Talaboman – The Night Land (R&S Records)

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John Talabot und Axel Boman bringen mit „The Night Land“ ihr erstes gemeinsames Album heraus. Das spanisch-schwedische Duo tritt seit einigen Jahren immer wieder auf, bisher erschien aber nur eine EP unter dem gemeinsamen Namen. „Sideral“ war 2014 ein Release auf Studio Barnhus und Hivern Discs, den Labeln von Boman und Talabot. Für „The Night Land“ haben sich die beiden jedoch R&S Records als Plattform ausgesucht, auch weil ein Album gar nicht richtig geplant war. Dass aus den gemeinsam produzierten Stücken ein Album wurde, war eher Zufall. Das hört man auch bei „The Night Land“ heraus, das spielerisch mit Einflüssen aus House, Disco, Ambient, Techno und Elektro umgeht. Nach dem entspannten und samplereichen Opener „Midnattssol“ geht es mit „Safe Changes“ in bisweilen poppigere House-Gefilde, in denen mit sanften Melodien gearbeitet wird. Man könnte meinen, dass es sich hier schon um das Outro oder den letzten richtigen Track des Albums handelt, aber Talaboman ignorieren bewusst gewohnte Handlungsstränge bei ihrem Langspieler. Mit „Samsa“ schließt sich ein ausgedehnter House-Song an, der mit recht wenigen Elementen auskommt. Reduziert, aber nicht kühl, ist „Samsa“ sogar ein Track, der so im Club funktionieren kann. Dass „The Night Land“ aber voller Überraschungen ist, beweist „Six Million Ways“, bei dem eine sägende, übersteuernde Synthesizermelodie über einen unruhigen Groove gelegt wird. Dank der melodischen Bassline entsteht so eine Spannung zwischen den zwei Hauptakteuren des Songs, die sich erst im Laufe des Tracks etwas auflöst. Nach den entspannten ersten Titeln bringt das eine angenehme Unruhe auf die Platte. Einer der Highlights des Albums ist „Loser’s Hymn“, das auch die zweite Hälfte einläutet. Intelligente, melancholische Klänge mit ausgefallenen Sounds, vielen organischen Samples und eine umwerfende Bassline machen den Song zu einem überragenden Stück. Danach geht es ohne richtigen roten Faden weiter, „Brutal Chugga-Chugga“ ist absolut nicht brutal, sondern äußerst sich entspannt und minimalistisch. „The Ghosts Hood“ ist Elektro, der an einen Fieberwahn erinnert, der mittendrin immer wieder von melodiösen Parts durchbrochen wird, nur um dann dem disharmonischen Fipsen Platz im Klangbild zu bereiten. Für den Abschluss „Dins El Llit“ besinnen sich Talaboman dann wieder auf ein ruhiges Ende, nur einige hektische Percussions erinnern an die bizarren Momente der Platte, während der Hauptaspekt ein deutlich entspannterer ist. „The Night Land“ ist ein gelungenes Debüt, es steckt voller Überraschungen und ist erstklassig produziert. Die Kombination von Talabot und Boman ergänzt sich hervorragend und ist irgendwo zwischen der Liebe zu sanften Melodien und nerdig-abgefahrenen Ausreißern gefangen. 10/10 BRNK