SoundCloud: Streaming-Service, Geldsorgen und „no comment“

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Das Unternehmen SoundCloud macht immer wieder Schlagzeilen. In der letzten Woche kündigte es seinen Streaming-Service an, die Probleme mit den Labels halten sich jedoch. Des weiteren behaupten interne Quellen, dass es Geldprobleme gibt.

Ende letzten Jahres kam die Nachricht, dass SoundCloud in den USA Werbeblöcke einführt um auf die Forderungen der Musikbranche nach Lizenzgebühren zu reagieren. SoundCloud betonte damals, dass das nötig sei, um den Dienst weiterhin kostenlos anzubieten. Pro-Accounts sollten weiterhin werbefrei bleiben. An den Einnahmen sollten Künstler beteiligt werden. 1,1 Millionen US-Dollar wurden an ca. 100 Rechteinhaber ausgeschüttet. Das scheint nicht genug zu sein.

Verhandlungen mit Labels laufen auch heute noch zäh. Zwar gibt es Verträge mit mehreren Indie-Labels sowie mit Warner, mit Sony und Universal z.B. scheint man aber noch weit davon entfernt zu sein. Vor allem mit Sony. Hier wird SoundCloud offensichtlich nicht vertraut. Sony will seine Künstler nur ungerne auf der Berliner Plattform anbieten. Anfang Mai diesen Jahres wurden alle Tracks von Künstlern des Labels wie Adele und Kelly Clarkson von deren Profilen entfernt. Andere Labels und Parteien haben klar gemacht, dass sie sich ein Bezahlsystem für die Onlineplattform wünschen. Am besten so schnell wie möglich.

Um dem nachzukommen – und um den anderen Labels weitere Verhandlungen schmackhaft zu machen –, kündigte SoundCloud letzte Woche einen eigenen Bezahlservice für ihre Plattform an. Hier sollen dann ganze Musikkataloge dem User zur Verfügung stehen. Klar, vor allem nachdem Apple seinen eigenen Streaming-Service aufgesetzt hat musste SoundCloud irgendwie darauf reagieren um konkurrenzfähig zu bleiben. Auch mit dem Hintergrund, dass sich Bands bei Apple ganz im SoundCloud-Stil ihr eigenes Profil anlegen können und auch weitere Platformen wie hearthis.at oder MixCloud nicht mehr unbedeutend sind.

Das Unternehmen aus Berlin sieht sich selber aber in einer ganz anderen Position. Bekanntermaßen lebt SoundCloud vor allem durch die kreative Szene der Mash-Up- und Remixkünstler, die viele ihrer eigenen Interpretationen auf der Platform hochladen und teilweise sehr erfolgreich damit sind. Ein Dorn im Auge jedes großen Labels, denn die Rechte sind immer noch ungeklärt. Hier möchte SoundCloud nun versöhnen. „Wenn ich einen Track remixe, sollte ich dafür entlohnt werden. Ebenso wie der Autor des Original-Tracks“, so SoundCloud-Gründer Eric Wahlforss. Der Streaming-Service soll noch in diesem Jahr in den USA, 2016 dann auch in Europa an den Start gehen. Konkrete Details zum Service gibt es allerdings nicht.

Eine Veränderung des Geschäftsmodels scheint jedoch unausweichlich angesichts der starken Konkurrenz – auch Amazon expandiert seinen US-Streaming-Service nach UK –, der nicht geklärten Rechte und vor allem der nicht enden wollenden roten Zahlen. Für das Geschäftsjahr 2013 verzeichnete das Unternehmen ein Verlust von 29 Millionen US-Dollar und 14 Millionen US-Dollar Umsatz.

Die Kollegen von Digital Music News berichteten letzte Woche über „interne Quellen“, die behaupten SoundCloud bräuchte innerhalb der nächsten Monate eine ordentliche Finanzspritze um weiterhin überleben zu können. „A separate source explained that SoundCloud is at risk of exhausting readily-available funds and will likely require an ’emergency bridge,’ either from existing investors like Union Square Ventures, or alternatively, a bank, by the end of this year“, so das Branchenmagazin. Das dürfte sich als schwierig gestallten, denn hinsichtlich der ungeklärten Rechte und der wenigen Labelverträge sollte es schwer werden neue Investoren zu finden. Das sollen auch die nicht beim Namen genannten Quellen bestätigen: “Investors want to see what happens [with the majors] before they put more money into it”. Auf der anderen Seite jedoch leistete sich das Unternehmen erst kürzlich zwei neue, hochmoderne Hauptquartiere in Manhattan und Berlin.

Auf die Frage, ob SoundCloud jemals schwarze Zahlen schreiben werde, antwortete SoundCloud-Gründer Alex Ljung in einem Interview für Musicbusiness Worldwide im Juni mit „ja“. Wann das sein wird? „No comment“.

Warum Ljung sich zu diesem Interview hinreißen lassen hat, das wird beim Verfolgen der Abschrift nicht ganz klar. PR-Technisch könnte man es als kleines Desaster bezeichnen, denn viel verriet er nicht. Potentielle Verhandlungen wollte er nicht kommentieren. Abgeschlossene Deals wollte er nicht kommentieren. Wie er reagierte als Sony den Content seiner Künstler gelöscht hat wollte er auch nicht kommentieren.

Auf die Frage, wie SoundCloud denn aussehen würde, wenn Sony auch in einem Jahr noch keinen Deal unterschrieben hat antwortete Ljung mit „ask me in a year.“

Klar, niemand erwartet eine komplette Offenlegung aller Interna. Ein überzeugter CEO klingt jedoch anders. Vor allem angesichts der immer mehr aufkommenden Konkurrenz und des Image-Schadens, dass sich SoundCloud auch bei Künstlern durch die automatisierte Copyright-Analyse eingefahren hat, täte sich das Unternehmen wohl gut daran, Kritikern mit Antworten wie „no comment“ nicht auch noch weitere Nahrung zu geben.

Quellen:
Digital Music News, FACT, Gründerszene, MusicBusinessWorldwide

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