Arbeiten als Duo – Kittin & The Hacker

Credit: Astrid Raes

Ein berühmt-berüchtigtes Duo kehrt nach 13 Jahren Pause mit seinem dritten gemeinsamen Album zurück: Caroline Hervé alias Kittin und Michel Amato, besser bekannt als The Hacker. „The Third Album“ wird nahtlos an die beiden Vorgänger-LPs anknüpfen und uns einen saftigen Electro-Sound servieren, geschmückt mit Kittins unverkennbarem Gesangsstil und The Hackers knackigen Synthie-Sounds. Für die neueste Ausgabe von „Arbeiten als Duo“ haben wir uns die beiden geschnappt.

13 Jahre sind seit „Two“, eurem letzten gemeinsamen Album, vergangen. Wie kam es nun zur großen Wiedervereinigung?

Hacker: Es war nicht wirklich eine Wiedervereinigung, denn wir sind immer in Kontakt. Anfang 2019 kam uns allerdings die Idee zu einem neuen Album und wir dachten: „Wie wäre es, etwas Neues zu machen?“. Wir hatten das Gefühl, dass es der richtige Zeitpunkt war.

Kittin: Wir müssen uns gegenseitig vermissen, um wieder zusammenzukommen. Das war nach vielen Jahren, in denen der Fokus auf unsere jeweiligen Solo-Pojekte gerichtet war, der Fall.

Wie sieht ein klassischer Studiotag bei euch aus? Habt ihr eine Routine?

Hacker: Eine wirkliche Routine habe ich nicht. Ich gehe ins Studio, wenn es mir passt und ich neue Ideen habe. Oftmals arbeite ich aber auch einfach vom Laptop aus.

Kittin: Auch ich gehe nur ins Studio, wenn ich handfeste Inspirationen habe. Bei der Zusammenarbeit mit Michel warte ich meist auf seine Tracks und nehme sie dann so schnell wie möglich auf, um einen ersten Input zu bekommen. Wenn wir physisch gemeinsam im Studio sind, ist alles zwanglos. Wir hören uns seine Skizzen an, diskutieren und trinken Kaffee.

Gibt es eine Rollenverteilung im Studio? Wer macht was?

Hacker: Um es einfach auszudrücken: Ich mache die Musik und Caroline singt, schreibt die Lyrics und findet die besten Melodien für ihre Vocals.

Kittin: Dazu muss man sagen, dass wir unsere jeweiligen Parts immer in unserem eigenen Studio fertigstellen. Er hat seine Maschinen und ich habe meine Aufnahmegeräte. Ich brauche Zeit, um Korrekturen vorzunehmen und die passenden Texturen, EQs und Effekte zu finden.

Welche großen Vorteile hat das Arbeiten als Duo aus eurer Sicht?

Hacker: Den Austausch der Ideen, sodass der kreative Prozess niemals zum Erliegen kommt.

Kittin: In erster Linie den Spaß. Wir kennen uns mittlerweile so gut, dass die Zusammenarbeit wunderbar floriert und wir uns prima ergänzen.

Aber es können sicherlich auch mal Unstimmigkeiten auftreten, oder? Wie bewältigt ihr diese?

Kittin: Durch Kommunikation. Wir ticken sehr unterschiedlich, weshalb es gerade deshalb wichtig ist, eine intakte zwischenmenschliche Beziehung zu haben. Wir haben Glück, dass wir uns all die Jahre so gut verstanden haben. Die Freundschaft ist wichtiger als der Job.

Habt ihr für „The Third Album“ einen fundamental anderen Ansatz gewählt im Vergleich zu euren vorherigen LPs?

Hacker: Ich denke, die neue LP ist direkter und roher als die zweite. Sie ähnelt eher unserem ersten Album.

Kittin: Wir haben diesmal bewusst im Vorfeld miteinander kommuniziert und geklärt, wie das Album klingen soll. Früher sind wir eher spontaner und intuitiver an die Sache herangegangen. Ich denke, unsere Erfahrung und unsere langen Karrieren haben uns dazu gebracht zu hinterfragen, welche Art von Künstler*in wir sind und was uns einzigartig macht. Darauf konnten wir uns nun konzentrieren, natürlich mit neuer Kreativität und ohne repetitiv zu klingen.

Vorab habt ihr bereits die Single „Ostbahnhof“ releast. Eine Hommage an das legendäre Berghain und das ehemalige Ostgut. Was assoziiert ihr mit dieser ikonischen Berliner Club-Institution?

Hacker: Da gibt es zahlreiche Anekdoten und tolle Erinnerungen. Wir haben da wirklich häufig gespielt, allerdings kennt ihr die Regel: Alles, was dort passiert, bleibt auch dort. Sorry!

Kittin: Als Michel mir die erste Loop-Idee in seinem Studio vorspielte, sah ich uns sofort in der Panorama Bar an einem Sonntag. Ich denke, das sagt schon einiges aus. Es ist ein Mekka für die Freiheit des Seins, des Ausdrucks und deshalb ist das, was dort passiert, immer sehr persönlich und intensiv. Berlin ist außerdem ein Teil unseres Lebens, ich habe dort von 2001 bis 2006 gelebt, ich habe dort immer noch mein Label und einen Teil meines Teams.

Können wir in Zukunft wieder häufiger gemeinsame Kollaborationen von euch erwarten oder müssen sich Fans wieder auf eine Trockenperiode einstellen?

Hacker: Haha! Wir werden sehen, kein Plan ist der Plan!

Kittin: Das, was Michel sagt …

„The Third Album“ ist am 25. März auf Nobody’s Bizznezz erschienen.

 

 

Aus dem FAZEmag 122/04.2022
Text: Milan Trame
Credit: Astrid Raes
www.soundcloud.com/the-hacker
www.soundcloud.com/misskittin