Sven Väths Cocoon feiert sein 25-jähriges Bestehen. Journalist Ralph Moore ist hierfür in die Geschichte des legendären Imprints eingetaucht und beschert uns einen immersiven Rückblick.
Dass Cocoon einen unangefochtenen Status in der elektronischen Musiklandschaft besitzt, steht außer Frage. Beheimatet auf Ibiza, ging das Label mit seinen berüchtigten Amnesia- und After-Partys in die Annalen ein und definierte eine elektronische Ära sowie eine ganze Generation von Partygängern auf dem gesamten Planeten. „Auf dem absoluten Höhepunkt des Erfolgs von Cocoon auf Ibiza war es wohl die beste Technoparty auf den Balearen, wenn nicht sogar auf der Welt. Manche würden sagen, dass dies nicht einmal zur Debatte stand, und das lag an der einzigartigen Vision von Sven und seinem Team, die Persönlichkeit und visuelle Kreativität in den Vordergrund stellten”, schreibt Moore, mit dem Sven Väth bereits im Rahmen des 20-jährigen Cocoon-Jubiläums ein umfassendes Interview geführt hatte.
Fünf Jahre später und 25 Jahre nach der erstmaligen Übernahme des Amnesia blickt Moore erneut auf die Rolle des Labels als weltverändernde Kraft der elektronischen Musik zurück. „Nach Jahren des superharten Techno haben Cocoon vorsichtig eine Balance zwischen Melodie, Perkussion, Kickdrum, Gesang und Seele gefunden”, so Moore. Er erinnert sich an legendäre Tage und Nächte: „Das war nichts für schwache Nerven. Das Cocoon im Amnesia öffnete um Mitternacht und gegen 7:30 Uhr, als die Party noch in vollem Gange war, wurden hinter den Kulissen Pläne für eine After-Party an einem geheimen Ort geschmiedet. Alles, was man brauchte, war das so wichtige Armband, jemanden (nüchtern) mit einem Auto für vier Personen und genug Ausdauer für weitere zwölf Stunden Tanz zu magischer Musik.“
Jener Ort, an dem die Coocon-Magie besonders zum Tragen kam, war die Open-Air-Terasse des Amnesia, beherrscht von Sven Väth und Ricardo Villalobos, die die „schönen Freaks und Geeks” auf der Tanzfläche mit ihren technoiden Melodien beschallten. Doch es waren nicht nur die männlichen Interpreten, die die Menschen auf dem Dancefloor zum Schwitzen brachten. „Schon bald wurde die unbändige Produzentin Cassy zum ersten weiblichen DJ-Resident ernannt, und alle, von Maya Jane Coles bis Ida Engberg, folgten ihr auf dem Fuße”, erinnert sich Moore.
Haben wir schon erwähnt, dass die After-Partys nichts für schwache Nerven waren? So auch im Jahr 2004, als sich rund 4.500 Menschen bei einer Sause auf Talamanca versammelten und die Polizei mahnte, die Straße könne einstürzen. Und das ist nur eine von zahlreichen Anekdoten, die uns Zeitzeugen aus dem Hut zaubern könnten.
Mittlerweile ist Cocoon zu einem Global Player mutiert, bespielt eine eigene Bühne auf dem Tomorrowland und tourt als Event- und Festivalbrand rund um den Globus. Parallel bietet uns das Musik-Label ein gigantisches über die Jahre angewachsenes Potpourri aus fantastischen Releases, dessen Speerspitze von der alljährlichen Cocoon-Compilation gebildet wird. 2023 feierte die V.A.-Reihe ihre 21. Ausgabe mit Beiträgen von Levon Vincent, DJ Tennis, Marco Faraone und vielen mehr.
Wir freuen uns auf 25 weitere Jahre und verabschieden uns mit einem Zitat vom Babba persönlich:
Auf meinem Weg als DJ habe ich immer versucht, nicht nur Musik zu machen, sondern eine Brücke zwischen mir und den Zuhörern zu bauen – eine Brücke aus Energie, Emotion und Herz. Jedes Set, jeder Beat, jeder Song war und wird immer eine Herzensangelegenheit sein. – Sven Väth