
Die Berliner Clubszene ist ein zentraler Teil der Hauptstadtkultur, doch sie steckt in der Krise. Immer mehr bekannte Clubs müssen schließen, zuletzt u. a. das Watergate an der Oberbaumbrücke.
Grund dafür sind hohe Kosten und bürokratische Hürden, die den Betreibern zunehmend zu schaffen machen. Nun präsentieren Berliner Clubs gemeinsam mit 24 Organisationen einen Forderungskatalog, der die Wende bringen soll.
Im Fokus steht die Idee der Zwischennutzung: Leerstehende Gebäude sollen einfacher und schneller in Kulturorte verwandelt werden können. Ziel ist es, „Mehrwerte für Stadt, Eigentümer:innen und Gesellschaft“ zu schaffen – durch kreative, kulturelle Nutzung ungenutzter Flächen.
Dafür fordern die Initiatoren neue gesetzliche Rahmenbedingungen, die Clubs und Kulturschaffenden mehr Handlungsspielraum geben. Der Forderungskatalog umfasst neun zentrale Punkte.
Dazu gehören eine rechtliche Definition von Zwischennutzungen, vereinfachte Genehmigungsverfahren, eine mögliche Leerstandssteuer sowie Förderprogramme auf Bezirks- und Landesebene.
Besonders wichtig sei, dass die Verwaltung künftig nicht nur genehmigt oder duldet, sondern Zwischennutzungen aktiv ermöglicht. Um diesen Wandel zu unterstützen, sollen laut Vorschlag Schulungen und klare Richtlinien eingeführt werden, damit Verwaltungsmitarbeiter besser mit Kulturschaffenden zusammenarbeiten können.
Als Vorbild dient Wien: Nach dem Modell „Kreative Räume Wien“ soll auch in Berlin eine städtische Zwischennutzungsagentur entstehen, die Verwaltung, Eigentümer und Szene miteinander vernetzt und Projekte transparent begleitet.
Eine der zentralsten Forderungen betrifft den rechtlichen Status von Clubs. Sie sollen künftig als „Anlagen kultureller Zwecke“ gelten – wie Theater oder Konzerthäuser. Diese Anerkennung würde nicht nur rechtlichen Schutz und schnellere Genehmigungen bedeuten, sondern auch ein klares Signal senden: Clubs sind keine bloßen Vergnügungsstätten, sondern Orte kultureller Vielfalt und sozialer Begegnung.
Die Initiatoren sehen darin einen entscheidenden Schritt, um das Clubsterben zu stoppen. Mehr Rechtssicherheit, weniger Bürokratie und neue kreative Räume könnten die Berliner Clublandschaft langfristig stärken.
Alle neun Forderungen aufgeführt:
1. Rechtliche Anerkennung und Definition von Zwischennutzung
2. Zwischennutzung als Instrument für benachteiligte Quartiere und untergenutzte Gewerbegebiete
3. Vereinfachung von Genehmigungen: Nutzungsänderungsanzeiger und Ausnahmeregelungen
4. Einführung einer Leerstandssteuer
5. Bezirkliche Wirtschaftsförderung sowie regionale Tourismusförderung von und für Zwischennutzungen
6. Zwischennutzung als Instrument zur Erreichung von SDG 11
7. Sensibilisierung und Fortbildung von Verwaltungsmitarbeiter:innen
8. Gründung einer städtischen Zwischennutzungsagentur
9. Anerkennung von Musikclubs als Anlagen kultureller Zwecke
Zu den Unterzeichnern gehören u. a. Sonja Wilke und Konstantin Kaminskij aus dem Bürger:innenbeirat Berlin-Tourismus (AG Nachtleben), Laurens von Oswald von der Tresor Foundation sowie Marcel Weber von der Clubcommission Berlin e.V.
Quelle: Berlin Live
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