Arbeiten als Trio – Elektro Guzzi

Credit: Klaus Pichler

Aus zwei mach drei! Für die aktuelle Ausgabe haben wir unser “Arbeiten als Duo”-Format ein wenig abgeändert und es in eine “Arbeiten als Trio”-Edition verwandelt. Im Rampenlicht steht diesmal die österreichische Gruppierung Elektro Guzzi, die am 8. Juni ihr neues Album “Trip” veröffentlicht hat. Das Dreiergespann, bestehend aus Jakob Schneidewind, Bernhard Breuer und Bernhard Hammer, setzt auf einen treibenden Techno-Sound in Kombination mit Live-Instrumenten wie Gitarre, Bass und Drums. Wir haben mit Jakob Schneidewind (JS) und Bernhard Hammer (BH) gesprochen.

Wie habt ihr euch kennengelernt? Weche war die Geburtsstunde von Elektro Guzzi?

JS: Berni (Bernhard Hammer) und ich haben uns an der Uni kennengelernt und schnell realisiert, dass wir beide auf improvisierte, experimentelle Musik und Techno stehen. Wir wollten diese zwei Welten miteinander verbinden und haben dann gemeinsam mit einem anderen Schlagzeuger erste Aufnahmen gemacht. So richtig Gestalt angenommen hat unser Projekt aber erst, als Bernhard Breuer dazustieß. Mit Patrick Pulsinger haben wir dann unser erstes Album produziert.

BH: Ursprünglich bildete Jakob ein Duo mit Lukas Leitner, dem ersten Schlagzeuger von Elektro Guzzi. Die beiden haben Drum & Bass oder so etwas Ähnliches gespielt, ich hatte von elektronischer Musik keine Ahnung. Irgendwann haben die beiden mich dann zu einer Probe eingeladen – der Beginn von Elektro Guzzi.

Wie sieht ein klassischer Studioalltag bei euch aus?

JS: Da wir mittlerweile nicht mehr in derselben Stadt wohnen, hat sich der Alltag ziemlich gewandelt. Mittlerweile machen wir meist Sessions von zwei bis vier Tagen am Stück, an denen wir dann sehr intensiv arbeiten können und direkt Aufnahmen machen. Während wir früher jeden Schritt der Produktion gemeinsam gemacht haben, teilen wir die Aufgaben nun vermehrt untereinander auf.

BH: Es gab eine Zeit, so etwa von 2010 bis 2017, da haben wir so gut wie jeden Tag geprobt. Für unsere Entwicklung war das eine extrem wichtige Phase – Durch das ständige Üben konnten wir uns perfekt einspielen. Wir haben uns über die Jahre Studio- und Mischtechniken angeeignet und müssen deshalb bei Mischungen von Tracks nicht mehr gemeinsam im Studio sitzen, jeder arbeitet an gewissen Tracks und wir geben uns dann gegenseitig Feedback. Wenn wir uns zum Proben treffen, wird konkret an einem neuen Liveset oder einem neuen Release gearbeitet.

Gibt es eine spezielle Rollenverteilung im Studio?

JS: Abgesehen davon, dass jeder für den Sound von seinem Instrument zuständig ist (Bernhard B.: Drums, Bernhard H.: Gitarre und Jakob: Bass) macht jeder alles. Beim Aufnehmen und Mischen wechseln wir uns hingegen ab – meist startet einer von uns mit einem Vorschlag und dann geben die anderen ihren Senf dazu.

BH: Künstlerisch/musikalisch sind die Rollen komplett gleichwertig und wer eine Idee hat, kann sie auch immer sofort ausprobieren. Diesbezüglich haben wir großes Vertrauen und es ist eigentlich noch nie der Fall gewesen, dass grundlegende Meinungsverschiedenheiten aufkamen.

Welche Vorteile bringt das Arbeiten als Trio mit sich?

JS: Ich denke, der größte Vorteil liegt in der Interaktion beim Zusammenspielen, egal ob live oder im Studio. Außerdem lässt das Trio einerseits genug Platz für jeden Einzelnen und kann andererseits doch schon sehr vielschichtig arbeiten.

BH: Zudem lassen sich Entscheidungen meiner Erfahrung nach als Trio viel leichter treffen als zum Beispiel in einem Duo oder Quartett. Wenn es zwei gegen einen steht, weiß man zumindest schon mal, in welche Richtung es geht.

Wie handhabt ihr Situationen, in denen ihr nicht auf einen gemeinsamen Nenner kommt?

JS: Bei musikalischen Entscheidungen passiert das zum Glück sehr selten. Wenn es doch mal ein Stück oder einen Part gibt, mit dem einer von Dreien nicht kann, dann lassen wir es bleiben. Wir wollen keine Musik veröffentlichen, hinter der nicht die gesamte Band steht.

Gibt es ein gemeinsames “Ritual”, das ihr vor den Gigs oder im Studio zelebriert?

JS: Einen Shot Vodka vor dem Gig oder der Aufnahme.

Die schönste Erfahrung, die ihr gemeinsam erlebt habt?

JS: Für mich eigentlich jedes Mal, wenn wir spielen und es dabei schaffen, wirklich tief in einen Trance-artigen Zustand einzutauchen – zum Glück passiert das immer öfter.

JH: Finde ich auch. Was auch sehr schön ist, ist, wenn eine Produktion oder ein Album fertig ist und ich merke, dass wir alle drei stolz auf unsere Arbeit und zufrieden sind.

 

“Trip” von Elektro Guzzi ist am 8. Juni auf Palazzo Recordings erschienen.

 

Aus dem FAZEmag 113/07.21
Text: Milan Trame
Credit: Klaus Pichler
www.elektroguzzi.net