Alexandre Chaves und Leo Schneider zum Start ihres neuen Labels Karuana

Tomy Luch alias Aliiwen (links) und Alexandre Chaves alias Day out of Time (rechts) – Sie stecken hinter „Monsters In The Dark“, dem ersten Album des Karuana-Labels.

Das frisch gegründete Nürnberg/Berlin-Label Karuana setzt auf ein sehr außergewöhnliches und spirituelles Konzept, das sich von der Masse absetzt. Mit „Monsters In The Dark“ von Aliiwen und Day Out Of Time feiert Karuana nun das Release des ersten Longplayers. Wir haben zwei der Label-Gründer, Leo Schneider und Alexandre Chaves, für euch interviewt.

Alexandre und Leo, erst einmal herzlichen Glückwunsch zum neuen Label. Ihr habt es auf den Namen „Karuana“ getauft. Auch nach längerer Recherche können wir uns keinen Reim darauf machen, was es eigentlich bedeutet. Erleuchtet uns.

Alexandre: Dankeschön! Und danke auch, dass ihr uns die Möglichkeit bietet, mit euch darüber zu reden.

Zu dem Namen: das Wort haben wir selbst erfunden und aus toten Sprachen zusammengestellt.
Felipe ist Sprachwissenschaftler und sagt immer „es gibt keine toten Sprachen“. Sie atmen in ihrem fossilen Zustand und befruchten andere Sprachen, was wiederum ziemlich gut zu dem Konzept von Karuana passt – eine kreative Reaktionskette.
Wir wollten einen Namen wählen der sowohl auf jeder Sprache relativ einfach auszusprechen ist, als auch eine tiefgründige Bedeutung mit sich trägt.

Aus diesen fünf Wörtern ist der Name Karuana entstanden:

Karo: im Pali des Theravada-Buddhismus bedeutet es „tun“, „handeln“, „erschaffen“ oder „durchführen“.

Karuná: auch im Pali: bedeutet „Mitgefühl“.

Uana: in der alten Indianersprache Tupi der amerikanischen Küste bedeutet es „Glühwürmchen“.

Karu: ebenfalls im Tupi: bedeutet „essen“.

Aruanda: im Kimbundu der Nation Angola: „der Wohnsitz der Gottheiten“.

 

Die Idee zu eurem Label entstand bereits vor sieben Jahren. Der Gedankenblitz kam, als ihr eine Geschichte über Synästhesie erzählt habt. Könnt ihr uns kurz erklären was das ist und wie es sich, gerade im Hinblick auf die musikalische Wahrnehmung, auswirkt?

Leo: Synästhesie ist, wenn Sinne sich vermischen. Zum Beispiel gibt es Menschen, wie Alexandre, die bestimmte Farben sehen, wenn sie ein Musikstück hören. Das ist eine Form der Synästhesie.
In unserem Konzept geht es aber auch noch um was anderes. Wir wollen keine klassischen EPs veröffentlichen, bei denen es nur um Musik geht, die einen Zweck erfüllen. Stattdessen geht es bei Karuana um eine Zusammenarbeit unterschiedlicher Künstler aus den verschiedensten Branchen. Gemeinsam wollen wir an einem Projekt arbeiten und versuchen, nicht nur durch den Hörsinn eine Geschichte zu erzählen, sondern auch Gefühle zu vermitteln. Da jeder Mensch und somit auch jeder Künstler die Musik anders interpretiert wird das, denken wir, immer zu einem sehr interessanten Ergebnis führen.
Zu unserem ersten Album hat Felipe beispielsweise ein Buch in Form einer Fabel geschrieben. Jedes Lied ist ein Kapitel. Ein anderer Künstler hat wiederum seine Interpretation in Form eines Artworks dargestellt. So soll jeder Release in etwa sein. Vielleicht gibt es bei der nächsten LP ein Musikvideo oder eine Skulptur und kein Buch. Jeder Release wird bei uns ein individuelles Markenzeichen bekommen, das perfekt auf das jeweilige Werk abgestimmt ist.

Sieben Jahre Planungszeit ist eine ganze Menge. Wie kommt es, dass ihr das Projekt erst jetzt in die Tat umgesetzt habt beziehungsweise umsetzen konntet?

Alexandre: Planungszeit ist vielleicht der falsche Ausdruck. Wir waren der Meinung, dass wir warten sollten, bis wir als Künstler an einem Punkt angekommen sind, an dem es leichter wird, das Projekt umzusetzen. Wir haben aber festgestellt, dass nicht der Tag der Umsetzung dieser Idee unser Ziel ist, sondern der Weg. Es kam hinzu, dass wir mit Leo und Viviane die perfekte Ergänzung zu unserem Team gefunden haben. Alles schien im richtigen Moment zu passieren und das hat uns motiviert diese Herausforderung gemeinsam in Kauf zu nehmen.

Es heißt, ihr seht Karuana nicht etwa als Abschluss eines langwierigen Prozesses (was ihr zuerst dachtet), sondern als Startpunkt für etwas Neues. Was habt ihr auf lange Sicht mit eurem Label geplant?

Alexandre: Wir wollen eine Community aufbauen, die wie ein lebender Organismus funktioniert  – so wie unser Maskottchen, die Glühwürmchen. Künstler sollen sich vernetzen und das Label soll organisch und auf eine kreative Art wachsen. Wenn alles so läuft, wie wir uns das vorstellen, dann können wir gar nicht so viel zur Zukunft des Labels sagen. Wir hoffen, dass wir Künstler anregen können, mit uns zusammen zu arbeiten. Gleichzeitig hoffen wir auf einen hohen Input unserer Community, sodass wir es am Ende nur noch publik machen müssen.
In anderen Worten: Wir hoffen, dass sich immer mehr Glühwürmchen auf der ganzen Welt vernetzen und sie (nicht wir) immer mehr Licht auf der Welt schaffen.

„Monsters In The Dark“. So heißt euer Debütalbum. Beim Lesen des Titels haben wir zunächst mit etwas Härterem gerechnet, waren beim Probehören dann jedoch äußerst positiv überrascht von den ruhigen und atmosphärischen Klängen. Wird man auch in Zukunft diese Art von Musik von euch erwarten können?

Leo: Ja und nein. Wir sind prinzipiell offen für gute Musik, egal in welche Richtung es geht. Einschränken wollen wir uns, was das Genre angeht, nicht.
Trotzdem suchen wir Künstler, die mit ihrer Musik versuchen, eine Geschichte zu erzählen und ein gewisses Gefühl rüberbringen wollen. Unsere Erwartungen heute sind, dass man das am allerbesten in Form von LPs und keinen EPs machen kann. Unsere Musik soll etwas Organisches wie Instrumente und Gesang besitzen und nicht nur mit Synthesizern und VSTs produziert werden. Mit solchen authentischen Aufnahmen kreiert man einen Hauch von Menschlichkeit und somit auch Emotionen.
Für uns ist das jedoch ein völlig neuer Prozess. Wer weiß, vielleicht irren wir uns ja auch in diesem Gedanken und werden von etwas Unerwartetem überrascht. Das wäre super!
Was wir hingegen nicht wollen, ist es mit Labels für cluborientierte Musik verglichen zu werden. Nichtsdestotrotz planen wir für jedes Album einen Remix-Release für den Dancefloor, da wir schließlich aus dieser Richtung kommen und sie  auch lieben. Der Remix-Release für „Monsters In The Dark“ soll ca. Im März 2020 erscheinen.

Vielen Dank für eure ausführlichen und interessanten Antworten. Wir wünschen euch einen erfolgreichen Start und alles Gute für die Zukunft!

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