Tiësto – JA/NEIN

JA
Ich muss zugeben, dass ich schon immer ein großer Tiësto-Fan gewesen bin. Seine Zielstrebigkeit hat mir stets am meisten imponiert und sein Auftritt bei den Olympischen Spielen wird mir wohl für immer im Gedächtnis bleiben. 2002 wurde er zum ersten Mal vom britischen DJ Mag zum Top DJ auf der Welt gewählt und heute, zehn Jahre später, spielt er immer noch in der Superstar-Riege. Das nötigt mir Respekt ab. Auch wenn ich tatsächlich längst nicht alle seiner Produktionen oder Remixes abfeiere, habe ich mit ihm doch viel mehr gute als schlechte Partys erlebt. Und obwohl er im Jahr 2005 bereits ein Superstar gewesen ist, war er auf der Winterworld in Bingen weitaus sympathischer und freundlicher als viele Künstler, die nicht so einen großen Erfolg vorweisen können. Aber diese Erzählung sagt ja relativ wenig über seine aktuelle Compilation aus. Viele alte Fans haben sich ja darüber beschwert, dass er nicht mehr ‚Trance sei‘. Aber nur weil er der Situation angemessen auch mal housigere oder progressivere Sets gespielt hat, bedeutet das noch lange nicht, dass er nicht mehr zu seinen Wurzeln steht. Die aktuelle Compilation bietet das gesamte Spektrum an Tiestos Klangkosmos. Seine grandiosen Remixes für die Hit-Stürmer „Somebody That I Used to Know“ von Gotye und „Paradise“ von Coldplay werden hier eingebettet in viele eigene Produktionen wie das großartige C&C-Music Factory-Remake „A Deeper Love“ oder Tiëstos Kollabo mit Wolfgang Gartner „We Own The Night“. Im Laufe des Mixes verringert Tiësto den Flächenanteil und wird mit Stücken von John Dahlbäck oder Axwell housiger, um dann mit der Tiësto & Swanky Tunes-Kollabo die Party zum Kollaps zu bringen. Da ist dann der Titel Programm: „Make Some Noise“. Eine bärenstarke Compilation!!! / Trancer

NEIN
Ich habe den Werdegang von Tijs Verwest aus Breda in den Niederlanden aufmerksam verfolgt. Es ist schon faszinierend zu lesen, dass er bereits als Jugendlicher von Trendscouts in dem kleinen Club Spock entdeckt wurde und dann zielstrebig seinen Weg bis nach ganz oben gegangen ist. Zuerst mit dem eigenen Label Black Hole, das er zusammen mit Arny Bink 1997 gründete und dann natürlich mit seinem Durchbruch-Remix für Deleriums „Silence“. Allerdings habe ich es zu keiner Zeit nachvollziehen können, wieso er nur aufgrund seines – zugegeben – guten Mixes und seines Debütalbums „In My Memory“ im DJ Mag zum besten DJ der Welt gewählt wurde. Da war mir klar, dass er zumindest ein genauso guter Marketing-Mensch wie DJ sein muss. Als er dann im August 2004 bei den Olympischen Sommerspielen in Athen den Einmarsch der Athleten ins Stadion begleitete, war es für mich vorbei mit Tiësto als Künstler. Zu albern fand ich seine Auftritte. Allerdings muss ich zugeben, dass ich seine „In Search Of Sunrise“-Serie immer gern gehört habe, so lange die CDs noch von ihm zusammengestellt und gemixt wurden. Im Laufe der vergangenen Monate habe ich gehört, dass Tiëstos Sound auch immer housiger geworden sein soll, weswegen er von einigen seiner alten Fans heftigst kritisiert wurde. Darum habe ich mich sehr auf die neue Tiësto-Compilation gefreut, denn ich dachte, er könnte mich vielleicht von seinen Fähigkeiten überzeugen. Allerdings kann ich leider keinerlei Weiterentwicklung in Tiëstos Sound erkennen. Er spielt weiterhin denselben High-Energy-Sound mit vielen Flachen und Diggidi-Elementen. Sein Remix für Gotye ist dermaßen auf die 12, dass mir schon fast die Ohren schmerzen. Als es dann in seinem Mix ein wenig housiger wird, dachte ich schon, dass sich alles zum Guten wendet, aber die grausame Kollabo mit Swanky Tunes zieht mich dann leider wieder nach unten. Immerhin kann ich seine langjährigen Fans beruhigen – er ist noch der Alte. / Svenman