich das Team dahinter sehr mag. Es ist eine von wenigen Gelegenheiten im Jahr, bei welcher ich mit vielen geschätzten und lieben Kollegen zusammen kommen kann und wir über zwei Tage nicht nur spielen, sondern auch zusammen feiern können. Deshalb ist dieses Wochenende immer sehr von Vorfreude getragen – wie bei einem Familientreffen. Natürlich gibt es auch sehr viele andere Festivals auf die ich mich freue. Das Sonus Festival in Kroatien gehört sicher zu meinen Favoriten. Die Energie dort ist einzigartig. Auch gibt es tolle neue Events auf die ich mich gerne einlasse wie zum Beispiel In Istanbul letztes Jahr. Mein erstes Mal bei Suma Beach hat mich total überwältigt. Die Energie und Stimmung, die wir dort zum Sonnenaufgang hatten, wird mir unvergesslich sein. Ganz anders aber, auch fantastisch war beispielsweise das Draaimolen Festival in Tillburg im letzten Herbst. Die Location war ein wunderschöner Wald, was dem Festival etwas Mystisches gegeben hat. Die Gerüche und Stille des Waldes sind mit der Musik, dem Licht und der Crowd zu etwas sehr besonderem verschmolzen.

Du spielst jetzt mittlerweile das fünfte Mal auf dem Sonus Festival. Was macht dieses Festival aus? Was gefällt dir am besten?

Beim Sonus ist es das Zusammenspiel vieler einzelner Komponenten, die es so einzigartig machen. Die Landschaft um die Insel Pag ist atemberaubend, die Location ist an einem tollen Strand gelegen, wunderschön. Das Team ist toll und die Crowd eine der enthusiastischsten, die ich bisher überhaupt erleben durfte. Das Publikum ist sehr international durchmischt, erfreulich wie gut das dort harmoniert und jedes Jahr eine ganz spezielle Energie und positive Stimmung freisetzt. Für mich wirklich immer fantastisch dort zu spielen!

Auf einem solchen Festival erlebt man auch als Künstler sicherlich viel. Welche Erinnerung, welches Erlebnis an das Sonus hat sich bis heute in deinem Kopf eingeprägt?

Da gibt es zwei spezielle Erlebnisse die mir direkt einfallen. Die stärkste Erinnerung entstand während meines ersten Sets beim Sonus. Set-Start war 18 Uhr und als ich da ankam, waren nur ungefähr 50-60 Leute auf dem Floor. Ich stellte mich also darauf ein, dass es erstmal eine Weile dauern würde, bis es richtig los geht. Ich habe mit meinem ersten Track angefangen und es war unglaublich – ich weiß nicht, wie es zu Stande kam, aber ich hatte noch keine fünf Minuten gespielt, da war der Floor schon voll und die Stimmung direkt am Kochen. Das war wirklich ein sehr intensives und berührendes Erlebnis, das ich nie vergessen werde.
Auch in Erinnerung blieb mir die Sonus von vor zwei oder drei Jahren. Die Vorfreude war groß. Ich hatte bei der Anreise schon schön die Aquarius Stage vor Augen und wie wild es gleich werden würde, doch desto näher wir kamen, umso dunkler wurden die Wolken am Himmel und es hat nicht lange gedauert, bis es wie aus Eimern geschüttete. Was für eine Enttäuschung und erst mal keine Aussicht auf Besserung. Ein paar Minuten vor meinem Set-Beginn hat das Team eine überdachte Location auf dem Gelände aufgetan, die eigentlich nicht dafür eingeplant war und hat fix das Wichtigste dorthin verlegt, damit ich trotzdem anfangen konnte. Was erst mal als viel kleiner und schlechter erschien, hat sich am Ende zu einem Erlebnis der besonderen Art entwickelt. Der Raum war überdacht und hatte große Fenster, zu einer Seite hin war er offen und ziemlich dunkel. Draußen hat es geschüttet, aber drinnen waren eine Energie und ein Vibe auf dem Floor, wie ich es nicht oft erlebt habe. Als wollten wir alle dem Wetter trotzen und aus diesem Grund nur noch viel mehr Gas geben. Die Crowd beim Sonus ist wirklich immer sehr energiegeladen, aber an diesem Nachmittag kam noch eine so große Verbundenheit hinzu. Das war unbeschreiblich intensiv. Danke an alle die an diesem frühen Abend mit dabei waren. Ihr werdet wissen, wovon ich spreche.

Die Location ist ja auch etwas Besonderes aufgrund der Strände und des Meeres. Und ein großer Kontrast zu Events in unseren Breiten. Ist es eher Urlaub dort zu spielen oder doch am Ende ein harter Arbeitstag?

Da ich am Tag zuvor auch immer spiele, fängt es gefühlt erst mal mit einem Arbeitstag an, für den ich mit sehr wenig Schlaf aufstehen muss, um rechtzeitig dort anzukommen. Aber schon wenn ich in Kroatien aus dem Flieger steige ändert sich das. Die Sonne scheint, bei der etwas längeren Anfahrt lasse ich mich von der beeindruckend Landschaft immer mehr in ihren Bann ziehen. Die Berge scheinen so kühl und die Natur auf schöne Weise karg. Ganz anders wenn ich aus dem Auto steige und den Kontrast mit Strand und Meer vor mir habe. Spätestens wenn ich die letzten Schritte auf die Bühne nehme ist der Schlafmangel vergessen. Die Energie, die das Publikum freisetzt und wie viel sie im Raum selbst und in mir in Bewegung bringt und mich erweckt, fasziniert mich sehr und gehört zu den wertvollsten Erlebnissen.

 

Sonus Festival // 19.-23.08.2018 // Pag, Kroatien

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