Springfestival 2023 – Interview mit Mollono.Bass

07.-11.06.2023 • diverse Locations, Graz (Österreich)
SPRINGFESTIVAL 2023 – Interview mit Mollono.Bass
Line-up: Mollono.Bass, Fritz Kalkbrenner, Worakls, Anna Ullrich, Ida Engberg, KiNK, Klangphonics, Samurai, Momentum u. v. m.
www.springfestival.at

Von Mecklenburg-Vorpommern nach Berlin. Wann und wieso bist du in die Hauptstadt gezogen?

Berlin? Das ist lange her… richtig lange! Ich habe von 1994 bis 1997 dort gewohnt. Meine Ausbildung zum Koch hat mich damals in die große Stadt verschlagen. Ich habe ein paar sehr schöne unvergessliche Erinnerungen an diese Zeit: Das E-Werk, der Tresor und die damals noch recht überschaubare Club-Landschaft haben mich stark geprägt. Nach ein paar Jahren bin ich wieder zurück nach Mecklenburg, wo ich aufgewachsen bin und bis heute glücklich und zufrieden lebe. Ein Teil von Berlin ist aber gewissermaßen mitgekommen, nämlich der Spaß an der elektronischen Musik. Wir haben angefangen, hier in Mecklenburg unsere eigenen Partys zu veranstalten. Letzten Februar haben wir das 25-jährige Jubiläum dieser Events gefeiert. Wahnsinn, wie schnell die Zeit doch vergeht! Apropos: Ich freue mich schon sehr auf unser alljährliches 3000Grad Festival, das am zweiten Augustwochenende stattfindet, mitten in der Natur. Das Schöne hier oben ist, dass Berlin mit all seinen Verlockungen nicht wirklich weit ist, nur etwa 100 Kilometer. Bis heute reise ich sehr gerne in die Großstadt. Ich spiele dort regelmäßig, und wir haben auch mehrmals im Jahr Showcases und eigene Partys in Berlin.

Im Oktober letzten Jahres kam mit „Together“ dein bereits drittes Album auf den Markt. Wie würdest du Leuten deinen Sound beschreiben, die deine Musik noch nie gehört haben?

Ich benutze in diesem Zusammenhang gerne die Formulierung „elektronische Tanzmusik mit verschiedensten Einflüssen aus der ganzen Welt der Musik“. Etwas spezifischer würde ich das House-Genre als starken Einfluss nennen, und ich lege sehr viel Wert auf organische Rundheit im Soundbild und ausgeprägte Melodien. Ich habe aktuell ein paar ganz verschiedene Projekte laufen, in denen ich meine teilweise sehr unterschiedlichen Ideen und Vorlieben ausleben kann. Von Weltmusik-angehauchtem Downtempo bis hin zu 130 BPM ist so ziemlich alles dabei. Der Weltraum-Techno, den ich zusammen mit Stephan Zovsky als Green Lake Project produziere, macht mir aktuell wirklich Spaß. Als Mollono.Bass bin ich aktuell mal wieder stark von klassischem House-Sound und perkussiven Elementen begeistert.

Der Titel „Together“ kommt nicht von ungefähr. Welches Konzept steckt dahinter und wen willst du mit dem Sound erreichen?

Grundsätzlich möchte ich mit meiner Musik keine politischen Botschaften ausdrücken, ich möchte Gefühle anstoßen. Aber in der Corona-Zeit, in der das Album zu großen Teilen entstanden ist, hatte ich immer stärker den Eindruck, dass die Menschen immer weiter auseinanderdriften, als Gesellschaft, und sogar als Szene. Die Toleranz und der Respekt blieben auf der Strecke, und natürlich auch das Zusammenkommen im ursprünglichen Sinne. Und da wollte ich mit dem Titel doch mal einen Impuls setzen: Kommt zusammen, feiert zusammen – denn nur gemeinsam können wir die Zukunft mit all ihren Herausforderungen angehen. Ich bin übrigens gerade total begeistert, dass die Vinyl-Version von „Together“ nach längerer Verspätung jetzt endlich produziert wurde und in die Plattenläden kommt!

Egal ob Güterbahnhof in Neubrandenburg oder ein Gig in Bern in der Schweiz – du bist national und international unterwegs. So auch im Juni, wenn du beim Springfestival performst. Wie kann man sich deine Live-Shows so vorstellen?

In den letzten Jahren habe ich auf dem Springfestival auch öfters live gespielt, aber das eigentliche Highlight dort ist für mich mein mittlerweile traditionelles Closing-DJ-Set. Ich lege am Ende des Festivals für mindestens drei bis vier Stunden auf, und es ist jedesmal großartig. Ich kann meine vielen musikalischen Vorlieben so richtig ausleben und dabei einen richtigen Stimmungsbogen spannen, eine richtige Geschichte erzählen. Nachmittags fange ich meist mit housigen, groovigen Vibes an, dann lasse ich es irgendwann mal so richtig krachen und zum Ende fahre ich das ganze auf einen emotionalen Schluss runter. Dieses Set erlaubt mir alles, was ich am Auflegen so sehr liebe. Meine Live-Sets sind vom Ding her etwas anderes, das ist eine Reise durch meine eigenen Produktionen, die ich dann mit vielen Loops, speziellen Edits und Live-Percussion performe.

Beim Springfestival gehörst du bereits zum Inventar. Wie oft hast du hier schon gespielt und was macht für dich den Reiz dieses Festivals aus?

Abgesehen von dem Closing-Set, von dem ich gerade erzählt habe, begeistert mich am Spring Festival, dass es an verschiedenen Locations stattfindet. Das Unterwegssein zwischen den verschiedenen Locations zu verschiedenen Tageszeiten ist etwas Besonderes. Zumal Graz eine wirklich wunderschöne Stadt ist! Ich bin meistens zwei oder drei Tage dort und genieße es wirklich sehr. Wie oft ich schon gespielt habe? Da müsste ich tatsächlich mal nachschauen, so oft war das schon. Sechs Jahre? Oder vielleicht schon acht?

2020 hast du im Rahmen des Springfestivals auf dem gut 3.000 Meter hohen Dachsteingletscher aufgelegt, dem letzten Gletscher und zugleich höchsten Berg der Steiermark. Wie war das für dich?

Das war aufregend! Sagen wir mal so: Höhe ist nicht unbedingt mein Lieblingselement. Von daher hatte ich ganz schönes Herzklopfen, als ich in dieser quasi schwebenden Kanzel da oben den ersten Track startete. Die Aussicht war umwerfend schön, und insgesamt war das ein wirklich intensives Erlebnis, das ich sicher nie vergessen werde.

Welche Pläne hast du noch für 2023?

Was Mollono.Bass angeht, kommt demnächst eine neue Remix-Collection, voraussichtlich noch im Sommer oder frühen Herbst. Ich spiele auf vielen Festivals, und mit meinen verschiedenen Projekten natürlich auch auf unserem geliebten 3000Grad Festival im August in der Feldberger Seenlandschaft. Die Vorbereitungen dafür laufen schon auf Hochtouren. Bis dahin stehen außerdem noch viele Showcases auf dem Programm, praktisch überall im Land.