Back Market – Gutes muss nicht neu sein

 

Seit seiner Gründung im Jahr 2014 mischt Back Market die Technikwelt gehörig auf. Es handelt sich dabei nicht um einen einfachen Händler, sondern um einen Marktplatz, auf dem vorab geprüfte Händler gebrauchte und generalüberholte Elektronik verkaufen können. Im Vordergrund steht dabei nicht nur die Ersparnis, die Kunden beim Kauf von gebrauchten Elektronik-Geräten machen können, sondern vor allem auch der Umweltschutz, wenn Gebrauchtes wiederverwendet wird. Doch ist Back Market wirklich seriös? Die Back Market Erfahrungen von anderen Kunden sprechen für sich, und es handelt sich dabei offenbar wirklich um ein seriöses und vertrauenswürdiges Unternehmen, bei dem man ohne Bedenken einkaufen kann. 

Es ist wirklich eine gewagte Mission, die sich Back Market zu Eigen gemacht hat. Und diese Mission stört die Tech-Giganten immens. Denn während die Technik-Hersteller den Verbrauchern immer wieder das nächste „große Ding“ verkaufen, geht Back Market zurück. Und das im wahrsten Sinne des Wortes. Zurück zu Geräten, die ihre Aufgabe perfekt erfüllen, auch wenn sie nicht brandneu sind. Wir fanden das so spannend, dass wir mit Vianney Vaute, Mitbegründer von Back Market gesprochen haben. Der Franzose wacht jeden Morgen mit dem Wunsch auf, mehr Menschen in die fröhliche Back-Market-Revolution einzubeziehen. Dabei nimmt er sich selbst nicht allzu ernst, seine Mission jedoch schon.

Back Market: Ich bin hier, um sie davon zu überzeugen, sich für eine kreislauffähige Alternative für all ihre Geräte zu entscheiden, indem ich aufzeige, wie umweltfreundlich, vertrauenswürdig und unterhaltsam aufgearbeitete Technik sein kann.

FAZEmag: Back Market wurde 2014 in Frankreich gegründet. Wer hatte die Idee, das Unternehmen zu gründen und wie kam es zu dem Namen?

Back Market: Wir haben Back Market im November 2014 zusammen mit Thibaud Hug de Larauze, Quentin Le Brouster und mir (Vianney Vaute) gegründet. Die Idee entstand aus einer recht einfachen Beobachtung: Technische Produkte nehmen einen immer größeren Teil unseres Lebens ein und werden damit auch zu einer wachsenden Quelle der Umweltverschmutzung. Mit dem Refurbishment gab es bereits eine Lösung. Aber die wiederaufbereiteten Produkte mussten aufgewertet, gefördert und beworben werden. Bevor wir anfingen, hatte Thibaud bereits Erfahrung in der Zusammenarbeit mit Refurbishern. Drei Jahre lang unterstützte er bei Neteven Refurbish-Fabriken beim Vertrieb über das Internet. Während dieser Zeit entdeckte er ihr erstaunliches Know-how und erkannte fabelhafte Möglichkeiten. Doch diese Fabriken hatten Probleme, ihre potenziellen Kunden zu erreichen. Aus diesem Grund wurde Back Market geboren: mit dem großen Ziel, refurbished zur ersten Wahl für Elektronik zu machen. Wir bieten eine Plattform (einen Markt) für Wiederaufbereiter, die gebrauchte, elektronische Geräte wieder zum Leben erwecken. Daher war „Back Market“ als Firmenname für uns naheliegend.

FAZEmag: Ich habe gelesen, dass die Entwicklung des Logos eine sehr lange Zeit in Anspruch genommen hat. Warum und wieso ist das Logo im Fall von Back Market so wichtig?

Back Market: Es stimmt, die Markenidentität ist ein so einflussreiches Element für eine neue und herausfordernde Marke wie uns. Es ist das Bild, an das sich die Menschen erinnern werden und das visuell das gesamte Unternehmen verkörpern muss. Daher ist es nicht einfach, ein Markenlogo zu entwerfen. Aber es macht super viel Spaß. Vielleicht hat es uns so viel Spaß gemacht, dass wir nicht aufhören konnten, es zu erforschen. Wir haben es 2019 in Zusammenarbeit mit dem Londoner Studio KOTO entworfen. Während unser vorheriges Design freundlich und unaufdringlich war, hat uns das Erwachsenwerden mehr Selbstvertrauen gegeben. Es war an der Zeit, nach einer kühnen und eleganten Schriftart zu suchen. Eine Schrift, die kühn genug ist, um unsere furchtlose Mission zu verkörpern. Der umgekehrte Pfeil war eine großartige Entdeckung, um unser kreisförmiges Modell zu repräsentieren und unseren Namen visuell zu verkünden.

FAZEmag: Nachhaltigkeit ist nicht nur eine Notwendigkeit für Frankreich, sondern für ganz Europa und die ganze Welt. In welchen Ländern ist Back Market bereits aktiv und wie schätzt Back Market die Unterschiede in Europa in Bezug auf die Sensibilität der Menschen für Nachhaltigkeit ein?

Back Market: Bisher haben wir Websites in 16 Ländern auf der ganzen Welt eingerichtet, darunter die Vereinigten Staaten, Frankreich, Deutschland, Großbritannien, Italien, Spanien, Belgien, Österreich, die Niederlande, Portugal, Japan, Finnland und Irland sowie Griechenland, die Slowakei und Schweden. Zweifellos besteht ein weltweites Interesse an der Kreislaufwirtschaft, verbunden mit der Sorge um den Klimawandel und die nachhaltige Entwicklung. Wir stellen jedoch fest, dass einige Länder diesen Themen gegenüber aufgeschlossener sind als andere. 71 % der Europäer geben an, dass sie beim Kauf von Elektrogeräten auf Nachhaltigkeit achten, so eine Studie von Reichelt Elektronik aus dem Jahr 2021. In Frankreich und Deutschland zum Beispiel sind die Verbraucher mit generalüberholten Produkten ziemlich vertraut: Sie wissen, was das bedeutet, haben schon einmal welche gekauft und sind sensibel für die Herausforderungen der Reparatur. Das ist nicht in allen europäischen Ländern der Fall, wo unsere größte Herausforderung darin besteht, zunächst über aufgearbeitete Technik aufzuklären: ihre Auswirkungen auf die Umwelt im Vergleich zu neuen Geräten und ihr sehr hoher Qualitätsstandard im Vergleich zu gebrauchten oder alten Geräten.

FAZEmag: Vor allem junge Menschen, also die Hauptzielgruppe für elektronische Geräte wie Handys oder Tablets, haben oft keinen Bezug zur Nachhaltigkeit. Das ist eine große Herausforderung für Back Market. Wie geht ihr das an?

Back Market: Es klingt überraschend, aber in der Tat sind die jüngeren Generationen stärker an nachhaltigen Angeboten interessiert als die älteren. Die Studie von Reichelt Elektronik aus dem Jahr 2021 ergab, dass Europäer im Alter von 18 bis 24 Jahren bereit sind, im Durchschnitt einen Aufpreis von 9,4 % zu zahlen, während Europäer ab 55 Jahren nur bereit sind, 5,3 % mehr zu bezahlen. Jüngere Menschen sind eher bereit, ihre Konsumgewohnheiten aufgrund von Nachhaltigkeitsfaktoren zu ändern. Das sind großartige Neuigkeiten, nicht nur für unser Geschäft, sondern vor allem, weil sie uns Hoffnung geben, während wir mit einer schwierigen Umweltkrise konfrontiert sind. Die „Friday for Future“-Bewegung ist überall und insbesondere in Deutschland ein großartiges Zeichen für das wachsende Umweltbewusstsein der jungen Generation. Im Gegensatz zu anderen Industrien, in denen die nachhaltige Option oft die teuerste ist, ist erneuerte Technik tatsächlich nachhaltiger und eine günstigere Option. Wiederaufbereitete Geräte sind bis zu 70 % günstiger als neue. Gleich­zeitig spart ein generalüberholtes Telefon, laut einer Studie vom Januar der französischen Agentur für Wirtschaft und Umwelt (ADEME), 68.400 Liter Wasser, 175 g Elektroschrott, 79,68 kg CO2-Emissionen und 258 kg Rohstoffe ein. In diesem Sinne ist erneuerte Tech ein absoluter Gewinn für junge Leute.

FAZEmag: Wir führen dieses Interview hier auch aus dem Grund, weil Back Market dieses Jahr einen großen Stand auf dem bekannten Festival Parookaville haben wird. Es werden über 200.000 Gäste erwartet. Wenn die Gäste an den Stand kommen und wissen wollen, wofür Back Market steht, wie lautet die Antwort in einem Satz?

Back Market: Bei Back Market ist das Wiederaufbereiten ein Akt der radikalen Liebe. Denn jeder Riss, den wir reparieren, zeugt von der Überzeugung, dass Dinge, die lange halten, schöner sind. Anstatt unsere Technik wegzuwerfen, ist es unsere Aufgabe, sie wieder zum Leben zu erwecken, damit sie ewig hält.

 

FAZEmag: Warum habt ihr euch für Parookaville in Deutschland entschieden und auf welchen anderen Festivals war der Stand bereits zu sehen?

Back Market: Zunächst haben wir uns für die Teilnahme an Festivals ent­schieden, weil wir mit den Menschen in Deutschland in Kontakt treten und ihnen einen Service anbieten wollten, den sie vielleicht am meisten brauchen. Und wir wissen, dass Handys auf Festivals leicht kaputt gehen. So kamen wir auf die Idee, auf Musikfestivals kostenlose Repara­turen anzubieten. Es hat eine ganze Weile gedauert, bis wir das richtige Festival gefunden hatten. Wir wollten ein großes Festival, das wirklich viele Menschen anspricht. Auch Parookaville hat den gleichen Geist wie wir: Wir sind ein bisschen wild und verrückt, aber wenn wir etwas tun, dann gerne im großen Stil. Als Technologieunternehmen lieben wir auch die elektronische Musik, die all die Geräte erfordert, die wir auf unserer Website anbieten.

FAZEmag: Allerdings seid ihr nicht nur bei Parookaville in diesem Jahr.

Back Market: Das stimmt. Vor Parookaville werden wir am 9. Juli auch an der Rave-the-Planet-Parade in Berlin teilnehmen. Wir fanden es toll, dass Rave the Planet den Geist der mythischen Love Parade wieder­belebt. Und da es uns darum geht, die Technik wieder zum Leben zu erwecken, dachten wir, wir könnten auch die Technomusik wieder zum Leben erwecken. Unser ganzer Truck wird ein Revival des 90er-Jah­re-Spirits sein, mit mythischen DJs aus den 90ern, Musik und Style von damals.

FAZEmag: Was genau können die Besucher am Back Market Stand auf Parookaville erwarten?

Back Market: Einiges Nützliches und anderes nur zum Spaß. Was das Nützliche angeht, werden wir die Smartphones der Leute reparieren. Wir werden Displayschutzfolien anbieten. Wir werden zerbrochene Bildschir­me reparieren und Akkus austauschen. All das ist kostenlos. Unser Stand wird auch eine Menge Spaß machen. Wir werden ein eigenes Programm mit Künstlern und Artisten haben. Die Leute werden auch die Möglichkeit haben, an einer Klauenmaschine Geräte oder gebrauchte Spaßartikel zu gewinnen. Außerdem können sie ihre eigene Musik mit einem um­gebauten Sequenzer komponieren. Natürlich wird es auch einen Platz für Selfies geben, und nicht zuletzt eine Chill-Area, in der man sich nach zu viel Party ausruhen kann.

FAZEmag: Das alles klingt sehr ambitioniert. Was sind die Pläne von Back Market für den Rest des Jahres und das kommende Jahr?

Back Market: Unser Ziel ist es, erneuert als führendes Unternehmen im Technologiesektor zu etablieren. Unter diesem Leitsatz haben wir unsere Hauptziele für das Jahr 2022 festgelegt. Wir wollen unsere Innovationsarbeit fortsetzen und vertiefen, sowohl durch die Dienstleistungen, die wir für die Händler erbringen, als auch durch die Forschung und Entwicklung, die wir betreiben, um die Qualität der erneuerten Produkte zu verbessern und den Sektor florieren zu lassen. Wir wollen auch unseren BuyBack-Service ausbauen, der es Menschen ermöglicht, ihr Smartphone, ihre Konsole oder ihr Tablet auf unserer Plattform zu verkaufen. Wir haben viele Projekte in Planung, die diesen Zielen dienen werden. Zusammenfassend lässt sich also sagen, dass es unser Ziel ist, so viele Menschen wie möglich dazu zu bringen, sich für generalüberholte Technik zu entscheiden und stolz darauf zu sein.

FAZEmag: Wir drücken die Daumen und werden die Mission verbreiten.

 

Aus dem FAZEmag 125/07.2022
Text: Sven Schäfer
www.backmarket.de