Westbam – Schmutz und Glanz auf der Straße der Götter

Westbam

Egal wen man fragt, wie das damals war, beim ersten Rave, bei der ersten Berührung mit diesem Rausch, der sich Techno nannte und wer damals die großen Protagonisten waren, ein Name fällt immer: Westbam. Egal ob diese Ereignisse fünf, zehn, 15, 20 oder gar 25 Jahre zurückliegen. Er hat Techno nicht erfunden, aber er war hier von Anfang an dabei, ohne ihn wäre Techno-Deutschland heute nicht das, was es ist. Schon bei meinem ersten Interview mit ihm, 1997, sprachen wir über alte Zeiten und über Veränderungen in einem schnelllebigen Universum. Spätestens alle fünf Jahre wechselt die Generation Techno, die einzigen Konstanten bleiben ein paar Club-Urgesteine, einige DJs der Gründerzeit. Und eben Musikjournalisten, die in Albenzyklen alte Bekannte besuchen. Zum 30-jährigen DJ-Jubiläum hat Maximilian Lenz sich und der Welt ein neues Album geschenkt, das wunderbar Vergangenheit mit Gegenwart verknüpft und das Zeug dazu hat, diverse Generationen von Liebhabern elektronischer Musik zu vereinen. „Götterstraße“ heißt es und schöpft deutlich aus dem Musikfundus eines Dritteljahrhunderts. Berühmte Gäste säumen die 13 neuen Songs, darunter Weltstars wie Iggy Pop, Kanye West und Lil Wayne. Zudem alte Helden wie Richard Butler (Psychedelic Furs), Bernard Sumner (New Order) und Hugh Cornwell (The Stranglers) sowie Stimmen aus dem Jetzt wie Brian Molko (Placebo), Inga Humpe (2raumwohnung) und Katt Rockell. Die Namensliste weist bereits ein weites Spektrum auf und gibt Hinweis auf die beiden Hauptgenres, die Westbam zu dem geprägt haben, was er heute ist. Da ist auf der einen Seite New Wave/Punk/Indie-Musik und auf der anderen Seite HipHop/R ’n’ B. Alles eingebunden in moderne Clubmusik, versteht sich.

Mitte März, im grauen, noch lange nicht enden wollenden Winter in Berlin: Der Blick aus dem Charlottenburger Studio von Westbam und seinem musikalischem Partner Klaus Jankuhn schweift über die Spree, die auf beiden Seiten in frostigem Weiß eingebettet ist. Westbam hat uns prächtigen Kaffee gemacht und wir plaudern eine Stunde über Labelpolitik, Generationswechsel und das schöne Gefühl, dass es immer noch eine Clubszene gibt, die aufregend und spannend ist.

„Götterstraße“ ist dein erstes Album seit „Do You Believe In The Westworld?“ von 2005. Warum lagen so viele Jahre dazwischen?

Westbam: Wir machen unheimlich viel, was nicht herauskommt. Zu den vielleicht sechshundert Songs, die wir veröffentlicht haben, gibt es locker noch mal zweitausend Stücke, die ein Schubladendasein fristen. Ich mache auch immer mal wieder Entdeckungen in unserem Backkatalog, erst Recht bei den unveröffentlichten Sachen. Neulich habe ich mir ein uraltes DAT-Tape auf CD gebrannt, um das mal aufzulegen. In den acht Jahren kam ja auch hier und da mal etwas von uns heraus, ein paar Remixe zum Beispiel. Oder das jährliche Titelstück zur Mayday.

Welchen Part hat Universal in deiner derzeitigen Arbeit?

Als wir den Deal mit denen gemacht haben, gab es erst zwei oder drei Nummern. Dass die den Glauben haben und dass sie so kalkulieren können, dass es sich einigermaßen rechnet, hat mich zugegebenermaßen hellauf begeistert. Ich weiß ja auch ein bisschen, was es heißt, eine Plattenfirma zu machen. Und ich beneide tatsächlich keinen, der heut zutage eine Plattenfirma macht.

Das letzte Album von dir erschien noch auf Low Spirit …

Genau. Das war eine der letzten Veröffentlichungen unseres Labels. Wenn ich mir jetzt das traurige Lied „It’s Not Easy“ anhöre, das vielleicht die letzte Platte war, die auf Low Spirit herausgekommen ist, dann hat mein damaliges Album etwas von einem Farewell-Charakter.

Ihr habt es doch immerhin noch geschafft, nicht pleite zu gehen …

Das stimmt.

Heißt das, dass ohne Universal dein jetziges Album nicht realisierbar gewesen wäre? Na ja, wir sind in der glücklichen Lage, dass sich hier unsere Produktionsstätte noch selber trägt. Wir haben einen sehr günstigen Mietvertrag, wir haben ein paar Untermieter hier und unser Backkatalog spielt dann doch noch jedes Jahr ein paar Euros zurück. Also ein Album produzieren hätten wir auch so können. Und die ganzen Gäste auf dem Album hätten wir auch mit Universal nicht machen können, wenn da nicht ein bisschen Idealismus von Seiten der Künstler vorhanden gewesen wäre. Aber natürlich wäre ein derart ambitioniertes Projekt ohne einem Geldgeber, der mal eben die eine oder andere Reise zu Produktionszwecken bezahlt, nicht denkbar gewesen.

Du hast auf deinem Album sehr viele Gastsänger verpflichten können und zelebrierst damit dein 30-jähriges Jubiläum als DJ. Hast du dir mit den Gästen auf „Götterstraße“ einen lange gehegten Wunsch erfüllen können?

Ich kann jetzt nicht sagen, dass ich über Jahrzehnte den Wunsch gehabt hätte, ein Album voller Vocals zu machen, aber das hat sich ergeben. Das ist tatsächlich während der letzten Jahre gewachsen, es war mir anfangs auch nicht ganz klar, wohin die Reise geht. Dann kamen die ersten Rückläufe, wo dann Bernard Sumner oder Iggy Pop drauf singen und man findet das toll und denkt sich, ob man das vielleicht noch weiterspinnen kann. So haben wir dann auch einige Ideen für Kooperationen aufgegriffen, die wir schon vor Jahren hatten. Zum Beispiel dieses wagnerartige Stück („Radio Siberia“), auf dem der Kanye jetzt rappt, das war eigentlich ein Demo, dass wir mal für eine Aufführung gemacht hatten und ich hatte mir immer ausgemalt, wie es wohl klänge, wenn da jetzt ein „larger-than-life“-MC ein paar Worte drauf sagt. Dass es nun wirklich gelungen ist, den Kanye da drauf zu machen, ist natürlich eine Idealbesetzung.

Wie bist du an deine prominenten Gäste gekommen? Ich nehme an, Leute wie Lil Wayne, Kanye West oder Brian Molko von Placebo machen so etwas nicht wegen eines Honorars?

Ein Honorar ist immer auch ein Grund, so was zu machen. Aber natürlich hast du Recht, wir hatten ein ganz ordentliches Gesamtbudget, aber das hätte unter normalen Umständen vermutlich nur für EIN reguläres Honorar gereicht. Aber ich will mich jetzt auch nicht hinstellen und sagen: „Weil ich so cool und ganz toll bin, freut sich die ganze Welt, bei mir einsteigen zu dürfen.“ Ich bin ja nicht David Guetta, der sagen kann: „Wenn du jetzt bei mir dabei bist, dann haste gleich ’ne weltweite Nummer 1.“ Damit kann ich nicht locken, insofern kann ich es nicht so genau sagen, warum das alles geklappt hat.

Wie hast du die Aufnahmen konkret gemacht? Wurden Fragmente hin- und hergeschickt oder hast du zumindest einige der Sänger persönlich getroffen?

Na, nur die „Kinder aus der Nachbarschaft“ wie Inga Humpe oder Becky Boo, die schon immer auf Loveparade-Liedern gesungen hat. Und Afrika Baby Bam, der gerade zufällig in Berlin war. Aber die anderen haben Musik geschickt bekommen und dann ihre Bearbeitung zurück gesandt.

Wie war das Feedback der Gäste als sie die fertigen Aufnahmen gehört haben?

Iggy war sehr offen, da konnte man dann auch viel am Mix verändern und er fand das cool. Der ist aber auch Punkrocker im Sinne von „gefällt mir, aber I don’t give a shit“. Was ich als Haltung sehr cool finde. Bei den Engländern, also bei Brian Molko, bei Hugh Cornwell und auch bei Bernard Sumner, habe ich gemerkt, dass die viel genauer hinhören. Wenn du da einen Mix verändert hast, haben sie sich gleich gemeldet und gesagt, dass sie es vorher besser fanden. Das war auch sehr spannend und inspirierend. Ganz oft sind wir so zu den ursprünglichen Skizzen zurückgekommen, die sich zwischenzeitlich durch langes Herumschrauben zu sehr verändert hatten.

Wer hat die Texte zu den einzelnen Songs geschrieben? Ihr oder die Sänger?

Einige hatten nachgefragt, und ich hatte dann so etwas Vages gesagt wie, dass es ein Album über das Nachtleben im weitesten Sinne ist. Mit einigen habe ich darüber aber gar nicht gesprochen und das kam automatisch. Also zum Beispiel Richard Butler, der eine Geschichte aus dem Nachtleben erzählt, ohne von uns einen Hinweis darauf zu bekommen. Textmäßig ist sozusagen der Zen-Punkt erreicht: Die Dinge fließen, man muss kaum noch eingreifen. Und die Kunst entsteht von ganz allein.

Was hat es mit dem Titel „Götterstraße“ auf sich?

Das war eigentlich ein Lesefehler des Fotografen, der das Cover gemacht hat. Und als wir das Wort „Götterstraße“ hörten, waren wir spontan davon angetan. Ich kann das jetzt nur im Nachhinein interpretieren, warum mir das gefallen hat. Da war sicher die Assoziation mit großen HipHop- und Rock ’n’ Roll-Göttern. Aber auch die Kombination von Straßenstaub und dem Göttlichen zu einem neuen Wort. Ich glaube, ein Titel ist auch immer gut, wenn er assoziativ ist, wenn er nicht so eindeutig ist. Götterstraße ist ein Ort im Nirgendwo, du weißt nicht genau, was es sagen soll, das schien mir passend.

Zur ersten Single gibt es bereits ein Video, es heißt, du würdest derzeit an einer Verfilmung der weiteren Titel arbeiten. Wird das dein erster Spielfilm und ist „Götterstraße“ eigentlich dein erster Soundtrack?

Genau! Das ist natürlich ein Irrsinn, heutzutage zu sagen, ich arbeite drei Jahre an einem Album und streng genommen mit Musik aus acht Jahren. Und dann verfilme ich noch jeden einzelnen Track. Selbst zu unseren größten Rave-Zeiten gab es vielleicht zu drei Liedern von einem Album ein Video. Für mich muss das aber auch keine Hollywood-Produktion sein, ich persönlich mag auch obskure Dinge und Filme, wo nicht viel passiert. Ich will auch anfangen, selber ein paar Filmchen zu drehen, wo ich kein Budget belaste. Das Video zu „You Need The Drugs“ hat allerdings auch die Latte wieder hoch gelegt, obwohl es nur aus Footage aus dem alten Westberlin besteht. Mich hat das sehr geflashed, die Musik ist viel mehr erklärt mit diesen Visuals dazu. Das wäre ein Traum von mir, dass man das noch mit dem ganzen Album umgesetzt kriegt.

Der Autor Wolfgang Müller, mit dem du 1981 beim „Festival Genialer Dilletanten“ in Berlin aufgetreten bist, hat gerade ein vielbeachtetes Buch über die Subkultur Westberlins der 80er-Jahre veröffentlicht. Dein Video zu „You Need The Drugs“ spielt genau da. Warum ist das gerade jetzt für viele Leute so interessant?

Das hab’ ich mich auch schon gefragt. Bei uns kam das durch Jörg Hoppe, den ich bestimmt zehn Jahre lang nicht mehr gesehen hatte. Er war mein aller erster Verleger, er hat unsere erste Platte „17“ 1985 auf Wall City Records veröffentlicht. Er arbeitet gerade an einem Film, der „B-Movie“ heißen soll. Irgendwie hatte er zwei Lieder von unserem neuen Album bekommen, nämlich „You Need The Drugs“ und „Iron Music“ und nach dem zweiten Hören hat er angerufen und gesagt, er fände sie ganz großartig und er möchte sie gern für seinen Film haben. Dann gab es die gute Idee, da etwas zusammen zu machen, für unsere Videos etwas Footage zu nutzen. Als das dann fertig war, also zumindest der erste Rohschnitt, dachte ich, wie geil ist das denn bitte? Das war ein glücklicher Zufall, Jörg hatte ja sogar Footage von mir aus den Achtzigern, wo ich im Metropol spiele. Bei meinem Album geht es ja nicht um die Achtziger, sondern um die ganze Zeit. Aber als ich 1979 oder 1980 als Teenie-Punk das erste Mal nach Berlin kam, hat mich das wahnsinnig inspiriert. Diese Zeit hat mich bis heute sehr geprägt.

Westbam

Als DJ bekommst du stets mit, wie Leute auf bestimmte Musik reagieren. Trifft der Sound des New Wave heute bei jungen Leuten wieder einen Nerv, ist dieser Sound gerade wieder aktuell?

Als ich das Video gesehen habe, dachte ich sofort, dass das auch junge Menschen heute ansprechen müsste. Ich glaube diese ganze Ästhetik ist etwas, das generell junge Leute, egal zu welcher Zeit cool finden können.

Deine Plattenfirma behauptet, „Götterstraße“ vereine die Generationen, die mit dir in den letzten 30 Jahren in Clubs zusammen gefeiert haben. Glaubst du, dass Menschen zwischen dem Teenageralter und solche, die inzwischen Mitte/Ende vierzig sind, gleichermaßen damit anfangen können?

Das ist ja ein Problem des DJ-Künstlers, denn wo tritt er in Erscheinung? Natürlich im Club. Und das Nachtleben ist ein Ort, wo du eben NICHT die Generationen vereinst. Was ich schade finde, aber Clubleben ist anstrengend und zeitaufwändig und wird deswegen von Menschen nicht lebenslänglich gemacht. Für die meisten Menschen ist das eher eine krasse Jugendphase. Es wäre aber natürlich schön, wenn meine Musik nicht nur denen etwas sagt, die im Moment gerade im Clubleben sind. Wenn dann ein paar der Namen auf dem Album dazu führen, dass die Älteren wenigstens mal reinhören, dann wäre ich sehr zufrieden.

Du arbeitest seit 30 Jahren mit deinem ehemaligen Klassenkameraden Klaus Jankuhn zusammen. Wie schafft man es, so lange zusammen kreativ arbeiten zu können, ohne sich auf die Nerven zu gehen? Seid ihr neben eurer gemeinsamen Arbeit eng befreundet oder muss man sich eure Beziehung wie ein altes Ehepaar vorstellen?

Bei alten Ehepaaren hofft man natürlich auch, dass die noch befreundet sind … Das passt charakterlich gut zusammen, wir ergänzen uns gut. Wir mögen uns in unserer Andersartigkeit. Wir fahren nicht zusammen in den Urlaub, aber es gibt eben sonst niemanden, mit dem ich seit 30 Jahren vier Tage die Woche miteinander verbringe. Für mich ist das absolut wertvoll, dass wir über so einen langen Zeitraum etwas entwickelt haben.

Eine Frage noch: Auf deiner Website, im amüsanten Westbam-ABC, findet sich an mancher Stelle Kritik am Berliner Berghain, für viele der beste Club der Welt. Du schreibst, das gesamte „beste“ Setting (also DJs, Anlage, Location, Tür, Gäste) des Berghains sei „trostlos“. Und nichts anderes als das Zentrum eines „billigeren Ibizas für den Easy Jet Set“. Kannst du das genauer erklären?

Ich habe nie im Berghain gespielt, nur im Vorläufer, dem Ostgut. Und dort auch nur einmal, Silvester 2000. Ich glaube, diesen Text in meinem ABC habe ich geschrieben, als das Berg hain gerade ganz unnahbar und für alle die Creme des Allertollsten war. Das ist jetzt auch schon wieder ein bisschen her. Bis zum E-Werk war ich ein integraler Teil des Berliner Nachtlebens. Beim Ost gut war das anders, ich kannte diese Leute nicht, ich hatte mit dieser Welt nichts zu tun. Das gilt nicht nur für mich, sondern auch für viele andere Leute aus der Gründerzeit. Das lag auch an der Politik vom Ostgut: „Das sind die Leute von früher, wollen wir nicht“. Das, wofür die stehen, ist sozusagen das Berlin von heute, das eben durch die Leute, die angeflogen kommen geprägt ist. Der Tourist aus Buenos Aires, der ist die Berliner Szene, was das Berghain angeht. Und das ist auch okay. Das ist auch eine Form vom neuen Berlin. Und wenn ich sage, dass ich auch immer diesen ganzen irren Wandel an Berlin gut fand, kann ich eben nicht jetzt sagen, ist doch scheiße. Aber für mich fühlt sich das an wie ein Museum dessen, was im Planet los war, oder im frühen Tresor. Und alles auf perfekt gemacht, einschließlich der Statisten für die Massenszenen, die durch noch besser aussehende Leute aus Tel Aviv und Paris dargestellt werden und die sogar nochein bisschen cooler sind als die Originalleute, die ’91 im Planet rumgehüpft sind. Ich empfinde das als eine Entfremdung. Tröstlich ist für mich: Wir waren neulich aus, auf einer Clubsafari durch Neukölln, wo uns eine Neuköllnerin durchs Nachtleben geführt hat, und ich war so hellauf begeistert und glücklich, dass es dieses tolle, obskure, vergessene Berlin noch gibt. Wo sich die Leute gar nicht darum kümmern, wer in der Welt sich für sie interessiert, sondern die einfach für sich schräg und komisch sind, wie ich es im Risiko oder im ersten Ufo erlebt habe. Ich hab’ mich wieder genauso gefühlt und gefreut, wie als ich 1988 im Ufo die Strickleiter runtergeklettert bin. Mit dem für mich beruhigen dem Nebeneffekt, dass, wenn es irgendwo toll ist, ich es auch noch toll finde.“ 

BIOGRAFIE
Geboren 1965 im westfälischen Münster, wandte Maximilian Lenz sich schon im Teenageralter aktiv der örtlichen Musikszene zu. Als Frank Xerox spielte er ab 1978 in verschiedenen Punkbands Bass, Schlagzeug und Synthesizer. 1981 hatte er mit seiner Band Kriegsschauplatz den ersten größeren Auftritt in Berlin. Erste Gehversuche als DJ Westfalia Bambaataa (als Hommage an den HipHop-Vorreiter Afrika Bambaataa) im Münsteraner Odeon folgten 1983. Im Jahr darauf zog er zu seinem Freund und Mentor William Röttger nach Westberlin, wo er bald im legendären Club Metropol hinter dem Turntables stand. 1985 erschien sein wegweisender Text „Was ist Record-Art?“, in dem er die Arbeitsweise eines DJs erläutert, der mit Schallplatten anstatt mit Musikinstrumenten neue Musik kreiert. Im selben Jahr produzierte er mit seinem Jugendfreund Klaus Jankuhn die erste eigene Maxi „17“. Aus der Erfahrung heraus, für die eigene Arbeit anfänglich zumeist Unverständnis zu ernten, gründete er mit William und Klaus das eigene Label Low Spirit (engl. für Niedergeschlagenheit). Schon 1987 sagte Westbam voraus, dass der Einfluss der DJs „auf die Musik immer größer wird, der DJ zum Komponisten wird“. Das Goethe Institut schickte ihn 1988 als deutschen Kulturbeitrag zu den Olympischen Spielen nach Seoul. Erfolgreiche Teilnahme an der DJ-Weltmeisterschaft, sowie erste Achtungserfolge (u.a. beim legendären „Summer Of Love“ in England) mit eigenen Veröffentlichungen („Monkey Say Monkey Do“) folgten. Low Spirit konzipierte das Techno-Event MAYDAY (deren jeweilige Hymne Max und Klaus stets komponierten), und Westbam legte Anfang der Neunziger bereits überall in der Welt auf. Er veröffentlichte unzählige Platten und ausformulierte Gedanken über Techno als Jugendkultur der Neunziger, die ihn zur zentralen Figur sowohl für Raver, als auch für Kritiker machten. Daran hat sich bis heute nichts geändert. / Hauke Schlichting

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