Berlin Dance Music Event – Interview mit CEO Mika Heggemann

Das Berlin Dance Music Event geht in die nächste Runde. Was in Amsterdam das ADE (Amsterdam Dance Event) und auf Ibiza die IMS (International Music Summit) ist, ist in Berlin das BDME. In diesem Jahr sind vom 22. bis 26. Mai über 300 Speaker*innen und Künstler*innen auf rund 80 Veranstaltungen in mehr als 20 teilnehmenden Locations, verteilt über fünf Tage, zugegen. Beim Berlin Dance Music Event handelt es sich um ein Zusammentreffen verschiedener Akteur*innen der elektronischen Musikindustrie. Das Event soll sowohl der Generation neuer Künstler als auch etablierter Künstler und Akteuren der elektronischen Musikszene Raum für Inspiration und individuelle Weiterentwicklung liefern. Konferenzen und Panels verknüpfen sich während der mehrtägigen Zusammenkunft mit Musik, Events und natürlich auch mit Partys. Hochwertige Redebeiträge zu aktuellen Themen der Szene stehen neben Vergnügen an der Tagesordnung – quasi der perfekte Rahmen zum Networken mit in der Szene verankerten Profis.

Die Konferenzen finden in drei Locations statt: Im bekannten Berliner Club Ritter Butzke, im SAE Institute Berlin, in der privaten Hochschule für Musik, Marketing, Gaming, Filme und Programmierung sowie in den Riverside Studios, die von einem Kollektiv renommierter Profis und Künstler mit über 20 Tonstudios am Mediaspree betrieben werden. Von den über 80 Veranstaltungen sind mehr als die Hälfte Konferenzen und bei ungefähr 40 handelt es sich um Club-Veranstaltungen. Die Club-Veranstaltungen werden an über 15 verschiedenen Orten ausgetragen. Das BDME, wie das Event offiziell abgekürzt wird, richtet sich dabei an alle Akteur*innen im elektronischen Musik-Kosmos – sowohl Raver*innen, Künstler*innen, Produzent*innen und Industrievertreter*innen der Branche. Inhaltlich geht es bei den Konferenzen um Themen wie Mental Health, Vielfalt und Nachhaltigkeit. Aber auch Fragen wie z.B. „Ab wann braucht ein Newcomer einen Manager?“ oder „Wie holt man das Maximum aus Plattformen wie Spotify, Bandcamp und Beatport heraus?“ werden behandelt. Darüber hinaus wird es Panels zu Musikproduktion, Mixing und Mastering und Sounddesign geben und vieles Weiteres in Formaten wie Workshops, Masterclasses, Vorträgen, Diskussionen und Networking-Veranstaltungen. Wir haben mit Mika Heggemann, seines Zeichens CEO des Berlin Dance Music Events und zugleich auch selbst DJ, gesprochen und freuen uns, dass er zudem in diesem Monat den offiziellen FAZEmag-Download-Mix beisteuert.

Mika, wie siehst du die Entwicklung des BDME seit dem Start?

Die Entwicklung des Berlin Dance Music Events seit seinem Start ist wirklich bemerkenswert. Was als kleines Festival begann, hat sich zu einer der führenden Konferenzen in der Musikindustrie entwickelt. Die Qualität unseres Programms hat sich erheblich verbessert, und wir erleben ein kontinuierliches Wachstum sowohl in Bezug auf den Umfang als auch auf die Reichweite. Das Ansehen des BDME in der Industrie steigt stetig, was uns ermöglicht, jedes Jahr noch größere und bessere Veranstaltungen anzubieten. Unsere Vision, eine Plattform zu schaffen, die Bildung, Networking und die neuesten Trends in der Musikbranche vereint, wird jedes Jahr realer.

Welche Neuerungen bzw. Erweiterungen gibt es in diesem Jahr?

Dieses Jahr haben wir einige spannende Neuerungen und Erweiterungen im Programm. Wir haben die Veranstaltungsorte erweitert und neben den üblichen Clubs nun auch einige Bars integriert, die eine neue Atmosphäre für Networking bieten und kleinere Kollektive sowie Brands ansprechen. Außerdem führen wir zum ersten Mal spezielle Mixer- und Networking-Events durch, die einen starken Fokus auf geschäftliche Aspekte legen. Ein neues Highlight ist der Raum „Playground“ am Ritter Butzke, der als Mini-Ausstellung dient und Kooperationen mit führenden Technologiepartnern wie Dolby, Ableton und dem Sample Music Festival umfasst. Diese Neuerungen zielen darauf ab, die Vielseitigkeit und Reichweite des BDME weiter zu erhöhen.

Verteilt über fünf Tage wird es in diesem Jahr 300 Speaker*innen, und 80 Events in 20 Venues geben. Wie intensiv ist die Planung für diese Größenordnung? Führe uns doch einmal grob durch deine letzten Wochen und Monate.

Die Planung dieses umfangreichen Events verteilt über fünf Tage mit 300 Speakern, 80 Events und 20 verschiedenen Locations war äußerst intensiv. Der Erfolg und die reibungslose Durchführung eines solchen Mammutprojekts wären ohne unser engagiertes und erfahrenes Team unmöglich. Über die Jahre haben wir ein robustes Team aufgebaut, das sich um die unterschiedlichsten Bereiche kümmert – von Konferenzen über Nightlife, Marketing, Technik bis hin zum Personalmanagement. Unsere vertrauensvollen Partnerschaften mit wichtigen Akteuren wie Ritter Butzke, SAE und Riverside spielen eine zentrale Rolle in der Planung und Umsetzung der Veranstaltung.

Ihr habt ihn diesem Jahr wieder spannende Partner – erzähle uns gerne mehr über diese und wie die Zusammenarbeit zustande gekommen ist.

Die Zusammenarbeit mit unseren Partnern war auch dieses Jahr wieder ein wesentlicher Bestandteil unseres Erfolgs. Die Fortsetzung der Zusammenarbeit mit Molinari basiert auf den hervorragenden Erfahrungen des letzten Jahres, und für 2024 konnten wir gemeinsam neue kreative Ideen entwickeln. Eine besondere Erweiterung stellt die Kooperation mit Dolby & Genelec dar, die eine Ausstellung mit einer Atmos-Vorstellung einschließt. Diese Initiative entstand durch die Vermittlung von Ralf Kollmann und basiert auf den Erfahrungen, die bereits auf dem Amsterdam Dance Event (ADE) gesammelt wurden.

Wo liegt thematisch euer Fokus in 2024 und welche Panels und Speaker*innen findest du in diesem Jahr am spannendsten?

Unser thematischer Fokus in diesem Jahr liegt auf der Verbindung zwischen aktuellen Businessthemen und innovativen technologischen Entwicklungen in der Musikindustrie. Wir haben spannende Kooperationen mit Plattformen wie Seedj, AFEM, Toolroom & Voltage Circus und Obscuur. Einige der Highlights in den Panel-Diskussionen dieses Jahres sind „Women in the Industry“ mit Marie Kück, LOVRA, Jenny Walzer, Jessica Schöberlein; „Something goes viral“ mit CH4YN, Hanna Wangemann, Henrike Kresser; „Building strong artist-label relationships“ mit Charlotte Spillerova, Ralf Kollmann, Anthony Faulkner; sowie „How to Bandcamp“ mit Aly Gillani. Diese Diskussionen bieten tiefgreifende Einblicke und fördern den Austausch von Wissen und Erfahrung.

Berlin und seine Szene bilden nicht unbedingt auch den Rest der Republik ab. Wie siehst du persönlich beide Welten beim BDME integriert?

Die Integration der vielfältigen Berliner Szene mit den breiteren nationalen und internationalen Strömungen ist eine unserer größten Herausforderungen, zugleich aber auch eine unserer größten Stärken. Wir bemühen uns, ein ausgewogenes Programm anzubieten, das sowohl undergroundige als auch kommerzielle Themen abdeckt. Durch die Einbindung von internationalen Akteuren und lokalen Berliner Kollektiven, die bei der Programmgestaltung mitwirken, schaffen wir eine Plattform, die Vielfalt und Austausch fördert.

Bei der Planung sowie Umsetzung gab es sicherlich auch Herausforderungen, oder?

Die Planung und Umsetzung eines so großen Events bringen natürlich auch Herausforderungen mit sich. Finanzieller Druck durch ausbleibende Förderungen stellt uns jedes Jahr vor große Aufgaben. Zudem erfordert die Koordination des Club-Programms eine enorme Logistik und Flexibilität, besonders aufgrund des häufigen Wechsels von Mitarbeitern in den Clubs. Trotz dieser Herausforderungen gelingt es uns jedes Jahr, ein erfolgreiches Event zu organisieren, das die Erwartungen unserer Teilnehmer und Partner übertrifft.

Welche Pläne gibt es für das BDME in den nächsten Jahren und wo siehst du Entwicklungsmöglichkeiten?

In den kommenden Jahren planen wir, das BDME weiter zu vergrößern und zu einer noch umfangreicheren Plattform für die Musikindustrie auszubauen. Wir sehen großes Potenzial, insbesondere in der Erweiterung zu größeren Messen und internationalen Events. Berlin, als eine der weltweit führenden Techno-Hauptstädte, bietet ideale Voraussetzungen, um als Gastgeber für größere und kommerziellere Veranstaltungen zu dienen. Wir sind überzeugt, dass das BDME eine Schlüsselrolle dabei spielen wird, diese Möglichkeiten zu erschließen.

Du selbst bist auch als Künstler aktiv, welche Projekte stehen aktuell bei dir an?

Zusätzlich zu meiner Rolle beim BDME bin ich aktiv in der Weiterentwicklung meiner eigenen Marke, Polyamor Berlin, die ich zusammen mit Jonas Purrucker führe. Kürzlich haben wir eine Bookingagentur gelauncht, um talentierte Künstler*innen der neuen Musikgeneration zu fördern und zu vertreten. Gleichzeitig arbeiten wir daran, unser Record Label weiter zu professionalisieren, was uns ermöglicht, eine stärkere Präsenz in der Musikindustrie zu etablieren. Neben diesen Bemühungen organisieren wir Club-Shows außerhalb Deutschlands, um unsere Reichweite zu erweitern und neue Märkte zu erschließen.

Welche Highlights erwarten dich im restlichen Jahr 2024?

Für das restliche Jahr 2024 stehen einige spannende Ereignisse an, darunter eine Tour in Kolumbien, das Verknipt Festival in Kroatien, das Teletech Festival in Manchester und besonders das Jubiläum von Polyamor. Diese Events sind nicht nur persönliche Highlights, sondern auch wichtige Meilensteine für die Weiterentwicklung meiner künstlerischen Karriere.

Wie bekommst du sowohl deine eigene Karriere als auch dein Engagement für BDME unter einen Hut? Bleibt da noch viel Zeit für andere Dinge, für Privates?

Es ist eine ständige Herausforderung, meine Karriere als Künstler mit meinem Engagement für das BDME in Einklang zu bringen. Insbesondere in den Wochen vor dem BDME ist der Zeitdruck enorm. Glücklicherweise habe ich ein unterstützendes Umfeld aus Freunden und Familie, die mir den Rücken freihalten. Das Touren an Wochenenden ist eine neue Herausforderung für mich, und ich arbeite noch daran, eine gute Balance zu finden, um auch Zeit für meine persönlichen und privaten Interessen zu haben.

 

Aus dem FAZEmag 147/05.2024
Text: Triple P
www.berlin-dance-music-event.com