Nach rund sieben (!) Jahren Festival-Abstinenz meinerseits, in denen sich für mich mehrfach die Möglichkeit bot, mit Freunden und Bekannten unter freiem Himmel zu feiern, war es vor zwei Wochen nun endlich soweit. Eine Gelegenheit, die ich schlichtweg nicht ablehnen konnte. Nicht zuletzt auch deswegen, weil es mein Pressetrip-Debüt und erster Aufenthalt in Ungarn, am wunderschönen Balaton, werden sollte.
Obwohl sich der Trip bedingt durch das aktuell in Europa herrschende Flugchaos als ein wenig holprig gestaltete, erfolgten An- sowie Abreise nahezu reibungslos. An dieser Stelle danke an Christian und Janika, die sich nicht durch gecancelte Flüge beirren haben lassen und mich sicher ans Ziel führten: White House Zamárdi.
Wow! Mit nur etwa 800 Metern Entfernung vom Festival-Gelände war dies einfach die perfekte Bleibe. Am Tag der Ankunft ging es also direkt los. Selbstredend nicht ganz nüchtern, machte ich mich in der Dämmerung zu Fuß auf den Weg zum Balaton Sound. Einlass und Sicherheitskontrolle waren trotz höherem Andrang schnell überwunden, denn beim Personal wurde hier nicht gespart.
Als ich die ersten Schritte auf das Gelände machte, war ich doch überwältigt von den Möglichkeiten. Wohin mit mir? Das Gelände ist unglaublich weitläufig, wie ich auf meinen späteren Erkundungsexpeditionen in Erfahrung brachte. Mein erster Anlaufpunkt dieser noch jungen Nacht war die Elrow Stage, die ich von außerhalb des Geländes sowohl visuell als auch akustisch direkt wahrgenommen habe. Buntes Bühnenbild mit viel Liebe zum Detail, dazu den groovigen Tech House, den man von Elrow kennt. Unweit von der Stage präsentierten sich mir mehrere Optionen, ein alkoholhaltiges Kaltgetränk zu ergattern. An den Getränkeständen fiel mir dann auf, wie international das Publikum hier ist. Von Italienisch über Deutsch bis Schwedisch wurden hier gefühlt alle europäischen Sprachen gesprochen. Da wird einem doch klar, was für eine Reichweite das Balaton Sound hat.
Vermutlich nicht nur bedingt durch die schieren Dimensionen des Festivals oder der tollen Location ist hier das diverse Line-up wohl ein entscheidender Faktor, der die sowieso schon touristisch geprägte Balaton-Region noch mal eine Ecke internationaler macht. Gut, die Main-Stage mit Timmy Trumpet, Marshmello, Dimitri Vegas & Like Mike und vielen weiteren EDM-Schwergewichten ist schon eine Ansage, auch wenn es nicht meinen musikalischen Präferenzen entspricht. Dann lieber Danny Tenaglia, Nastia oder Richie Hawtin, die natürlich nur einen Bruchteil des Programms ausmachten. Gönnt euch an dieser Stelle doch mal, was da aufgefahren wurde.
Kulinarisch bot das Balaton Sound eine bunte Palette an internationalen Leckereien an. Logischerweise war die großzügige Portion Gyros, Pommes, Salat und Mayo in einer Box (Gyros Box?) nicht die ernährungsbewussteste Option, nach der Vielzahl an 0,5-Dreher-Kannen und vereinzelten Vodka-Shots jedoch definitiv der verlockendste Mitternachts-Snack für mich. Übrigens, sehr praktisch: An jedem Festivalarmband war ein Chip, mit dem man ähnlich wie mit einer Kreditkarte direkt an jedem Stand bezahlen konnte.
Nachdem ich meinen verhältnismäßig eher seichten Kater beseitigt hatte, konnte es am folgenden Abend (Freitag) wieder auf die Piste gehen. Entspannterweise war es an meinem zweiten Festivaltag nicht so heiß und anfangs leicht windig, was ich nach der tagsüber herrschenden Hitze als sehr erfrischend empfand. Ich startete die Nacht wieder vor der neonfarbenen Elrow-Stage, setzte meine Sonnenbrille auf und öffnete die erste Kanne Dreher des Abends. Der Wind wurde zunehmend stärker, ich war dankbar für meine Sonnenbrille, da der aufgewehte Staub so nicht in meine Augen eindringen konnte. Meine geliebte Kanne Dreher, die inzwischen eins mit meiner Hand war, blieb allerdings nicht verschont. So knirschte ich mit den Zähnen und begann den eingangs noch wohlwollenden Wind mittlerweile zu verfluchen, denn jetzt war auf einmal auf dem gesamten Gelände die Musik aus. Nach einigen Minuten voller fragender Blicke aus den Reihen des noch angeheiterten Publikums, wurde via Durchsage verkündet, dass alle Besucher das Festivalgelände wegen des Unwetters zu verlassen haben.
Schade, doch definitiv die richtige Entscheidung seitens der Organisatoren. Auf dem Video sieht man es nur leicht, aber es wurde später zunehmend stürmischer. Nachdem ich mich noch mit ein paar netten Rumänen und Österreichern unterhalten hatte, folgte ich den Anweisungen und zog von dannen.
Mein Fazit: Es hat sich gelohnt. Obwohl ich anfangs skeptisch war, alleine ein Festival dieses Kalibers zu besuchen, war es für mich als Exil-Wahlberliner, der nur mit der gelobten Unterwelt der Bundeshauptstadt vertraut ist, eine neue Erfahrung. Fast schon eine Art Kulturschock – ganz im positiven Sinn. Falls sich noch mal die Gelegenheit ergeben sollte, nehme ich mir ein paar Tage mehr Zeit und erkunde beim nächsten Ungarn-Trip den Plattensee außerhalb von Zamardi, ist ja ein ziemlich großer Teich ;).
Ach ja, hier noch ein Video von der Dreher-Arena. Anscheinend habe ich mich irgendwie dorthin verirrt.
Foto (Vorschaubild & Beitragsbild): Major Kata
www.balatonsound.com/de/