Tube & Berger – It began in Solingen

Um die Jahrtausendwende erschienen mit Arndt Rörig und Marko Vidovic zwei damalige Jungspunde auf der Bildfläche der elektronischen Musikszene, die mit ihrer ganz eigenen Interpretation treibender Techhousesounds für Aufmerksamkeit sorgten und sich alsbald ein ansehnliches Renommee erspielten. Heute gehören die zwei Solinger zum festen Stamm sämtlicher großen Festivals und bespielen in schöner Regelmäßigkeit nahezu jeden kredibilen Club des Landes. All die Jahre wurde viel gefeiert, immer wieder produziert, doch für ein Album fehlte stets die Zeit. Bis jetzt. Nach der Gründung des Labels Kittball Records und dem Charityprojekt „It Began In Africa“, das für viel positives Feedback seitens Fans und Kollegen sorgte, ist die Zeit nun endlich reif für den ersten Tube & Berger-Longplayer. „Introlution“ lautet sein Titel, erhältlich ist er ab dem 25. Juni, – natürlich auf Kittball Records – und er überzeugt durch seine musikalische Vielfalt, massig Groove und viel Herzblut gepaart mit überwältigender Tanzbarkeit. Ein organisches Ganzes dank Einbindung höchst persönlich eingespielter Instrumente, zu dem uns Arndt und Marko noch ein bisschen mehr erzählt haben.

Ihr seid schon seit vielen Jahren befreundet und macht schon beinahe genauso lange gemeinsam Musik. Man könnte euch wohl als eingespieltes Team bezeichnen. Was macht eure Partnerschaft dabei besonders aus?
Mit den Jahren haben wir gemerkt, dass wir wirklich sehr verschiedene Typen sind, was unserer Meinung nach sogar ein Vorteil sein kann. Wir haben gelernt, uns irgendwie zu ergänzen, und mittlerweile kennen wir unsere gegenseitigen Stärken und Schwächen. Das schließt aber nicht aus, dass wir uns auch mal wie ein altes Ehepaar anzicken oder über Nichtigkeiten stundenlang diskutieren können.

Los ging es seinerzeit als Mitglieder eine Punkrockband. Wie vollzog sich der Schritt zur elektronischen Musik?
“Schuld” an diesem Schritt sind eindeutig Acts wie die Chemical Brothers, Underworld, Westbam und allen voran Daft Punk. Besonders letztere haben aus unserer Sicht Mitte der 90er die Brücke zwischen Punk und elektronischer Musik geschlagen. Das Album „Homework“ hat damals alles revolutioniert, und wir waren beide restlos geflasht. Natürlich hat uns aber auch die Tatsache gefallen, dass man in Technoclubs viel länger rumlungern kann als auf Konzerten.

War es euch wichtig, dass die Tracks des Albums von euch selbst und anderen DJs spielbar sind? Oder nach welchen Kriterien seid ihr vorgegangen?

Natürlich war uns wichtig, dass wir die meisten Tracks im Club spielen können und dass sie dort auch funktionieren. Anhand der Feedbacks, die wir von DJs aus aller Welt kriegen, scheint uns das auch gelungen zu sein. Wir müssen zugeben, dass wir wirklich ein bisschen stolz sind auf „Introlution“. Unser Ziel war, ein Album für den Club, fürs Auto und auch für romantische Stunden zu zweit zu machen. Wir haben ein paar alte Synthesizer und Kompressoren benutzt, die Akustikgitarre in die Hand genommen und teilweise auch selbst Schlagzeug und Percussions gespielt. Wichtig war uns, dass wir dem Album einen organischen Touch verleihen und im Spaß fiel irgendwann der Begriff “Hippie Techno”. Also, liebe Hipster da draußen: Hippie Techno is the next big thing!

Was bedeutet „Introlution“ überhaupt?
Introlution ist, wie der schlaue Leser sicherlich bemerkt hat, ein kleines Wortspiel. Sagen wir mal so, wir “introducen” uns mit „Introlution“ selbst und ob “lution” nun für Revolution, Solution oder Evolution steht, wissen wir selbst nicht so genau. Auf jeden Fall steht es für uns persönlich für eine gute und kreative Zeit, die wir im Studio hatten. Wir haben uns eingeschlossen, E-Mails und Telefon ignoriert und einfach unser Ding gemacht. Als “Introlution” dann im Kasten war, mussten wir uns schrittweise wieder an Dinge wie gesunde Ernährung, regelmäßiges Schlafen und Körperpflege gewöhnen.

Es gibt diverse Kollaborationen. Zum einen habt ihr mit Thalstroem gearbeitet, zum anderen konnten ihr Robert Owens für eine Nummer gewinnen. Wie hat sich dies jeweils ergeben?

Den Thalstroem kennen wir ja von diversen Gigs, zusammen mit Aka Aka. Da war es naheliegend, ihn einfach mal zu fragen. Mit dem Ergebnis, dem Track “La Fogata”, sind wir mehr als zufrieden. Irgendwie klingt es ein bisschen nach einem Quentin Tarantino-Soundtrack. und wir waren mit dem Thali da total auf einer Welle. So arbeitet man gern. Vor der Zusammenarbeit mit Robert Owens hatten wir ehrlich gesagt ein wenig Bammel. Immerhin kann man ihn getrost als House Music-Legende bezeichnen, und irgendwie war uns klar, dass er eine große Diva sein muss. Herausgestellt hat sich, dass unsere Ängste völlig unbegründet waren. Marc Romboy hat netterweise den Kontakt hergestellt, und Robert war in jeder Hinsicht zuverlässig, freundlich und professionell. Da können sich einige Newcomer eine Scheibe von abschneiden.


Das Album erscheint auf eurem eigenen Label Kittball Records. Wäre auch ein anderes Label in Frage gekommen oder war euch von Beginn an klar, dass ihr selbst alle Entscheidungen in der Hand haben wollt?

Klar haben wir da überlegt. Wenn dir ein Majorlabel ordentlich Kohle reinsteckt, dann ist sicherlich vieles leichter. Wir sehen das ganze aber sportlich. Eine Frage der Ehre, sozusagen. Man entscheidet alles selbst und muss sich nicht von gierigen Managern sagen lassen, dass man wie Avicii klingen soll oder welche Klamotten man trägt.


Gibt es zum Albumrelease eine dem angepasste, spezielle Tour? Habt ihr euch etwas dafür einfallen lassen oder geht es in die Clubs und auf die Festivals wie eigentlich ja immer?

Es gibt eine „Introlution“-Album-Tour, die am 05.07. im schönen Kater Holzig in Berlin beginnt und sich bis in den Herbst hinein ziehen wird. Natürlich stehen zwischendurch aber auch “normale” Gigs an. Wir werden einfach immer wieder zahlreiche Tracks vom Album spielen, damit keiner was verpasst.


Euer Charity Projekt „It Began In Africa“ hat für viel Aufsehen gesorgt und konnte zahlreiche Künstler zum Mitmachen animieren. Wie wichtig findet ihr es überhaupt, als Person des öffentlichen Lebens seinen Bekanntheitsgrad auch für die gute Sache einzusetzen?

„It Began In Africa“ war so ziemlich das Coolste, was wir jemals ins Leben gerufen haben. Leider haben wir es immer noch nicht geschafft, mal runter zu fliegen und die Kids und Mitarbeiter des African Childrens Choir kennenzulernen. In der Regel setzt man als Person des öffentlichen Lebens seine Bekanntheit dazu ein, sich selbst zu bereichern und die Karriere voran zu treiben. Wir können hier, trotz Eurokrise, doch alle echt happy sein. Und wenn man in der Pyramide schon verhältnismäßig weit oben lebt, kann man ruhig mal etwas nach unten abgeben, anstatt sich pausenlos hoch zu bücken. Wir wissen noch nicht genau wann, aber es wird mit Sicherheit eine „It Began In Africa Vol. 3“ geben.

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