Alan Braxe – Flashback in die 70er

Ich wurde 1971 geboren, deshalb denke ich, dass die 70er-Jahre die perfekte Dekade sind, um sie hierfür auszuwählen. Ich habe angenehme Erinnerungen an meine Kindheit in dieser Zeit, aber rückblickend habe ich auch das Gefühl, dass die Musik damals weltweit einfach fantastisch war – von Disco bis Rock, von Punk bis Hip-Hop. Es wurden so viele wichtige Platten in diesem Jahrzehnt veröffentlicht, es war eine Zeit voller Kreativität.

Dein Lieblingssong

The Who – See Me, Feel Me
Ich war zwar ein Kind in den 70ern, aber mein zehn Jahre älterer Bruder hörte viel und laut Musik in seinem Zimmer. Ich erinnere mich daran, dass ich dieses Lied durch die Wand, die unsere Zimmer getrennt hat, gehört habe und ich liebte es wirklich, denn es war stark und schon als Kind konnte ich das Gefühl von Freiheit und Entschlossenheit spüren.

Der schlimmste Song

Da gibt es keinen. Es ist immer schwierig, ein Werk zu kritisieren. Selbst wenn einige Tracks seltsam klingen, haben sie dennoch das Recht, zu existieren. ich denke, die Künstler haben ihr Bestes getan, um diesen Job zu erledigen und das ist immer etwas, was ich respektiere.

Dein Lieblings-Tool

Vor 18 Monaten habe ich beschlossen, mein musikalisches Set-up komplett umzustellen. Ich habe viel Equipment verkauft und die Entscheidung getroffen, einen Modularsynthesizer von Buchla zu kaufen. Ich habe eins der typischen Produkte von Buchla ausgewählt: den Music Easel, der 1972 auf den Markt kam. Dieses Instrument ist so großartig und macht mir jedes Mal viel Freude, wenn ich es benutze. Es ist erstaunlich, dass ein elektronisches Instrument, das ursprünglich in den frühen 70er-Jahren entwickelt wurde, fast 50 Jahre später immer noch vollkommen relevant ist, während es heute zahlreiche Konkurrenz in Form von DAWs gibt.

Dein Lieblingsoutfit

Das ist heutzutage sehr einfach, Jeans und Shirts. Ich kaufe die immer zusammen, manchmal auch direkt drei oder vier Stück in den gleichen Farben. Dadurch bin ich zwar immer gleich gekleidet, vergeude aber morgens keine Zeit und muss mich nicht fragen, was ich heute tragen soll. Dieser Hang zur Einfachheit ist wahrscheinlich eine Gegenreaktion auf die Art von Outfit, das ich als Kind der 70er-Jahre tragen musste: Schlaghose, ultraaggressive Farben, übergroße Kragen etc.

Deine größte Modesünde

Irgendwann habe ich mal Sportsocken in Lederschuhen getragen, was absolut geschmacklos ist, aber vielleicht eine Erinnerung an die Zeit ist, als ich als Kind Socken mit Sandalen tragen musste.

Dein Lieblingsfilm

„Die Durch die Hölle gehen“ aus dem Jahr 1978, von Michael Cimino und mit Robert de Niro, Meryl Streep sowie Christopher Walken. Der Vietnamkrieg im Hintergrund, aber auch das tägliche Leben in den USA in einer russischen Einwanderergemeinde in einer Industriestadt. Es geht um Freundschaft, Liebe, verpasste Chancen und den Kampf ums Leben, es ist ein sehr tiefgreifender Film und er bewegt mich jedes Mal, wenn ich ihn sehe.

Deine Lieblings-TV-Serie

Das war „Logan’s Run“*. Es gab zuerst einen Film mit dem Namen, dann folgte die gleichnamige TV-Serie. Ich war sieben Jahre alt, als ich sie mir angesehen habe und zu dieser Zeit habe ich das ganze Konzept der Geschichte hinter den Bildern nie wirklich verstanden, aber ich war ziemlich fasziniert von der Mischung aus New Age. und Psychedelic-Stimmung in der gesamten Serie. Zur gleichen Zeit gab es eine andere Serie mit dem Titel „Kampfstern Galactica“, die viel konventioneller war, aber die hat mich nie gereizt.

Deine persönliche Heldin:

Debbie Harry, zeitloses Talent und Ikone!

Schlimmste Jugend-/Kindheitssünde:

Zu viel zu träumen und im Übrigen nicht genug in der Schule zu arbeiten, was mich Jahr für Jahr zu einem sehr schlechten Schüler und Studenten machte. Aber zum Glück verliebte ich mich in die Musik und die ist jetzt seit 22 Jahren mein täglicher Job.

 

Im November hat Alan Braxe, der in den 90ern zusammen mit Thomas Bangalter (Daft Punk) und Benjamin Diamond unter dem Namen Stardust den Welthit „Music Sounds Better With You“ fabrizierte, nach sechs Jahren Pause die EP „The Ascent“ heraus und markierte damit auch den Relaunch seines Labels Vulture Music.

 

 

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Aus dem FAZEmag 095/01.2020

*Anm. d. Red.: Der Film kam unter dem Namen „Flucht ins 23. Jahrhundert“ auch in die deutschen Kinos, die Serie jedoch wurde bei uns nicht ausgestrahlt, aber in Frankreich.