20.000 Meilen unter dem Meer – The Jules Verne Experience – U96 trifft die Nautilus

Claude-Oliver Rudolph (Photo by Anja Behrens)

Im Herbst 2020 erst haben Ingo Hauss und Hayo Lewerentz zusammen mit Wolfgang Flür, einem ehemaligen Mitglied von Kraftwerk, das Album „Transhuman“ veröffentlicht. Ein weiteres Album? Nein, es sollte etwas anderes sein. Eine Idee, die schon vor dem Album entstanden ist – ein Musical! Natürlich spielte die nautische Nähe von U96 zu Nautilus, dem U-Boot des geheimnisvollen Kapitäns Nemo aus dem Roman „20.000 Meilen unter dem Meer“, eine Rolle, aber beide sind auch große Science-Fiction-Fans und kamen schon in ihrer Kindheit mit dem Buch des französischen Kultautors Jules Verne in Berührung. Gut 150 Jahre nach der Veröffentlichung des Buches bringen U96 den Roman nun auf die Bühne – als aufwendiges Fantasy-Spektakel für die ganze Familie und mit Claude-Oliver Rudolph als Regisseur und in der Hauptrolle.

Dave Kaufmann, Germaine Heri, Fabian Harloff

Hallo, Ingo und Hayo, wie geht es euch? Was macht ihr gerade?

Ingo: Wir feilen zurzeit mit unseren Bühnen- und Lichtdesignern an den letzten Details für die Unterwasserwelten der Show.

Erinnert ihr euch noch an eure erste Begegnung mit Jules Verne bzw. einem seiner Werke in eurer Jugend?

Ingo: Ich habe einige Jules-Verne-Originalausgaben von meinem Opa geerbt, die mich schon als Kind fasziniert haben, vor allen Dingen die tollen Illustrationen.

Hayo: Ich habe „20.000 Meilen“ übrigens kurioserweise auch von meinem Opa, aber nicht geerbt, sondern geschenkt bekommen.

Wie entstand die Idee zu dem Musical und warum ausgerechnet „20.000 Meilen unter dem Meer“? Wird U96 jetzt in Nautilus umbenannt?

Hayo: Die entstand schon 2019. Wir haben uns damals mit der Idee beschäftigt, unsere Liveshows mit Theater zu verbinden und dann kam mit der Corona-Krise viel Zeit, die wir brauchten, um dieses Projekt zu verwirklichen. Wir hatten da gerade unser letztes Album „Transhuman“ mit Wolfgang Flür veröffentlicht, und die Vorstellung, gleich ein neues Album aufzunehmen, kam uns irgendwie unspannend vor. Der Sound von U96 bestand ja nie nur aus den bekannten Single-Hits, sondern auch aus Sound-Experimenten und Filmmusik-artigen Tracks. Wir sind ja große Fans von Science-Fiction und Abenteuerfilmen und wegen unserer nautischen Historie kam uns natürlich sofort „20.000 Meilen unter dem Meer“ in den Sinn. Wir haben dann spontan unseren Freund Claude-Oliver Rudolph angerufen und ihn gefragt:

„Wir haben ein Projekt – Jules Verne – 20.000 Meilen mit U96 und dir – alles unter Wasser – mit Licht, Laser, Visuals und Nebel – hast du Bock?“
Dann er: „Geil, sofort! Bin dabei.“ Was den Namen angeht: Wir bleiben bei U96 und freuen uns, dass die Nautilus unseren Weg gekreuzt hat. 😉

Wie habt ihr Claude-Oliver kennengelernt?

Hayo: Claude und ich kennen uns schon seit 2001. Wir haben damals zusammen ein Album konzipiert und veröffentlicht („The Kinski Files“), auf dem verschiedene deutsche Künstler neue Titel mit Original-Samples von Klaus Kinski aufgenommen haben – u.a. Schiller, Thomas D. von Fanta 4, U96 und viele weitere. Seitdem sind wir befreundet und wollten schon immer mal wieder etwas Neues zusammen machen.

Claude-Oliver Rudolph als Nemo (Photo by Svenja Lewerentz)

Was wird die Zuschauer erwarten, könnt ihr schon einen kleinen Einblick geben in die  audiovisuelle Welt des Musicals?

Ingo: Es gibt ein Feuerwerk an 4K-Visuals auf zwei 6 x 4 Meter großen Leinwänden, integriert in ein spektakuläres Bühnenbild, eine fantastische Lightshow, viele wunderbare Schauspieler*innen (Claude-Oliver Rudolph als Captain Nemo, Fabian Harloff als der junge Jules Verne, Steve Karier als Jules Verne, Dave Kaufmann als Ned Land, Katja Friedenberg und Germaine Heri als Marine u.v.a.) und viele tolle neue Songs von U96!

Wie fühlt es sich an, ein Musical zu produzieren? Ihr habt zwar schon unzählige Touren und Releases hinter euch, aber das ist sicherlich auch Neuland für euch?

Hayo: Ja, in der Tat! Wir sind eigentlich keine so großen Musicalfans, aber wir dachten, es wäre an der Zeit, mal etwas moderner an die Musical-Sache ranzugehen und die ausgetretenen Wege zu verlassen. Außerdem hatten wir mit Claude schon einige Ideen für „Theater meets Electronic Music“, und so ist das Ganze entstanden. Es fühlt sich auf jeden Fall toll an.

Wird der Soundtrack auch separat veröffentlicht?

Ingo: Ja, es wird dazu natürlich ein neues Album geben. Musikalisch überraschend, aber mit ganz viel U96 drin.

Und wie sieht es mit weiterer Musik aus, ist da schon etwas in Planung?

Hayo: Wir werden vorher noch ein paar neue U96-Tracks veröffentlichen, die eher clublastig sind und nicht auf dem Album sein werden.

Euer großer Hit „Das Boot“ ist mittlerweile 30 Jahre alt. Mit Events war und ist es ja derzeit schwierig, aber habt ihr das für euch denn ordentlich gefeiert? Und kann man da noch mit einem Jubiläums-Release rechnen?

Ingo: Wir feiern jetzt am Jahresanfang den 30. Jahrestag von „Das Boot“ und vorab haben wir schon eine Neuaufnahme des Tracks bei Armada Music veröffentlicht, da wir der Meinung waren, dass das Original jetzt etwas zeitgemäßer klingen müsste. Dazu kommen bald noch Remixe von einigen Top-Notch-Artists – das bleibt aber noch geheim. 😉

Hayo: Wir haben also alle unsere alten Synths wieder ausgepackt und den Track in der Originalversion als „Das Boot V2“ noch einmal neu aufgenommen. Zu hören ist er aber schon jetzt auf allen Streamingdiensten und natürlich nächstes Jahr auch bei unseren Liveshows.

KURZ & KNAPP

Mein erster Clubbesuch …

Hayo: 1980 in einem Hamburger Club namens „Sitrone“. Ich habe dort dann mehrere Jahre als DJ gearbeitet.

Ingo: Das war Anfang der 80er-Jahre im „SO36“, mittlerweile ein legendärer Club.

Mein erster Gig …

Hayo: 1982 mit unserer damaligen Band „Nonplusultra“ – wo, weiß ich gar nicht mehr …

Ingo: Mit unserer Wave-Band „Elementa Futurista“ in der Hamburger Markthalle.

Meine erste gekaufte Platte …

Hayo: Ich glaube, es war „Radioaktivität“ von Kraftwerk.

Ingo: „Ruby Tuesday“ von den Stones wegen der irren Flötensounds. War die B-Seite von „Let’s spend the Night together“.

Mein erster Musicalbesuch …

Hayo: „Cats“ in London.

Ingo: „Starlight Express“, ebenfalls in London.

Dieses Album höre ich zurzeit am liebsten …

Hayo: Camelphat – “Dark Matter”

Ingo: Flavien Berger – “Leviathan”

Tickets: www.reservix.de

 

Aus dem FAZEmag 119/01.21
Text: Tassilo Dicke
Fotos: Anja Behrens, Svenja Lewerentz
www.u96reboot.de