Ein Raver-Leben in Saus und Braus – deshalb überlebt ihr Jahr für Jahr die Festivalsaison

Waking Life Festival

„Bier macht dick und Schnaps macht krank. Ich bin ein Kiffer, Gott sei Dank“, eine Redewendung, an die sich mancher Raver fester hält, als an dem ein oder anderem Hygieneartikel. Das VICE Magazine befragte den Chemiker Guy Jones zum Thema „Wie unser Körper ein Festival aushält“, was uns Klarheit über unsere scheinbar imaginären Superkräfte verschaffen wird. Jeder von uns besitzt einen, er ist unser persönlicher Tempel, der besondere Pflege und Achtsamkeit benötigt. Daher ist ein gesunder Lifestyle durchaus ratsam – es sei denn, du bist glücklicher Besitzer von Lord Voldemorts Rezept für eine neue Hülle. Doch wenn ich mich an die letzten Festivals zurückerinnere, fällt mir auf: Während eines Festivals behandeln wir unseren Körper wie den letzten Dreck.

Um nichts zu verpassen oder genügend Energie für den nächsten Tag zu bekommen, pumpen wir uns mit allen möglichen, chemischen Drogen voll. Hinzu kommen noch Mengen an Alkohol, viel zu wenig Essen und das alles in Verbindung mit Schlafmangel und ständiger Bewegung. Hygiene zählt zu den unwichtigeren Dingen, wodurch die darauffolgende Grippe zum ungewollten Dauergast wird.

Dass wir scheiße zu unserem Body sind, ist jetzt klar. Doch woher haben wir die Energie, das Ganze zu überstehen? Klar, Drogen. Sonne, Musik und gute Laune sind da ebenfalls von Vorteil. Aber mal im Ernst, an manchen schlappen Tagen schaffe ich es kaum aus dem Bett, weil ich mal zwei, drei Stunden weniger Schlaf hatte als üblich. Doch auf Open-Air-Veranstaltungen bin ich plötzlich wie ausgewechselt, ich schaffe Dinge, die ich nicht für möglich gehalten hätte. Woran liegt das? Bin ich vielleicht Super Women? Leider nein.

Erleuchtung schafft mein folgendes Beispiel. Stell dir deinen Körper doch mal als Kaktus vor. Kakteen gehören zu der Gruppe der Sukkulenten, d. h. Pflanzen, die das Grundgewebe ihrer Sprossachse, auch Stamm genannt, in ein Wasserspeichersystem umgewandelt haben. Dieses arbeitet wie ein Schwamm, der es den Pflanzen erlaubt, Regenwasser aufzunehmen und festzuhalten. Zusätzlich haben Kakteen Dornen anstelle von Blättern. Diese dienen nicht nur zum Schutz vor Fraßfeinden, sondern verringern zusätzlich durch ihre minimale Oberfläche die Wasserverdunstung nach außen. Kakteen können aufgrund dessen in sehr trockenen Regionen der Erde, wie etwa Wüstengebieten, lange Zeit ohne Wasser überleben. Angewendet auf unseren Körper, lässt es sich leicht verstehen. Der menschliche Leib produziert das Stresshormon Kortisol und erkennt, dass ungewöhnliche Umstände vorliegen. Bei einem Festivalwochenende versucht er beispielsweise, seine Prozesse dementsprechend anzupassen. Ähnlich wie beim Kaktus, schalten wir unbewusst ein Reparatursystem ein, welches uns Extremsituationen überstehen lässt.

Um das jetzt am Beispiel Drogenkonsum zu verstehen, kannst du dir vorstellen, dass du am Wochenende mehr MDMA gefressen hast, als der größte Big Tasty-Kritiker seine geliebten Burger in sich reinstopft. Das Gehirn funktioniert ähnlich, wie dein Anti-Viren-Programm am Laptop. Es begibt sich in regelmäßigen Abständen auf die Suche nach Fehlern. MDMA greift die Neuronen an, mithilfe seiner Stoffwechselprodukte. Sobald es das verletzte Neuron aufgespürt hat, schickt es ein Signal an den Körper, welcher die Zelle repariert oder ersetzt. Das lange Wachbleiben ist aufgrund von Gewöhnung für einen längeren Zeitraum möglich. Sobald du dich wieder zu deinem normalen Alltag begibst, schaltet er wieder auf den Normalmodus um.

Das erklärt, wie wir Festivals überleben können. Eine Garantie ist es allerdings nicht. Daher geht achtsam mit eurem Konsum um und informiert euch über die verschiedenen Drogen. Jedes Jahr sterben unzählige Menschen an den Folgen ihrer Unwissenheit.

 

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