Apollonia auf dem Caprices Festival – „Vorbereiten ist langweilig“

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Seit 2012 begleiten Apollonia als DJ-Trio und Label die elektronische Musikszene. Benannt nach einer Girlband aus den Achtzigern, konnten sich Dan Ghenacia, Olivier Ducreux (Shonky) und Dyed Soundorom sich jedoch selbst unter dem Namen verwirklichen und begeistern seit ihren Anfängen vor über 15 Jahren Fans auf der ganzen Welt. Letztes Jahr erschien ihr von allen Seiten gelobtes Album „Tour Á Tour“, danach folgte die dazugehörige Tournee der Franzosen. Mit langen Sets, die bis zu zehn Stunden gehen, stechen die drei aus der Masse an DJs heraus. Auf dem gleichnamigen Label konnten sie bereits zahlreiche prominente Künstler veröffentlichen, darunter David K, Premiesku, Kerri Chandler, Diego Krause, Jovonn und Lotus Seven. Wir haben mit Shonky über ihre Anfänge, die Auftritte und die Liebe zum Vinyl gesprochen.

Wie habt ihr als Apollonia angefangen? Wie habt ihr euch kennengelernt und wann habt ihr entschieden, zusammen zu spielen?

„Wir haben uns in 1999 kennengelernt, weil Dan als Resident für Kwality im Batofar aufgelegt hat. Dyed and ich waren seine größten Fans, ich habe Dyed einige Jahre zuvor getroffen, weil er in einem Club arbeitete, in den ich oft ging. Wir lernten also Dan kennen und er fragte uns, ob wir mit ihm zusammen spielen möchten, es endete so, dass wir einige Partys und Afterhours zusammen machten. Er hat uns stark getrieben, in einer guten Art. Er musste sein Label Freak N Chic schließen, da war es logisch, dass wir zusammen etwas unternehmen werden. Inoffiziell sind wir schon seit einer ganzen Weile Apollonia, aber offiziell haben wir uns erst 2012 dazu entschlossen, unter einem gemeinsamen Namen aufzutreten“

Seit dem Release eures Albums „Tour Á Tour“ letzten Jahres seid ihr auf Tour gewesen. Was waren deine prägendsten Momente und Highlights?

„Wir hatten viele gute Momente auf der Tour, weil sie in verschiedene Abschnitte untergliedert war. Im Oktober hatten wir zwölf Auftritte in den USA. Party Monster in New York, was ein spontanes Booking war, hat uns wirklich beeindruckt. Es war eine edle Kostümparty, da es Halloween war, eine sehr schöne Atmosphäre. Wir haben außerdem eine Party auf einem Boot in San Francisco gemacht und Chicago gesehen – das ganze Wochenende war sehr bemerkenswert. Zudem hatten wir ein zehnstündiges Set im Space in Miami, das war unglaublich. Danach ging es durch Europa. Im Januar hatten wir den letzten Abschnitt, in dem wir auf dem BPM Festival waren. Schlussendlich haben wir mit Brasilien, Chile und dem Rest von Südamerika neue Länder gesehen.“

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(Shonky)

Wie bereitet ihr euch auf einen Auftritt vor? Ist es schwieriger, zu dritt zu spielen als alleine aufzulegen?

„Wir bereiten uns gar nicht vor, es wäre langweilig, wenn wir das tun würden. Wir kaufen viel Vinyl und sammeln viel Musik, das ist eine Form der Vorbereitung, aber wir planen normalerweise keine Sets. Wir kennen uns nun schon seit vielen Jahren, zusammen spielen ist ein natürlicher Prozess. Rumsitzen und Sets vom Anfang bis zum Ende planen ist unnötig, es kommt alles von allein.“

Glaubst du, dass ihr eine spezielle Beziehung zu Vinyl habt?

„Natürlich lieben wir es, Schallplatten zu spielen, wir sind nun seit über 15 Jahren regelmäßig am Platten kaufen. Was wir an Vinyl mögen, ist, dass es einfacher ist, gute Musik zu finden, weil man sich ein bisschen mehr anstrengen muss, um Musik in einer physischen Form zu veröffentlichen. Daher geben sich Menschen ein bisschen mehr Mühe, wenn sie Musik für Vinylrelease produzieren, das gibt dem Ganzen eine Art Qualitätskontrolle. Zudem ist es so viel einfacher, seine Musik zu finden, wenn man sich durch einen Stapel Platten wühlt, als wenn man sein iTunes durchsuchen muss. Man wechselt vielleicht den Computer oder deine Festplatte geht kaputt und hat einige Stücke verloren… mit Vinyl ist es unwahrscheinlicher, dass das passiert. Manchmal gehst du durch deine Plattensammlung, findest einen Klassiker, legst ihn auf und denkst dir: ‚Ah, wow! Ich hab den Track vollkommen vergessen!‘ Daher ist es auch ein schöner Weg, alte Sachen wieder zu entdecken. Eine andere Sache ist, dass Dyed und ich in Berlin leben und Dan ist in Paris – zwischen uns haben wir einige wirklich brilliante Plattenläden, Dan hat Synchrophone und hier in Berlin haben wir Hard Wax und einige andere. Es ist großartig!“

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Was ist so speziell daran, lange Sets zu spielen?

„Lange Sets ermöglichen es dir, eine größere Story zu erzählen, das klingt abgedroschen, ist aber ein Fakt. Du kannst in viele verschiedene Richtungen gehen mit einem langen Set, es ist mehr Zeit sich selbst auszudrücken und – da wir so verschieden sind – es schafft dir die Gelegenheit, eine ausgereiftere Geschichte mit Musik zu erzählen. Wir lieben auch zweistündige Sets, aber mit fünf, sechs oder zehn Stunden… du kannst da verdammt viel machen!“

Bald fängt die Festivalsaison an. Habt ihr schon einige Festivals, auf die ihr euch besonders freut?

„Wir sind schon sehr gespannt darauf, diesen Sommer mehr und mehr Festivals zu spielen. Wir sind in Monegros zum ersten Mal, das freut uns sehr. Es ist immer gut, auf einem Outdoor-Festival zu spielen und wir waren auf dem Future Music Festival in Australien während unserer Tour. Es ist ein schönes Gefühl, Sommer, die Leute sind glücklich, du triffst dich mit Freunden aus der Szene. Wir sind außerdem auf dem Awakenings, wir kehren zum Sonus und Hideout in Kroatien zurück. Und natürlich sind wir auch auf dem Caprices zum ersten Mal. Wir haben schon viel über das Festival gehört, besonders die Location, direkt mit den Bergen im Hintergrund scheint es eine klasse Stimmung zu erzeugen. Wir sind natürlich geehrt, dass wir dort spielen dürfen, zusammen mit Sven Väth. Außerdem reizt uns die Musikszene in der Schweiz.“

Was steht auf eurer Tour noch an? Was habt ihr für dieses Jahr noch geplant?

„Wir sind mit unserer Tour bereits fertig, aber sind nun direkt wieder unterwegs, durch die USA und Kanada. Zwischen Ibiza, den Festivals, Soloauftritten und Apollonia-Gigs geht noch einiges, zu dem wir derzeit aber noch nichts sagen können.  Aber ich persönlich werde eine Balance zwischen all den Shows und den Touren und mir persönlich halten. Es ist wirklich wichtig – und ich glaube Dan und Dyed würden mir da zustimmen – sich bei solch einem Terminplan fit und gesund zu halten, das ganze Jahr über.“

Auf dem Caprices Festival habt ihr die Möglichkeit, das Phänomen Apollonia live zu erleben. Weitere Infos dafür findet ihr auf:
www.caprices.ch
www.facebook.com/ApolloniaMusic
Fotocredit: Kevin Lake