Artefakt – Arbeiten als Duo

Nick Lapien und Robin Koek alias Artefakt präsentieren ihr zweites Album auf Delsin Records: “Days Bygone”. Das Duo steht für einen unverkennbar deepen, melodiösen und atmosphärischen Techno-Sound, der uns in orbitale Klangwelten, fernab des üblichen Gedöns auf den Dancefloors der Welt, begleitet. Mal düster, mal euphorisch und immer emotional. Wir haben mit Artefakt über ihre gemeinsame Studioaktivität gesprochen.

Wie startet ein klassischer Tag im Studio?

Robin: Üblicherweise starten wir mit einem Cappuccino und Croissants aus einer lokalen Bäckerei. Danach planen und strukturieren wir unser Vorhaben und besprechen diverse relevante Angelegenheiten. Anschließend geht es ans Eingemachte: Wir entwickeln unsere musikalischen Projekte weiter und kreieren neues Material. Um für Abwechslung zu sorgen, arbeiten wir oft abwechselnd an verschiedenen Tracks.

Gibt es eine spezielle Rollenverteilung im Studio?

Nick: Früher haben wir die Aufgaben tatsächlich häufiger verteilt. Ich habe mich dann um die grundlegenden Arrangements und die Entwicklung der Track-Strukturen gekümmert, während Robin die finalen Mixdowns übernommen und sich mit Sounddesign-Techniken beschäftigt hat. Über die Jahre hat sich unsere Routine jedoch verändert, sodass es keine klare Aufgabenverteilung mehr gibt.

Was sind die Vorteile, zu zweit zu arbeiten?

Robin: Zuallererst: Es macht einfach mehr Spaß! Gemeinsam etwas zu produzieren, einen symbiotischen Workflow zu erreichen und diese energetischen Momente mit der Welt zu teilen, ist einfach großartig. Ein weiterer Vorteil ist, dass man schnell die Perspektive wechseln und somit immer wieder für frisches Gedankengut sorgen kann.

Nick: Allein kann man schnell mal in einen lähmenden Zustand kommen, in dem alles ins Stocken gerät. Darüber hinaus profitieren wir natürlich auch von unserem gegenseitigen Wissen, das wir uns auf vielen Ebenen angeeignet haben. Wir versuchen immer, neue Techniken zu erforschen und uns sowohl mit Vintage-Hardware als auch mit moderner Software vertraut zu machen.

Und die Nachteile?

Robin: Zwei Köpfe, ein Sweetspot! Es kann schwierig sein, eine ideale Hörumgebung für beide gleichzeitig zu schaffen, obwohl das während des Mischens am wichtigsten ist.

Nick: Auch die Planung im Allgemeinen kann manchmal komplex sein, da wir neben Artefakt noch bei weiteren Projekten aktiv sind und man sich zeitlich nicht immer perfekt abstimmen kann.

Wie oft seid ihr zusammen im Studio?

Robin: Etwa einmal wöchentlich.

Hat sich eure Studioaktivität während der Corona-Zeit verändert? Falls ja, inwiefern?

Nick: Wir haben die Zeit des weltweiten Stillstands genutzt, um uns beispielsweise intensiver mit Tools und Geräten auseinanderzusetzen. Wir haben viel experimentiert – sowohl mit dem vorhandenen Equipment als auch mit neuartigen Dingen.

Gibt es ein gemeinsames Ritual, das ihr vor den Gigs oder im Studio zelebriert?

Robin: Man könnte das als Kalibrierungsritual bezeichnen: Überprüfung des Signalflusses, Abstimmung der Oszillatoren, Prüfen der Delays und Clocks. Im Grunde versuchen wir, eine aufführungsreife Situation zu schaffen, in der wir intuitiv kombinieren und neues Soundmaterial erzeugen.

Welche Angewohnheit des anderen – wenn ihr gemeinsam im Studio seid – kann sich schon einmal suboptimal auswirken?

Robin: Nick kann manchmal zu hastig sein, er springt dann von einer Idee zur anderen, ohne das volle Potenzial des jeweiligen Konzepts ausschöpfen zu können.

Nick: Robin auf der anderen Seite neigt dazu, sich zu sehr an kleinen Details aufzuhalten, was den Workflow stören kann. Das sind auf jeden Fall unsere Schwachstellen. Letzten Endes entsteht daraus aber auch eine früchtetragende und vor allem gesunde Dynamik, die es uns erlaubt, weiter voranzukommen, ohne das Wesentliche aus den Augen zu verlieren.

“Days Bygone” von Artefakt ist am 10. Mai auf Delsin Records erschienen.

 

 

www.soundcloud.com/artefakt-official

Foto: Kasia Zacharko