Aparde – Konflikte & Lösungen

Erstmals in Erscheinung getreten ist Paul Camillo Schröder alias Aparde 2011 mit seinem Werk „Goldene Barrikaden“ sowie zahlreichen Live-Sets in und um Berlin herum. 2017 folgte mit „Glass“ sein Debüt-Album auf Ki Records, das auch international von Kritikern für gut empfunden wurde. Gelobt wurden sein avantgardistischer Stil sowie das hohe Maß an Sensibilität in seinem Sound. Seine Heimat Usedom an der Ostsee mag hierbei wohl eine besondere Rolle spielen – ebenfalls die neun Jahre dauernde Zeit an der Musikschule, wo er Schlagzeug, Klavier und Gitarre spielen lernte. Mittlerweile wohnt Schröder in Berlin, seine Diskografie weist Labels wie Stil vor Talent, Traum Schallplatten, Keller Record Label und Lenient Tales auf. Dieser Tage erscheint mit „Hands Rest“ sein zweiter Langspieler. Darin thematisiert Aparde mit straighten Club-Sounds sowie einer Mixtur aus Electronica und Pop die Berliner Clubszene sowie die inneren Konflikte seines Künstlerdaseins – sowohl in guten als auch in schlechten Zeiten.

Paul, Glückwunsch zu deinem Album „Hands Rest“. Wie ist die Lage?

Vielen Dank! Soweit ganz nett und auch ein bisschen anstrengend das Jahr bislang. Man merkt schon, dass gerade viele Dinge auf einmal passieren und man den einen oder anderen Kompromiss eingehen muss. Aber das ist ja auch gut. Es war ereignisreich.

Welche Idee steckt hinter dem Titel „Hands Rest“?

Eigentlich ist es vor allem eine Auswahl bzw. eine Zusammenfassung der Musik, die ich seit meinem letzten Album „Glass“ gemacht habe. Das Album teilt sich von der Stimmung her in zwei Hälften. Ich habe also fünf Tracks cluborientiert produziert, weil mir diese Sachen den meisten Spaß bringen, wenn ich live spiele. „Integrity“ ist dafür ein gutes Beispiel. Es konzentriert sich wieder mehr auf das Wesentliche. Die andere Hälfte ist eher treibender Electronica-Pop – so zum Beispiel „Simple Things“ oder „Tar“, die auch ein bisschen experimenteller sind. Der Track „Hands Rest“ war der Ausgangspunkt des Albums.

Es ist dein zweiter Longplayer. Wie hat sich dein Sound deiner Meinung nach seit „Glass“ aus dem Jahr 2017 verändert bzw. entwickelt?

Durch die stilistische Mischung der Tracks ist der Sound wohl irgendwie diverser geworden und mehr auf den Punkt gebracht. Eigentlich hat sich dadurch die Produktionsweise, die sich seit „Glass“ bewährt hat, nicht stark verändert: viel und lange Instrumente und Vocals als Audio oder Midi aufnehmen und dann arrangieren. Die interessanten Sachen passieren dann oft unerwartet.

Die Produktion dauerte rund ein Jahr – dabei hast du auch schwierige Zeiten durchlebt und sogar ans Aufhören gedacht. Erzähl uns mehr darüber.

Ich denke, Musik in der Form, wie ich sie mache, ist mittlerweile ein zu großer Bestandteil meines Lebens geworden, um jetzt damit aufzuhören. Motiviert haben mich natürlich auch Freunde und Familie und Leute, mit denen ich zusammenarbeite.

In einem früheren Interview sagtest du, dass Musik für dich schon immer eine Art Therapie war. Könnte man das Album also als eine Art Reise durch die komplizierten Seiten des Lebens bis hin zur Befreiung interpretieren?

Das könnte man natürlich und so was passiert ja immer unbewusst. Vielleicht ist es mehr eine Mischung aus Erfahrungen und Verarbeitung oder Kompensation. Das Album hat mich schon am Laufen gehalten die letzte Zeit.

Du benutzt in nahezu jedem Titel deine Stimme. Wie verlief der kreative Prozess des Schreibens bis hin zum Finalisieren im Studio?

Ich konnte den größten Teil der Vocals in einer intimen und vertrauten Umgebung aufnehmen. Sobald ich einen tonalen Ausgangspunkt habe, oftmals Synthesizer-Flächen, improvisiere ich mit der Stimme und bearbeite sie im Nachhinein oder auch nicht. Für „Hands Rest“ und „Simple Things“ wurden auch Texte geschrieben, die Tracks kann man dann so unter Electronica-Pop verbuchen, denke ich.

Was sind deine favorisierten Tools in Sachen Soft- und Hardware?

Fabfilter-Plugins benutze ich zum Beispiel nur noch zum Mischen von Instrumenten und Audio. Wenn ich live spiele, benutze ich sehr gerne den Livid Ds1 Midi Controller, von der Haptik und Handhabe ist der eigentlich nicht mit anderen Midi-Controllern vergleichbar. Beim Produzieren ist beispielsweise ein Dsi Prophet 08 immer dabei.

Was steht in den kommenden Wochen und Monaten auf deiner Agenda und welche Pläne hast du?

Erst mal die Album-Tour, dann unter anderem mein erstes Mal in Istanbul beim Electronica Festival und im Fabric als Opener. Darauf freue ich mich sehr. Am 7. Juni ist dann Record-Release-Show im Ritter Butzke.

Aus dem FAZEmag 088/06.2019
Text: Triple P
Foto: Christoph Spranger