Track-Check: Frankey & Sandrino – Acamar (Innervisions)

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Vor fünf Jahren veröffentlichten Frankey & Sandrino ihre erste EP „Wandering“ auf White Rabbit Music und in den Jahren darauf folgten viele weitere auf Labels wie Moodmusic, Drumpoet Community, Kompakt oder Innervisions. Anfang 2016 gründeten die beiden ihr eigenes Label Sum Over Histories. Zu ihren größten Hits zählt „Acamar“, 2015 auf Innervisions rausgekommen.
 

Eurer Track “Acamar” basiert auf sehr detailverliebten aber auch sehr reduzierten Elementen. Wie arrangiert man einen Track mit einer sehr minimalen Instrumentierung über acht Minuten, ohne den Spannungsbogen zu verlieren?

Sandrino: Ich finde das Arrangement immer am schwierigsten. Wir landen immer bei der gleichen Taktik, erst wird der Groove gebaut dann werden Sounds etc. gesucht die uns zu 101 Prozent gefallen. Hierbei passiert es schon mal, dass wir mehr hinzufügen als notwendig ist und dann schmeißen wir Sachen wieder raus.
Wenn es dann ans Arrangieren geht, stellt sich heraus ob die ausgesuchten Sounds auch wirklich gut sind oder auch mal alleine stehen können – ist dies nicht der Fall, suchen wir weiter. Wir suchen so lange, bis wir wirklich das haben, was für uns und den Song Sinn macht. Ich muss sagen, dass wir bei „Acamar“ sehr lange arrangiert haben, bis der Song so stand, wie er heute zu hören ist.

Frankey: Es stimmt, das Arrangement bei „Acamar“ hat ungewöhnlich lange gedauert. Der Track in seiner Grundversion war schon länger da, wurde auch schon von diversen DJs gespielt, aber gerade weil sich hier schon abzeichnete, das der Song überall großen Anklang fand, haben wir uns besonders viel Mühe gegeben beim Feinschliff des Spannungsbogen. Eher volle Passagen wirken z. B. häufig erst, wenn sie im Spannungsverhältnis zu sehr reduzierten Stellen stehen – und umgekehrt.

Die Drums erscheinen sehr verspielt, da ständig einzelne Sounds aufploppen und immer wieder Variationen des Drumpatterns eingebaut sind. Aus welchen Quellen stammen all diese Drumsounds und wie bringt ihr sie mit Effekten zusammen?

Sandrino: Frankey ist ständig auf der Suche nach neuen Samples, Drums oder Synths. Ich denke, gerade heutzutage ist es sehr wichtig, seinen eigenen Sound zu kreieren. Kleinigkeiten können schon einen enormen Unterschied machen.
Es ist so leicht und günstig wie nie an Software zu gelangen, um Musik zu schreiben, und es gibt sehr viele Leute die das auch gut beherrschen, allerdings in der Masse untergehen. Deshalb ist es in unserem Studio extrem wichtig, uns auf die kleinen Details zu fokussieren, um dem Song, an dem wir arbeiten, auch die notwendige und verdiente Achtsamkeit zu widmen. Ich denke das gibt ihm die Wertigkeit am Ende des Tages.

Frankey: Da ich generell sehr rhythmisch denke beim Produzieren von Musik und der Groove für mich immer eine primäre Bedeutung hat, versuche ich in diesem Bereich oft Vorarbeit zu leisten, um dann beim Entstehungsprozess der Drums/Grooves möglichst intuitiv und schnell arbeiten zu können. Das bedeutet einerseits das Erstellen eigener Drum-Samplebänke, aber noch wichtiger einen möglichst intuitiven Zugriffe auf diese Samples zu haben. Drumsounds einer Kategorie sind somit meist über meine Master-Tastatur verteilt, werden hier live eingespielt und sind vor allem so gelegt, dass wir jeden Drumsound unmittelbar mit analogen Drehknöpfen diverser Controller beeinflusst werden können. Das heißt zum Beispiel, dass das Einspielen, Tunen, Kürzen, usw. einer Hihat ohne das Anfassen der Computermaus geschieht.

Wie gelang es euch, eine solch hypnotisierende Harmonie zu kreieren und wie entstand der sehr prägnante Synthesizer-Sound der Melodie?

Sandrino: Frankey hatte diese Idee, einen Arpeggio zu bauen, der anders klingen sollte – so hatte ich es auch wahrgenommen, als ich ihn zum ersten Mal gehört habe. Wir hatten den Song schon fast zu Ende arrangiert, allerdings hatte ich das Gefühl, dass noch etwas Signifikantes fehlt. Wir hatten aber keine klare Idee im Kopf, was es genau sein sollte. Frankey ist dann kurz raus aus dem Studio, um seinen Sohn von der Schule abzuholen und ich habe etwas weiter in einer unserer Lieblingsmaschinen gesucht, der CS-80. Ich bin dann auf diesen Sound gestoßen und wusste direkt, das ist er – allerdings immer noch nicht, was dieser genau spielen sollte. Als Frankey zurück war, fand er mich komplett aufgedreht im Studio. Er setzte sich hin und ich bat ihn das Emotionalste einzuspielen was möglich ist (Ich bin fürs Drama verantwortlich). Dem Universum sei Dank, dass wir den ersten Take aufgenommen haben, denn das ist es, was in „Acamar“ zu hören ist.

Frankey: Die zugrundeliegenden Harmonien waren inspiriert von einem alten Bobby-McFerrin-Song, den ich sehr verehre, die Haupt-Arpeggiator-Linie entstand in Kleinarbeit und dem schon erwähnten Ansporn hier einfach anders oder komplexer sein zu wollen und wie Sandrino schon erwähnte, war die Melodie im Break einfach eine glückliche Momentaufnahme, wo Sound und Tonabfolge sich einfach genau passend in einem konkreten Moment der Inspiration ergänzt haben.

Was steht als nächstes ab bei euch? EP, Remix, Album?

Sandrino: Wir arbeiten gerade an einer neuen EP und einem Remix für unsere Freunde von Andhim. Außerdem planen wir gerade die nächste Platte von Lazaros auf unserem Label. Ein Album haben wir schon länger im Kopf, allerdings ist der Moment noch nicht da! Ein Album bedarf auch ganz viel Aufmerksamkeit, denke ich …

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