Tourleben. Oft genug sehr anstrengend, aber unterm Strich eine tolle Erfahrung und viele Menschen, die man glücklich gemacht hat. Wenn man lange unterwegs ist, braucht man natürlich auch seine Ruhezonen, um zu entspannen – wie z.B. ein Hotel. Das hat laut Vertrag zwischen Künstlervertreter und Veranstalter auch einen gewissen Standard. Aber da gibt es auch die Ruheräume direkt in der Location, allgemein als Backstage-Bereich bekannt. Hier herrschen auch Standards, aber eher in Bezug auf das Angebot von Speisen, Getränken oder anderen Sonderwünschen (wie z.B. Torten, Schlauchboote, Koks …). Die Gestaltung dieser Räume ist allerdings oft genug nicht vorhanden und verletzt dann im schlimmsten Fall nicht nur das Auge, sondern sämtliche Menschenrechte. Sebastian Szary, eine Hälfte von Modeselektor und ein Drittel von Moderat, fing vor gut drei Jahren auf einer US-Tour an, diese Räume zu fotografieren, um per Posting der Fotos (#backstagetristesse) bei Instagram seine Follower zu erreichen. „Man sitzt gelangweilt rum und versucht Kontakt mit Draußen aufzunehmen. Man schaut sich um und denkt sich: ‘Stell dir vor, das wäre meine Wohnung bzw. Dauerzustand‘ – dieser Blick wird im Foto festgehalten und in die weite Welt geschickt.“ Auf der letztjährigen Moderat-Tour dann das Comeback der Backstage Tristesse und die Idee, das Ganze unter diesem Titel in einen Bildband zu packen. Grundsätzlich muss man unterscheiden zwischen Festival und Club, erklärt Szary: „Auf Festivals gibt es oft das ‚brandneue‘, noch originalverpackte Inventar. Mein Herz schlägt besonders hoch, weil man oft in Backstage-Räumen untergebracht wird, die sich in Containern befinden, und ich liebe ja Container. In Clubs hat man wirklich teilweise extrem abgerockte Möbel, Couches und achteckige Fliesentische. Ich könnte mir vorstellen, dass in kleineren Clubs der Onkel vom Veranstalter sagt: ‘Mensch Jungs, ich habe hier ’n Sofa für eure Disko, das ist noch gut!’ Dazu gesellt sich dann der Geruch des ‘verbrauchten Etwas‘ vom Vorabend …“
Aber keine Angst, liebe Veranstalter, alles halb so wild, denn der Modeselektor beschwichtigt: „Wir wollen uns nicht beschweren. Alles ist gut wie es ist, ihr macht das alles ganz schön toll!“ Ein Blick ins Buch für zukünftige Touren kann dennoch nicht schaden – um zu erfahren, wie man es nicht macht. „Backstage Tristesse“ gibt es für 20 EUR exklusiv im Monkeytown-Webshop.