The Yellowheads – Maskierter Exportschlager

Der spanische Act The Yellowheads freut sich über wachsende Aufmerksamkeit in der ganzen Welt – mit Veröffentlichungen auf bekannten Szenelabels wie Tronic, Toolroom, Phobiq, 100% Pure oder Break New Soil ist das auch kein Wunder. Die Jungs arbeiten hart und investieren viel Zeit in ihr gelbes Projekt. Wir haben uns mit dem maskierten Kollektiv unterhalten, das großen Wert auf die Anonymität der einzelnen Heads legt. Das ein oder andere, kleine Geheimnis konnten wir ihnen dennoch entlocken.

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Wer euch auf euren verschiedenen Social-Media-Kanälen aufmerksam folgt, der wurde vielleicht ab und an schon mal stutzig: Ihr begeistert eure Fans nicht nur mit regelmäßigem Output, sondern bewerkstelligt auch mehrere Gigs an einem Tag, in verschiedenen Ländern. Auf der Bühne steht ihr bisher zu zweit, doch wie viele Yellowheads gibt es denn nun tatsächlich?

Wir sind insgesamt vier Jungs, die um 2012 herum The Yellowheads ins Leben gerufen haben. Die Idee zu unserem TYH-Projekt ist somit zwar noch nicht sonderlich alt, aber sagen wir mal so: Wir vier haben Techno auch schon in der ersten Blüte erlebt und zu Cox, Mills, Väth und Hawtin gefeiert, als diese noch deutlich jünger waren. (lachen)

Nun, zwischen eurem ersten Rave und der Gründung von TYH sind einige Jahre ins Land gegangen. Wie kam es letztendlich dazu und habt ihr in der Zwischenzeit bereits Erfahrungen im Musikgeschäft gesammelt?

Wir sind alle etwa im selben Alter und auch musikalisch seit jeher auf einer Welle. Das hat sich auch über die Jahre nicht verändert, im Gegenteil. Bis zur letztendlichen Gründung 2012 sind wir immer mehr zusammengewachsen. Jeder von uns hat darüber hinaus andere Erfahrungen sammeln können. Wir spielen Instrumente wie Klavier, Schlagzeug oder Gitarre, haben aber auch schon Hip-Hop-Beats produziert und Rap aufgenommen. Die Faszination für Techno hat uns jedoch nie verlassen und so kamen wir auf die Yellowheads-Idee, als wir mal zu viert zusammensaßen und uns über die derzeitige Entwicklung der Szene unterhielten.

Welche Rolle spielen dabei die Masken?

Für uns spielen sie eine enorm wichtige Rolle. Natürlich sind wir nicht die Einzigen, die mit Masken arbeiten, nichtsdestotrotz liefern sie ihren kleinen, aber feinen Beitrag dazu, dass wir aus der Masse herausstechen und uns von anderen Künstlern abgrenzen. Von ihrer Funktion allein einmal abgesehen, kommen sie auch super an bei den Leuten – sie lieben die Masken.

Die Leute fahren jedoch nicht nur auf eure Erscheinung ab, auch eure Produktionen finden eine große und stetig wachsende Hörerschaft. Im Allgemeinen macht ihr einen ziemlich fleißigen Eindruck, vor allem wenn man euren Output betrachtet; auch in diesem Jahr habt ihr schon so einiges veröffentlicht. Woran arbeitet ihr aktuell?

Es stimmt, wir geben Gas im Studio und versuchen, so produktiv wie möglich zu sein, denn so viel Zeit haben wir dort leider gar nicht. Aber natürlich sind noch viele weitere Tracks und Remixe für das laufende Jahr geplant. Beispielsweise haben wir vor nicht allzu langer Zeit zwei weitere Remixe für Moby fertiggestellt.

Für Moby habt ihr doch auch schon im vergangenen Jahr eine Neuinterpretation angefertigt, richtig?

Genau, diese erschien letztes Jahr im Mai auf unserem eigenen Label Reload Black. Dort werden im Juni und Juli nun auch die beiden neuen Stücke erscheinen. Momentan sitzen wir außerdem an einem Remix für den Frankfurter DJ Pascal FEOS, der ebenfalls in diesem Jahr erscheinen wird.

Was steht sonst noch auf dem Release-Plan? Ihr seid ja gut aufgestellt, was Singles, EPs und Remixe betrifft, aber habt ihr euch auch schon Gedanken über ein Album gemacht?

Wie schon erwähnt, die Zeit ist hier unser größter Gegner. Mehr als kleine Releases sind aktuell nicht drin. Das Thema Album ist trotzdem präsent. Ideen und Konzepte werden gesammelt, ausprobiert und diskutiert, aber bisher steht noch kein konkretes Gerüst.

Im Hinblick auf eure Studioarbeit ist ein weiterer interessanter Punkt, dass ihr mit vielen verschiedenen Künstlern kollaboriert. Zum einen erschienen Arbeiten von Künstlern wie Alex Bau, Mark Broom, Dustin Zahn oder Electric Rescue auf eurem Label, zum anderen baut ihr auf die Stile von Wehbba, Christian Varela oder Sasha Carassi, wenn es um Remixe für eure Tracks geht. Welche Idee verfolgt ihr hier?

All diese Jungs sind in unseren Augen ausdrucksstarke Techno-Künstler. Jeder auf seine eigene, individuelle Art. Was sie verbindet, ist das hohe Level an Qualität. Mit solchen Produzenten zusammenzuarbeiten, ist nicht nur eine Ehre und große Freude, sondern erweitert auch unseren eigenen Wissens- und Erfahrungsschatz, was die eigenen, zukünftigen Produktionen betrifft. Wir lernen viel von ihnen!

Auch eure Qualität scheint zu stimmen und macht euch für andere große und angesehene Labels attraktiv. Mittlerweile verzeichnet ihr Tracks auf Gregor Treshers Break New Soil, dem Kölner Label Trapez oder 100% Pure von 2000 And One. Liegt das ausschließlich an der Qualität eurer Stücke oder habt ihr noch einen anderen Tipp für unsere Leser?

Wie jeder weiß, ist es nicht allzu einfach, auf größeren Labels zu veröffentlichen – das liegt schon allein daran, dass dort täglich hunderte Promos eingehen. Wer jedoch neben guten Produktionen auch Geduld und Ausdauer mitbringt, der wird früher oder später für seine Mühen belohnt, sprich wahrgenommen, gehört und gesignt. Auch wir verschickten Unmengen an Demos und mussten uns lange in Geduld üben.

Ihr führt mit Reload Records und Reload Black mittlerweile eure eigenen Labels; diesen Schritt machen viele Acts nach einer Weile. Welche Idee steckt hinter eurer selbst geschaffenen Plattform?

Zwingend notwendig ist dieser Schritt für einen Produzenten natürlich nicht, wir kennen viele erfolgreiche Künstler, die kein Interesse daran haben, sich mit dem eigenen Label noch zusätzliche Arbeit aufzubrummen. Für uns jedoch fühlt es sich richtig an und wir haben eine Menge Spaß dabei, anderen Acts eine Plattform zu bieten und ihre Werke der breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Bei der Auswahl der zukünftigen Releases konzentrieren wir uns ausschließlich auf die Aussagekraft und Qualität der Musik, Namen spielen da zunächst keine Rolle. Für uns zählt guter Techno!

Ihr habt bereits eingeräumt, dass die Zeit euer größter Gegner ist. Ihr habt ja nur deshalb wenige oder kurze Studiophasen, weil ihr sehr viel unterwegs seid. In 50 verschiedenen Städten und Ländern habt ihr im vergangenen Jahr gespielt, dabei waren auch eine Südamerika- und eine Asien-Tour. Was habt ihr auf euren Reisen erlebt, was waren die Highlights, was könnt ihr unseren Lesern empfehlen?

Unsere Reise nach Südamerika war wirklich der absolute Kracher! Acht Stopps haben wir damals eingelegt und eine tolle Zeit erlebt. Wir können es kaum erwarten, wieder in diese schnell wachsende Szene einzutauchen. Für Juni und Juli stehen bereits Gigs in Kolumbien, Guatemala, Chile, Ecuador, Argentinien und anderen Ländern fest. Im August und September werden wir dann durch die USA und Kanada touren, auch darauf freuen wir uns schon sehr. Vier Monate unterwegs zu sein, ist zwar nicht immer ganz einfach, doch diese Erfahrung wollen wir uns natürlich auf keinen Fall nehmen lassen!

Vermutlich war der Trip nach Asien nicht weniger spannend, oder?

Auf Asientour waren wir nun das dritte Jahr in Folge und wir bleiben immer ein wenig länger dort. Peking, Shanghai, Kunming, Guangzhou, Changsha und Tianjin standen auf dem Plan. Wer einmal dort sein sollte und sich ins Nachtleben stürzen will, zum Beispiel in Peking, dem können wir den Lantern Club nur wärmstens empfehlen. Dort fühlen wir uns beinahe schon wie zu Hause.

Und euer Highlight?

Natürlich haben wir eine Menge tiefgehende und magische Momente erlebt, die uns noch lange in Erinnerung bleiben werden. Aber diese Augenblicke stehen für sich selbst, da können wir uns gar nicht wirklich festlegen. Wir sind uns allerdings darin einig, dass wir eine Vorliebe für Clubs und Crowds in Deutschland haben. Diese hier bestehende Underground-Kultur mit teils kleinen, teils alten Clubs ist großartig. Hier Techno zu spielen, fühlt sich anders an als an anderen Orten der Welt, denn die Leute lieben diese Musik wirklich!

Hier bei uns, aber auch in Österreich und in der Schweiz kümmert sich Soulwox um eure Bookings.

Wir bekommen viele Anfragen von anderen Agenturen, doch wir fühlen uns bei Soulwox sehr wohl und wissen die tolle Arbeit sehr zu schätzen, die Toby Rost für uns leistet. Mittlerweile haben wir gut die Hälfte unserer Yellowheads-Gigs in Deutschland, doch wir möchten hier noch mehr wachsen. Wir freuen uns auf jeden Fall schon auf die Nächte im Butan Club, in der Nürnberger Rakete oder im Lehmann Club in Stuttgart, im Douala, Gotec, Hans Bunte oder auf die Party im Tanzhaus West. Auch auf einigen Open Airs und Festivals könnt ihr uns in dieser Saison hören.

Und werdet ihr dort wie gewohnt zu zweit oder doch zu viert am Start sein?

Den FAZEmag-Lesern können wir tatsächlich schon verraten, dass wir aktuell an einem Live-Set arbeiten, das alle vier Jungs von The Yellowheads auf die Bühne bringt. Bis es so weit ist, müssen wir uns wohl alle noch ein wenig gedulden, aber bis zur Sommersaison 2019 soll das Set stehen. Das wird der Wahnsinn!

Aus dem FAZEmag 075/05.2018
Text: Julian Haußmann